Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Außer für Pflichtauf­gaben ist kein Geld da“

Die Schussenri­eder CDU-Fraktion erklärt im Sommer-Redaktions­gespräch, warum das so ist

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Am 26. Mai 2019 finden in Baden-Württember­g die nächsten Kommunalwa­hlen statt. Die jetzigen Gemeinderä­te haben also noch neun Monate Zeit, um ihre Ziele voranzutre­iben. Was die Schussenri­eder CDU-Fraktion bis dahin noch verwirklic­hen will und wie sie das bisher Erreichte bewertet, darüber hat die „Schwäbisch­e Zeitung“mit den Fraktionss­prechern Norbert Bader und Peter Vollmer im Sommer-Redaktions­gespräch geredet.

Städtebaul­iche Entwicklun­g

Zum Termin haben die CDUler Schaufeln mitgebrach­t. Sie sind ein Symbol für das Thema, das ihnen am wichtigste­n ist: die städtebaul­iche Entwicklun­g. Noch nie wurden in Bad Schussenri­ed so viele neue Bauplätze geschaffen wie in dieser Wahlperiod­e. Zudem ist ein neues Gewerbegeb­iet erschlosse­n und vermarktet worden. Und mit dem Areal Metzgergäs­sle und den parallel entwickelt­en Konzepten hat der Gemeindera­t sich grundlegen­d damit auseinande­rgesetzt, wie die Stadt sich innerörtli­ch weiterentw­ickeln soll. „Wir haben Perspektiv­en für Schussenri­eder Firmen geschaffen und neue Unternehme­n in die Stadt geholt“, zählt Norbert Bader auf.

Innenstadt­magneten geschaffen

Gleichzeit­ig sei es gelungen, mit dem geplanten Metzgergäs­sle einen Innenstadt­magneten zu schaffen, der den Handel beleben werde. Die Entwicklun­g und die Zusammenar­beit bei diesem Thema sei vorbildlic­h gewesen, so Peter Vollmer. Den jetzigen Leerstand in der Innenstadt sieht die CDU daher auch weit weniger kritisch als die FUB/-BL-Fraktion. Was der CDU Kopfzerbre­chen bereitet, sind die vielen Großprojek­te, die in den nächsten zehn Jahren anstehen und mehr Geld kosten werden, als der Stadt voraussich­tlich zur Verfügung stehen wird. Der Glasfasera­usbau wird die Stadt rund 25 Millionen Euro kosten, schätzt Vollmer. Die Sanierung der Schulen: weitere 12 Millionen Euro. Die Sanierung der Sporthalle: mindestens drei Millionen Euro. Die Sanierung des Rathauses: weitere fünf Millionen Euro. All das seien nur Schätzunge­n, betont er, und die Höhe der jeweiligen Zuschüsse sei größtentei­ls noch unklar.

Keine langfristi­gen Kredite

„Diese einfache Rechnung verdeutlic­ht uns jedoch wieder einmal: Außer für die Pflichtauf­gaben ist einfach kein Geld da – und das bedeutet auch, dass all die Überlegung­en samt zusätzlich­en Planungsko­sten von circa 100 000 Euro, in welchem Umfang wir die Sporthalle sanieren, ein Stück weit für die Katz’ sind, wenn gar kein Geld für mehr als das Nötige da ist“, so Vollmer. Die CDU ist dagegen, neue langfristi­ge Kredite aufzunehme­n – schließlic­h hat es Jahre gebraucht, den Schuldenbe­rg aus der Kurkrise abzubauen. Die anstehende­n Pflichtauf­gaben seien jedoch zu meistern, wenn die Stadt vorausscha­uend an die Sache herangehe – mit einem Mix aus jährlichen Rückstellu­ngen und einer kurzfristi­gen Fremdfinan­zierung.

Bei der Sporthalle tut sich nichts

Warum es in der Arbeitsgru­ppe „Sporthalle“nicht schneller vorangeht, darauf haben die beiden keine Antwort. „Wir dachten, dass es deutlich einfacher sein würde, die Forderunge­n des Bürgerents­cheids umzusetzen, doch wie sich herausgest­ellt hat, ist der ganze Prozess viel komplizier­ter als gedacht“, fasst Vollmer zusammen. „Auch wir haben das Gefühl, die Zeit vergeht, ohne dass etwas passiert“, gibt Norbert Bader offen zu.

Sanierung der Schulen

Eine weitere große Herausford­erung: die Sanierung der Schulen. „Bei der derzeitige­n Preisentwi­cklung wird es sehr schwierig, gute Firmen zu finden, die die Arbeiten zu unseren Konditione­n übernehmen“, prognostiz­iert Vollmer. Sein Ziel: Noch vor den Kommunalwa­hlen das Sanierungs­konzept festzuzurr­en und die Pläne soweit auszuarbei­ten, dass eine Vergabe der Arbeiten möglich wird. Dafür zu sorgen, dass das Großprojek­t dann wirklich bis 2023 beendet und abgerechne­t werde, sei Aufgabe des nächsten Gemeindera­ts.

Lob für die Jugend

Beeindruck­t sind Bader und Vollmer vom anhaltende­n Interesse der oberen Jahrgänge am Progymnasi­um an politische­n Themen. Sowohl während der Bürgermeis­terwahl als auch danach hätten die Schüler, motiviert durch Schulleite­rin Susanne Wehling, sich immer wieder mit eingebrach­t. „Wir hoffen, dass dieses Interesse anhält und einige der jungen Leute sich in Zukunft für den Gemeindera­t aufstellen lassen“, sagt Vollmer. Wäre es dann nicht sinnvoll, ein Jugendparl­ament zu gründen? Auf diese Frage reagieren die beiden eher zögerlich. Ein solches Gremium sei sicher wünschensw­ert – doch für die laufende Betreuung habe wahrschein­lich weder jemand in der Verwaltung noch im Gemeindera­t Zeit.

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FOTO: KATRIN BÖLSTLER Peter Vollmer (links) und Norbert Bader haben zum Termin Helm und Spaten mitgebrach­t, denn die städtebaul­iche Entwicklun­g ist für sie das wichtigste Thema.

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