Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein Garten Eden im Seelenwald
Blumen und Gemüse wachsen bei Dieter Wuttge in Hülle und Fülle
SEELENWALD - Abseits der Straße, oberhalb des Sägewerks in Seelenwald bei Kanzach, tut sich ein Paradies auf: Dieter Wuttge hat seinen ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb in einen Garten Eden verwandelt.
Blumen wachsen rings ums Haus; am früheren Silo ist das Frühbeet und die Kinderstube der Pflanzen; hinter dem Haus gedeihen Gemüse, Salat, Beeren – und noch mehr Blumen. Allerdings: „Die Blumenpracht geht langsam zu Ende, auch wegen der großen Trockenheit“, sagt Wuttge. Kein Blumenbeet werde mehr gegossen; das Wasser aus der Leitung sei ihm zu teuer. Nur die Gemüsebeete und die jungen Pflanzen bekommen noch das Notwendige von dem kostbaren Nass.
Der Garten hält fit
„Ich hab’ immer versucht, etwas Buntes ums Haus zu haben“, beginnt Wuttge beim Rundgang über sein großes Gartengrundstück. Schon seit er 1965 vom Vater den Hof übernommen hatte. Bis 2000 betrieb er die Landwirtschaft zur Milchgewinnung und später als Schweinemastbetrieb, übergab ihn dann an seinen ältesten Sohn und setzte sich „zur Ruhe“. Und dieser Ruhestand bedeutet für ihn sein Garten, sein Blumen- und Gemüseanbau für den eigenen Bedarf und den der größer gewordenen Familie. Mit Sport und Garten halte er sich fit, sagt der 80-Jährige schmunzelnd.
Cosmea, Fingerhut, Malven, Sonnenhut rot und gelb, Phlox, Verbenen und Rittersporn – zum Teil nur noch an den Samenständen zu erkennen – wachsen am Hang entlang des Sträßchens zum Hof und vor dem Haus. Die Samen dazu sammelt er selber: „Samen hab ich immer im Überfluss.“Sie halten ja etwa drei Jahre, ergänzt Wuttge. Und: „Meine Hände sind immer dort, wo Samen anfallen.“Auf Ausflügen und Reisen, bei Freunden und auf Ausstellungen wird nach passendem Saatgut Ausschau gehalten. Der Rote Sonnenhut erinnert ihn daher an einen Amerika-Urlaub.
Der Regen fehlt
Fürs kommende Jahr sind die zweijährigen Pflanzen teilweise schon vorgezogen in den Töpfen neben dem Frühbeet. Sie sollten dringend gepflanzt werden: „Jetzt sieht man die Pflanzenlücken.“Im Herbst gepflanzt, blühen sie im kommenden Sommer. Aber der Regen fehlt! Und bevor es nicht ausgiebig geregnet habe, könne er nicht pflanzen. Dennoch sagt er gelassen: „Was wird, wächst – wenn nicht, hab ich Pech gehabt.“Der große Gemüsegarten liegt hinter dem Haus. Um die exakt angelegten Beete wachsen späte Himbeeren, Johannis- und Stachelbeeren. Dahinter grenzen hohe Sonnenblumen den Garten gegen die Felder ab. 60 Dahlien in allen Farben und Formen blühen am anderen Ende.
Nahe beim Haus: das Kräuterbeet. Das Kartoffellaub im Beet gegenüber ist bereits dürr; die ersten zwei Reihen Frühkartoffeln sind geerntet. Wo die Bohnen waren, soll – sobald es geregnet hat – der Ackersalat gesät werden. Ein Teil des Kopfsalates ist erntereif, der Rest in verschiedenen Wuchsstadien. Brokkoli und Blumenkohl, Zwiebeln und Lauch sind mit Insektennetzen bedeckt, um die Schädlinge fern zu halten und um „ohne Chemie“wirtschaften zu können.
Die Gurken sind gerade aufgedeckt, können jedoch mit einem Handgriff verpackt werden, um sie vor Wind und eventueller Nässe zu schützen.
Fruchtfolge wird eingehalten
Dieter Wuttge führt genau Buch über die Anlage seiner Gemüsebeete, um eine Fruchtfolge einzuhalten; im kommenden Jahr rutscht jedes der Beete eine Stufe weiter. Im Schnellhefter auf dem Gartentisch sind die Pläne der vergangenen Jahre abgeheftet. Starkzehrer wie alle Kohlarten sollen im kommenden Jahr nicht wieder im selben Beet angepflanzt werden; sich nicht vertragende Gemüsearten werden nicht nebeneinander gedeihen. Er besuchte Kurse und Fortbildungen, von denen er viel profitiere, wie die oft durchgeblätterten und benützten Ausdrucke und Aufschriebe zeigen. Auch auf regelmäßige Bodenproben legt Wuttge Wert, empfiehlt sie auch anderen Hobbygärtnern. Alle zwei bis vier Jahre, zeigen seine gesammelten Formulare im zweiten Schnellhefter, lässt er die Erde seines Gemüsegartens untersuchen. Und im Jahreskalender vermerkt Wuttge jeden Tag, was er erledigt hat, wichtige Vorkommnisse und Gegebenheiten, selbst Ausflüge und kleinere Ereignisse.
Und was macht der Gärtner im Winter? Er lacht verschmitzt. Im Winter sei Ruhe, Zeit für intensives Sporttreiben und Fotografieren. Und Planen für das kommende Gartenjahr.