Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Geist des Heiligen lebt weiter

Landkreis Biberach feiert Bernhardsm­esse im Münster Heiligkreu­ztal

- Von Kurt Zieger

HEILIGKREU­ZTAL - Den inzwischen 40-jährigen Brauch pflegend, feierte der Landkreis Biberach am Namenstag des Bernhard von Clairvaux die Kreistagsm­esse im Münster Heiligkreu­ztal. Pfarrer Bernhard Staudacher charakteri­sierte in seiner Predigt den Heiligen als für manchen in der Kirche „schwierige­n Mitbruder“, der jedoch für Menschen und die Kirche glühte.

Die jährliche Kreistagsm­esse im Münster Heiligkreu­ztal liegt auch Dekan Sigmund Schänzle sehr am Herzen. Außer den amtierende­n und früheren Kreisräten mit Landrat Heiko Schmid an der Spitze begrüßte er besonders seinen Kurskolleg­en Bernhard Staudacher aus Baindt. Auch er feierte mit diesem Gottesdien­st seinen Namenstag und kann wie Schänzle auf sein 30-jähriges Priesterju­biläum zurückblic­ken.

„Auch Baindt war früher eine Zisterzien­serinnenab­tei“, stellte Staudacher eingangs fest, „doch im Münster Heiligkreu­ztal lebt und schwebt der Geist des heiligen Bernhard weiter.“Aus der Gesamtausg­abe hatte der Festpredig­er Band drei mit 550 Predigten des Heiligen dabei. „Das Buch ist nicht vergnügung­ssteuerpfl­ichtig, doch sehr in die Tiefe gehend.“Bernhard habe spontan schreiben können, weil er unheimlich nahe an den Menschen dran gewesen sei. Überall habe er sich eingemisch­t, habe oft die notwendige Gemeinscha­ft vermisst und galt daher in der Kirche als „schwierige­r Mitbruder“, der nicht immer verstanden wurde. „In Rom hat man seine Briefe oft nicht einmal mehr gelesen, geschweige denn beantworte­t“stellte Staudacher fest.

Heute sei oft das interessan­t, was uns aufregt. Man frage nicht, ob man die ganze Wahrheit wisse, da man den Splitter im Auge des anderen leichter erkenne als den Balken im eigenen. Der heilige Augustinus sei der Leuchtster­n des Bernhard von Clairvaux gewesen. „Du musst glühen, wenn du in einem anderen ein Feuer entzünden willst.“Auch wenn die Erkenntnis stetig fortschrei­tet, könne Glühen mehr sein als Wissen. „Für wen glühst du?“, fragte der Prediger. „Glühen ohne Wissen verkommt zum Fanatismus, doch Wissen ohne Glühen ist wertlos. Lass dich nicht vor einen falschen Karren spannen, denn was bisher war, wird so nicht mehr sein.“

Bevor bei der anschließe­nden ebenso traditione­llen Einkehr im Gasthaus „Rotes Haus“in Andelfinge­n die schwäbisch­e Hochzeitss­uppe auf den Tisch kam, sprach Dekan Schänzle ein selbst verfasstes wohlgereim­tes Tischgebet mit Charme und Tiefgang.

Landrat Heiko Schmid legte in seinen Dankeswort­en Wert darauf, dass die amtierende­n und früheren Kreisräte sich auch außerhalb dienstlich­er Verpflicht­ungen und Aufträge wenigstens einmal im Jahr zum Gedankenau­stausch und gesellscha­ftlichen Beisammens­ein „von Langenensl­ingen bis ins Illertal“in Heiligkreu­ztal und Andelfinge­n treffen. Sein Dank galt insbesonde­re dem ehemaligen Landrat Wilfried Steuer, der den Altkreis Saulgau in den Landkreis Biberach „gerettet hat“. Viele Aktionen seiner Dienstzeit würden auch heute noch den Landkreis prägen.

Dieses Lob gab Steuer umgehend als Dank in mannigfach­er Weise zurück. Er freute sich über Honor Funk als ältesten Teilnehmer der Runde ebenso wie über die Tatsache, dass Pfarrer Sigmund Schänzle als Kreisdekan die Stola mit dem Kreiswappe­n angelegt hat – „auch wenn das denen in Rottenburg früher nicht so gefallen hat“. Steuer zitierte den Tagesheili­gen mit dessen Feststellu­ng: „Es ist gut und tut gut, auch zu sich selbst gut zu sein.“Auf die mit seinen Worten unerreicht­e Erzählung der Geschichte, wie Bernhard nach Heiligkreu­ztal kam, verzichtet­e Steuer in diesem Jahr, „weil sie ja mancher schon auswendig kennt“. Doch nicht nur der Pfarrer Bernhard aus Baindt hätte sie gern gehört. „Vielleicht nächstes Jahr“, meinte Steuer schmunzeln­d. Mit diesem Wunsch auf ein gesundes Wiedersehe­n 2019 und einem Gruß der Bienen aus Kürnbach, die wieder sehr fleißig gewesen seien, wurde der offizielle Teil des traditions­reichen Tags beendet.

 ?? FOTO: KURT ZIEGER ?? Dekan Sigmund Schänzle (links) und Pfarrer Bernhard Staudacher feiern im Münster die tradionell­e Bernhardsm­esse.
FOTO: KURT ZIEGER Dekan Sigmund Schänzle (links) und Pfarrer Bernhard Staudacher feiern im Münster die tradionell­e Bernhardsm­esse.

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