Schwäbische Zeitung (Biberach)
Damit jeder sein Auto wiederfindet
Mitarbeiter der Stadtwerke kümmern sich um einen reibungslosen Betrieb.
BIBERACH - Mehr als 2700 Mal öffnet sich im Schnitt pro Tag eine der Einfahrtsschranken zu den Parkgaragen in Biberach. Egal, ob im Parkhaus Ulmer Tor, den Tiefgaragen Stadthalle, Museum oder dem Parkhaus Wieland-Park – überall sind Mitarbeiter der Stadtwerke Biberach im Einsatz, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Denn so mancher Autofahrer braucht Hilfe: Sei es beim Finden eines Kassenautomaten, beim Einwurf des Chips oder bei der Suche nach dem Fahrzeug. Die „Schwäbische Zeitung“hat Thomas Werner, den stellvertretenden Leiter Parkierung, und seine Kollegen eine Stunde lang begleitet.
Besonders viel Trubel herrscht im Parkhaus Ulmer Tor immer am Mittwoch zwischen 11 und 12 Uhr. „Zu dieser Zeit sind viele Besucher mit ihren Einkäufen auf dem Wochenmarkt fertig“, schildert Thomas Werner. Seit der Erweiterung zählt das mehrstöckige Parkhaus insgesamt 555 Stellplätze. Bei seinem Rundgang hat der Mitarbeiter vor allem neuralgische Punkte wie die Ausfahrt hin zum Eselsberg im Blick. So kontrolliert er, ob sich auch alle Verkehrsteilnehmer an die Rechts-vor-linksRegel halten. „Auf jedem Supermarkt-Parkplatz gilt die gleiche Verkehrsregelung“, erläutert Werner. Er trägt dabei eine Warnweste, damit ihn die Autofahrer auch wahrnehmen: „Manche sind so auf die Ausfahrt fixiert, dass sie alles andere übersehen.“
Nicht jeder beachtet die Schilder
Ein weiterer Knackpunkt an dieser Stelle: Die Autofahrer, die aus dem neuen Gebäudetrakt ausfahren möchten, müssen erst eine Runde im Parkhaus drehen, bevor sie durch die Schranke fahren können. Einfach rechts abzubiegen an dieser Stelle, geht aufgrund des engen Radius nicht. Trotz einer Hinweistafel mit der Aufschrift „Rechts abbiegen verboten. Sie schaffen es sowieso nicht ...“scheint mancher einen Versuch unternommen zu haben. Lackspuren an der Chipeinwurf-Säule sind die stillen Zeugen.
Auch die Ein- und Ausfahrt Neherstraße, die sich eine Etage darunter auf der anderen Seite befindet, haben die Mitarbeiter im Blick. Denn mancher Autofahrer verpasst den Chipeinwurf, weil sich der Automat nicht direkt bei der Schranke befindet. „Wir haben nun nachgebessert und die Säule mit Chipeinwurf besser gekennzeichnet“, sagt der stellvertretende Teamleiter. Die Stadtwerke seien immer bemüht, die Parkgaragen weiterzuentwickeln. Dazu gehört beispielsweise auch die Markierung von Flächen, an denen nicht geparkt werden darf. Würde darauf nämlich verzichtet, käme es zu wilden Parkversuchen, die unter Umständen andere Autos blockieren.
Mitarbeiter im Schichtbetrieb
Pro Schicht ist ein Mitarbeiter abwechselnd in den Parkgaragen Ulmer Tor, Stadthalle, Museum und Wieland-Park unterwegs. Ein weiterer Kollege kümmert sich um anfallende Reparaturen: „Alle Beschäftigten haben eine handwerkliche Ausbildung, weshalb wir viel in Eigenregie erledigen können.“In den späten Abendstunden und in der Nacht – alle Garagen haben bis auf das Parkhaus Wieland-Park rund um die Uhr geöffnet – ist ein Wachschutz im Einsatz. Zudem hat ein Mitarbeiter Bereitschaftsdienst, sollte es doch einmal irgendwo klemmen.
Manchmal passiert es auch, dass Fahrzeugbesitzer einen Schaden an ihrem Auto feststellen, wenn sie vom Einkaufen zurückkehren. „In so einem Fall bitten wir die Autofahrer, sich an die Polizei zu wenden“, sagt Thomas Werner. Einzelne Geschädigte kommen auch ins Büro und wollen die Aufzeichnungen der Überwachungskameras sehen. „Privatpersonen dürfen wir das Material nicht zeigen, weil der Datenschutz dies verbietet“, erläutert er. Im Parkhaus Ulmer Tor zum Beispiel sind die Kassenbereiche sowie die Ein- und Ausfahrten videoüberwacht. Nach vier Tagen werden die Aufzeichnungen automatisch überschrieben
Der Chip ist weg – und jetzt?
Fast schon ein Klassiker ist, dass Besucher ihr Auto nicht mehr finden. „Wir schauen dann erst einmal den Chip genauer an“, schildert er. Nicht selten passiere es nämlich, dass die Menschen in der falschen Parkgarage suchten: „Auf den roten Chips steht immer der Name der Parkgarage.“Sollte der Suchende im richtigen Parkhaus sein, klären die Mitarbeiter mit ihm ab, über welche Einfahrt er ins Parkhaus gelangt und wie viele Etagen er hochgefahren ist. Ein- bis zweimal am Tag komme es auch vor, dass Autofahrer ihren Chip verlieren. 20 Euro kostet ein Ersatzchip. Auch Autos bleiben im Parkhaus liegen. „Während der heißen Tage hatten wir vier Fahrzeuge mit Getriebeschaden“, sagt Thomas Werner. „Es gibt kaum etwas, das wir noch nicht erlebt haben.“
In der Serie „Eine Stunde mit ...“begleitet die „Schwäbische Zeitung“in den nächsten Wochen Menschen aus der Region an besonderen Arbeitsplätzen.