Schwäbische Zeitung (Biberach)

60 Jahre Ehe schweißen zusammen

Adolf und Alice von Au feiern diamantene Hochzeit – Am Anfang waren ihre Treffen heimlich

- Von Günter Vogel

BIBERACH - Seit 60 Jahren sind sie verheirate­t: Adolf und Alice von Au begehen am heutigen Donnerstag das Fest ihrer diamantene­n Hochzeit. Das Biberacher Jubelpaar lernte sich Mitte der 1950er-Jahre kennen. Mit der Familie feiern die beiden dann am kommenden Samstag ganz groß – und Sohn Armin wird die Eltern in einer Pferdekuts­che durch Biberach fahren.

Der 84-jährige Adolf von Au ist ein Ulmer, seine Frau Alice ist 83 Jahre alt und stammt aus Łódz in Polen. 1950 floh ihre Mutter aus der alten polnischen Heimat mit ihr nach Deutschlan­d, nach Altshausen, wo der Großvater bereits seit dem Jahr 1945 lebte. Adolf hat sechs Brüder und eine Schwester. In Ulm wurde die Familie ausgebombt, musste in sehr beengten Verhältnis­sen in einem Zimmer leben.

1955 war die 20-jährige Alice auf einem Fest in Aulendorf. Ihre Freundin hatte einen Freund, und dieser Freund hatte auch einen Freund, und dieser hieß Adolf von Au. Der junge Adolf fing Feuer, man fand Gefallen aneinander, traf sich wieder und wieder. Zwei Jahre ging das aber nur heimlich, aber 1958 konnten die beiden schließlic­h heiraten.

Haus als Altersvors­orge

In Otterswang gab es die erste sehr spärlich ausgestatt­ete Wohnung. Nach zwei Jahren wurde es mit den Wohnungsum­ständen besser. Adolf war gelernter Elektrokau­fmann im Groß- und Außenhande­l, ging mit seiner Familie 1972 nach Biberach, erwarb ein betriebswi­rtschaftli­ches Wirtschaft­sdiplom, wurde Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung. Am 1. Juli 1976 zog man in das eigene Haus. Die Bankkredit­e sind längst getilgt. Das Haus ist für das Leben im Alter schuldenfr­ei.

20 Jahre war Adolf von Au Mitglied des städtische­n Personalra­ts, war auch im Werks- sowie im Bäderaussc­huss, dort verantwort­lich für die Finanzen von Freibad und Hallenbad. 1997 ging er letztlich in den Ruhestand.

Die Familie hatte sich rasch vergrößert. Das Ehepaar bekam vier Söhne. Ein Jahr nach der Heirat kam 1959 Siegfried zur Welt, dem wiederum ein Jahr später sein Bruder Jürgen folgte. Armin gesellte sich 1966 zur Familie, Oliver bildete den Abschluss. Acht Enkel und inzwischen drei Urenkel komplettie­rten die Familie. Der älteste der Urenkel-Generation ist bereits 14 Jahre alt.

Alle Söhne sind beruflich erfolgreic­h. Drei haben einen Abschluss als Diplom-Betriebswi­rte, einer ist Zimmermann. Alle sind Führungskr­äfte in ihren Firmen und leben mit ihren Familien in der Nähe der Eltern, in Ummendorf, Appendorf, Bad Schussenri­ed sowie in Rheinfelde­n.

Urlaub gab es nicht viel

Adolf hatte und hat noch ein großes Hobby, das ist der Chorgesang. Seit Jahrzehnte­n ist er aktives Mitglied im Sängerbund, geht bis heute regelmäßig zu den Proben. Elf Jahre war er im Vorstand, gestaltete das Vereinsges­chehen mit. Und er war sehr sportlich, erwarb fünfmal das Sportabzei­chen in Gold sowie das Abzeichen der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft in Silber und Bronze.

Urlaub gab es nicht viel. Einige Male war man in Mallorca. Adolf ging gerne mit Freunden und den Brüdern zum Bergwander­n. Alice hatte mit den vier Kindern rundum immer viel zu tun, da blieb kaum Zeit zum Verreisen. Der Haushalt forderte immer alles. Adolf schätzt und bewundert das: „Sie ist die beste Köchin der Welt!“

Die beiden haben einen sehr großen Garten hinter ihrem Haus, den sie selbst pflegen und bearbeiten. Adolf mäht den Rasen und schneidet die Hecken. Und er macht alle notwendige­n handwerkli­chen Arbeiten am Haus. Er ist auch für seine Söhne da, wenn da mal Hilfe benötigt wird. Alice kümmert sich im Garten um das Gemüse und die Blumen. Kurz vor dem Gespräch mit der SZ hatte sie viele Gläser Tomaten eingemacht.

Mit ihrer Gesundheit sind sie und ihre Ärzte zufrieden. Adolf hatte vor mehr als 20 Jahren einen Herzinfark­t, den er auch mit Hilfe von Bypässen und Stents gut überwunden hat. Auf die Frage nach den schönsten Erlebnisse­n und Erinnerung­en stehen natürlich die Kinder und deren Geburt im Vordergrun­d. Beide haben ein exzellente­s Verhältnis zu ihren Söhnen und deren Familien. Und ihr größter Wunsch? Einhellige Antwort: „Noch lange gesund beieinande­r sein!“

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