Schwäbische Zeitung (Biberach)
Geld sparen, Zusammenhalt gewinnen
Mühlhauser beenden Sanierung in St. Ottilia – mehr als nur das Kostenziel erreicht
MÜHLHAUSEN - Sparen heißt nicht zwangsläufig Verzicht. In Mühlhausen hat sich der Sparkurs der Kirchengemeinde sogar als Gewinn entpuppt. Die Sanierung der Außenfassade der Kirche St. Ottilia hatte gedrängt. Um die Kosten nicht zu sprengen, bat die Kirchengemeinde die Mühlhauser um Mithilfe (die SZ berichtete). Nach drei Monaten ist die Kirche nun wieder in Schuss und das Dorf enger zusammengerückt.
Jürgen Reder, der stellvertretende Vorsitzende der Kirchengemeinde, ist mehr als zufrieden mit den fleißigen Helfern. „An den Wochenenden waren immer 15 bis 20 Personen auf der Baustelle. Unter der Woche waren es meist unsere vier Rentner“, berichtet Reder. Alters- und auch konfessionsübergreifend hätten die Dorfbewohner mit angepackt. „Alles, was ging, haben wir selbst erledigt.“So reinigten die Helfer die Außenfassade, verputzten das Gemäuer und gaben diesem schließlich auch einen Neuanstrich. Vier Mal hätte der Turm, drei Mal das Kirchenschiff gestrichen werden müssen. Insgesamt 950 Kilo Farbe seien dabei draufgegangen, sagt Reder. Nur ein paar wenige Aufgaben hätten Profis übernehmen müssen. So habe man die Kirchturmglocken sowie die -uhr fremden Händen überlassen. In den vergangenen Wochen kam ein Bauprojekt spontan hinzu: eine Nisthilfe für Störche. „Während der Baustelle waren regelmäßig fünf Tiere da.“Man habe sich mit dem Nabu kurzgeschlossen, der die Einrichtung der Nisthilfe schließlich abgeklärt und begleitet habe. Er habe zwar noch nicht alle Rechnungen erhalten. Doch das Kostenziel in Höhe von 130 000 Euro sei eingehalten worden, sagt Jürgen Reder. Ungefragt hätten Unternehmen und Privatpersonen zudem gespendet. Die Gesamtsumme liegt bei gut 4000 Euro.
Nicht nur das ein Grund zur Freude. Denn das Bauprojekt hat die Dorfgemeinschaft zusammengeschweißt. „Die Stimmung auf der Baustelle war durchgehend gut“, sagt Reder. Auch die Hitze der vergangenen Wochen hätte keine Ermüdungserscheinungen ausgelöst. „Wir haben bloß mehr getrunken. In Sachen Verpflegung habe die Baustelle mit einem Hotel mithalten können. „Es war wie ein All-inclusive-Urlaub“, sagt Reder. Während die einen an der Außenfassade beschäftigt waren, scheuten andere Helfer in der Küche keine Mühen.
Trotz des reibungslosen Ablaufs ist Jürgen Reder froh, dass die Sanierung nun abgeschlossen ist. „Das war schon stressig und in zwei Jahren kommt ja wieder etwas.“Die Gemeinde wird der Kirche den Friedhof überschreiben. Auch dieser solle im Rahmen eines Dorfprojekts auf Vordermann gebracht werden. Vielleicht liefert das Helferfest Anfang September einen Motivationsvorschuss. Damit möchte sich Reder bei den Ehrenamtlichen bedanken, „gemütlich zusammensitzen und in Erinnerungen schwelgen“.