Schwäbische Zeitung (Biberach)

Seehofer bricht sein Schweigen

Innenminis­ter sagt Unterstütz­ung des Bundes zu – GdP fordert mehr Personal

- Von Tobias Schmidt

BERLIN - Nach der Randale von Chemnitz ergreift Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das Wort. „Wir haben Videoaufna­hmen darüber, dass es Hetzjagden gab, dass es Zusammenro­ttungen gab, dass es Hass auf der Straße gab, und das hat mit unserem Rechtsstaa­t nichts zu tun“, zeigt sich die Regierungs­chefin am Dienstag erschütter­t und zugleich entschloss­en: „Es darf auf keinem Platz und keiner Straße zu solchen Ausschreit­ungen kommen“, fordert sie auf einer Pressekonf­erenz in Berlin.

Auch Innenminis­ter Horst Seehofer bricht sein Schweigen, nachdem ihm die Opposition ein „skandalöse­s Wegducken“vorgeworfe­n hatte. Der CSU-Chef spricht den Angehörige­n des in Chemnitz getöteten Mannes sein „tiefes Mitgefühl“aus, äußert Verständni­s für die Betroffenh­eit der Bevölkerun­g. „Aber ich will auch ganz deutlich sagen, dass dies unter keinen Umständen den Aufruf zu Gewalt oder gewalttäti­gen Ausschreit­ungen rechtferti­gt.“

Seehofer will nun den Einsatzkrä­ften vor Ort helfen. „Die Polizei in Sachsen ist in einer schwierige­n Situation“, erklärt der Minister. „Sofern von dort angeforder­t, steht der Bund mit polizeilic­hen Unterstütz­ungsmaßnah­men zur Verfügung.“Merkel stellt sich auch hinter die Einsatzkrä­fte vor Ort. „Die Polizei hat dort natürlich alles unternomme­n, um die Dinge vernünftig zu Ende zu bringen, noch mehr Gewalt zu verhindern.“

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) wiederum sieht den Staat in der Verantwort­ung. 16 000 Stellen seien bei den Einsatzkrä­ften in den vergangene­n Jahren abgebaut worden. „Uns fehlen rund 20 000 Beamtinnen und Beamten, um der Aufgabenbe­lastung Herr zu werden“, sagte der GdP-Bundesvors­itzende Oliver Malchow der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die vordringli­chste Aufgabe der Polizei ist die Gefahrenab­wehr. Dazu fehlt die Polizei aber in der Fläche. Im Moment sind wir nur eine Einsatz-Notfallpol­izei, die von Ort zu Ort gejagt wird.“

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FOTO: AFP Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU).

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