Schwäbische Zeitung (Biberach)
Steigmühlstraße sorgt weiter für Ärger
Anwohner hält geplante Maßnahmen der Stadt für nicht zufriedenstellend
BIBERACH - Autofahrer und Radler, die zu schnell unterwegs sind; Anwohner, die deswegen nur schlecht die Straße überqueren können und aus der Tiefgarage kaum ausfahren können, weil ihnen der zugeparkte Seitenstreifen die Sicht nimmt: Ein Anwohner der Steigmühlstraße in Biberach ist seit Längeren sauer darüber, dass die Stadtverwaltung hier nicht handelt. Im Rathaus bewertet man die Angelegenheit allerdings etwas anders.
Bereits Anfang Juli war Anwohner Jürgen Beissner an die Öffentlichkeit gegangen. Die Steigmühlstraße, als Verbindung zwischen Riedlinger Straße und Wolfentalstraße, sei vor allem in Stoßzeiten dicht befahren. Autofahrer, aber auch Radfahrer, die von der Riedlinger Straße herunterkommen, seien oftmals zu schnell unterwegs. Vor allem ältere Anwohner, die dort in größerer Zahl wohnen, könnten deswegen nur unter Gefahr die Straße überqueren. Einen Zebrastreifen sowie einen befestigten Gehweg gibt es in der Steigmühlstraße nicht. Durch Autos, die am Straßenrand parkten, sei es für Anwohner auch schwierig, gefahrlos aus der Tiefgarage auszufahren, weil die Sicht in die Straße eingeschränkt sei.
Die Stadt hatte im Juli darauf verwiesen, dass die Steigmühlstraße laut Investitionsprogramm 2023 für eine größere Sanierung anstehe (SZ berichtete). Um das Problem des fehlenden Gehwegs etwas abzumildern, war eine weiße Markierung am Straßenrand gezogen worden. Außerdem sollten verdeckte Geschwindigkeitsmessungen vorgenommen werden.
„Ein paar Schilder und etwas Farbe“
Für Jürgen Beissner, der seit 2013 in der Straße wohnt, nur ein schwacher Trost. „Nichts ist dauerhafter als ein Provisorium“, sagt er zu der Aussicht, noch mindestens fünf Jahre auf einen Ausbau der Straße warten zu müssen. Seiner Meinung nach gibt es mehrere Maßnahmen, die die Stadt zwischenzeitlich ergreifen könnte. „Man könnte eine Geschwindigkeitsbeschränkung aussprechen. Das kostet nur ein paar Schilder und etwas Farbe.“Im Grünen Weg sei diesbezüglich auch schnell gehandelt worden. „Möglicherweise leben dort einflussreichere Bürger“, mutmaßt Beissner.
Außerdem könnte man seiner Ansicht nach die Parkdauer entlang der Straße beschränken. „Ich beobachte, dass anscheinend viele Klinikmitarbeiter ihre Autos kostenlos entlang der Steigmühlstraße abstellen“, so Beissner, „dabei ist ein offizieller Parkplatz nur ein paar Meter weiter oberhalb.“Der sei meist zur Hälfte leer. Vermutlich, weil es dort Parkgebühr koste. „Aber was sind denn 1,50 Euro pro Tag?“
Im Übrigen sei auch nicht immer klar, ob der weiße Seitenstreifen nun den Straßenrand abgrenze oder als Parkplatzmarkierung gedacht sei, so Beissner. So sei kürzlich aus dem Kutzbergerweg eine durchgehende weiße Linie bis in die Einmündung zur Steigmühlstraße gezogen worden. „Will man damit den Autofahrern signalisieren, dass sie jetzt bis in die Einmündung hinein parken können?“, fragt sich Beissner.
Er erhoffe sich zügige Abhilfe von der Stadt. „Ich weiß, dass auch andere Anwohner hier so denken“, sagt Beissner. Der Verkehr in der Steigmühlstraße habe in den vergangenen Jahren zugenommen. „Und das ist nicht nur Verkehr, der in das Gewerbegebiet im Wolfental will, sondern das sind auch Autofahrer, die die Steigmühlstraße als Abkürzung nutzen.“
„Aus Sicht der Stadt ist die Steigmühlstraße eine Haupterschließung für das Gewerbegebiet“, sagt Andrea Appel, Pressesprecherin der Stadt. Eine Tempo-30-Regelung durch eine Beschilderung oder eine bauliche Verengung der Straße sei deswegen nicht möglich. Der Vergleich mit dem Grünen Weg passe nicht, weil es sich dort um ein reines Wohngebiet handele.
Froh über kostenlose Parkplätze
Der Wunsch nach einer Parkzeitbeschränkung in der Steigmühlstraße sei bislang nicht an die Stadt herangetragen worden. „Das würde ja auch die Anwohner selbst treffen, weil nicht jeder über einen Tiefgaragenplatz verfügt“, so Appel. Die Stadt sei froh, am Rand der Stadt diese kostenfreien Parkplätze zu haben.
Die Markierung an der Einmündung Kutzbergerweg/Steigmühlstraße sei keine Kennzeichnung von Parkplätzen. „Sie dient nur dazu, den Verlauf des Kutzbergerwegs hervorzuheben“, sagt Appel. Es habe in der Vergangenheit Beschwerden gegeben, dass zu nahe an der Einmündung geparkt werde.
Das Verkehrsaufkommen in der Steigmühlstraße von rund 4300 Fahrzeugen täglich reiche aktuell nicht aus, um dort einen Zebrastreifen anzulegen, sagt die Pressesprecherin. Auch bereits erfolgte verdeckte Geschwindigkeitsmessungen legten derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf nahe. „Die Autos, die dort zu schnell sind, fahren zum Großteil im Bereich von 56 bis 58 Stundenkilometern“, sagt Appel.