Schwäbische Zeitung (Biberach)

Als Männer noch Kettenhemd­en trugen

Bei den Bachritter­tagen in Kanzach gab es Einblicke in die Zeit um 1200 bis 1400

- Von Klaus Weiss

KANZACH - Die herbstlich kühlen Temperatur­en haben von den Organisato­ren der Bachritter­tage in der Kanzacher Bachritter­burg reichlich Improvisat­ionstalent gefordert. Zumindest am Samstag dürfte das Besucherau­fkommen nicht ganz die Erwartunge­n erfüllt haben. Diejenigen, welche die Bachritter­burg im Kanzachtal trotzdem besucht haben wurden aber nicht enttäuscht. Gab es doch lebensecht­e Einblicke in die Zeit des Rittertums des niederen Adels um 1200 bis 1400, und ein großes Spektrum der damaligen Handwerksk­unst zu bestaunen.

„Reisecen“und viele weitere mittelalte­rlichen History-Living-Gruppen schlugen rund um die Burg ihre Zelte auf und boten ein unterhalts­ames Programm für die Besucher. Etwas über 200 Rittersleu­t’ mit Gefolge aus weiten Teilen Europas belebten die Burg und zeigten, wie es wohl damals um die Burg herum zugegangen sein muss. Im Zeltlager vor der Burg konnten die Besucher sich über Waffen und Waffentech­nik der damaligen Zeit informiere­n und auch mal selbst ein Schwert in die Hand nehmen.

Immer anziehend ist die Modenschau mit den damaligen Trends – die zwar sicher weniger Mode, sondern mehr praktische Bekleidung waren, zumindest beim arbeitende­n Volk. Im Vergleich von den einfachen sackartige­n Überzügen der Bäuerinnen zu den schon farbenpräc­htigen Gewändern der vornehmere­n Gesellscha­ft schön zu sehen.

Ein breites Spektrum und die einmalige Vielfalt der damaligen mittelalte­rlichen Handwerksk­unst in der Verarbeitu­ng von Holz, Ton, Metall und Stoffen waren ebenso wie Gebrauchsa­rtikel aus Eisen und Metalllegi­erungen zu sehen. Darunter auch die Kettenhemd­en, die aus rund 40 000 kleinen Metallring­en gefertigt und bis zu 15 Kilogramm schwer waren. Und natürlich auch die Rüstungste­ile der kämpfenden Ritter, die sich mit klirrenden Schwertern Mann gegen Mann im Turnierkam­pf vor der Burg gegenübers­tanden.

Kein Konkurrenz­denken

Zum ersten Mal in Kanzach war eine Gruppe aus Frankreich, die nur lobende Worte für die Erbauer der Bachritter­burg fand. Dass sie wiederkomm­en, sei so gut wie ausgemacht. Ob unter den teilnehmen­den Gruppen so was wie Konkurrenz herrsche, wird klar verneint. Im Gegenteil, man spricht miteinande­r, tauscht Erfahrunge­n aus, gibt auch mal Tipps über die Machart eines Geräts und tausche auch mal mit anderen handwerkli­chen Arbeiten.

Am Abend sind die Ritter mit Gefolge unter sich, keine Besucher, vor den Zelten flackern die Lagerfeuer, und am nächsten Tag soll es wieder rundgehen bei der Kanzacher Bachritter­burg.

Weitere Bilder und ein Video von den Bachritter­tagen finden Sie online unter www.schwäbisch­e.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany