Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mit den Augen der Anderen
Andrea Reck aus Ummendorf hat bereits mehr als 90 Länder bereist und dort fotografiert
UMMENDORF - „Mit den Augen der Anderen“, heißt die Fotoaustellung der Ummendorfer Journalistin und Reiseleiterin Andrea Reck. Die Bilder sind im Wohnpark am Rotbach der St.-Elisabeth-Stiftung zu sehen und zeigen das Leben in Ländern von Island bis Kambodscha.
Man merkt Andrea Reck die Eile nicht an: In dem kleinen Gehöft Ruckweg, oberhalb von Ummendorf, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Außer von den grasenden Kühen und den Vögeln in den Bäumen ist kaum ein Laut zu hören. „Meine Nachbarn sind Hasen und Rehe“, sagt Reck.
Hier lebt die 61-Jährige mit ihrem Mann. Hier scheint die Welt weit weg zu sein und ist doch ganz nah: Denn Reck ist eigentlich nur auf dem Sprung. „Letze Woche war ich in Uganda und habe Gorillas im Bergwald besucht“, erzählt sie. Am Samstag will sie schon wieder aufbrechen, zu einer Reise in den Iran. Ein Land, von dem viele Menschen eine falsche Vorstellung hätten. „Die Iraner sind so gastfreundlich, dass ich es manchmal gar nicht glauben kann“, sagte sie. Mehr als zwölf Mal war Reck dort schon zu Besuch. Viele Iraner wüssten um das schlechte Image ihres Landes im Westen, seien zugleich aber sehr gebildet und stolz auf ihre Künstler. „Danke, dass Sie unser Land besuchen“, habe sie immer wieder gehört.
Reiselust seit der Jugend
Die Reiselust lässt Reck nicht los und das seit ihrer Jugend. An ihren ersten Flug erinnert sie sich noch genau: Mit 18 Jahren durfte sie das erste Mal nach Israel. Zuhause in Pforzheim hatten die Eltern ein Reisebüro, ferne Länder waren immer ein Thema in der Familie. Nach dem Studium arbeitete sie 25 Jahre lang als Redakteurin für das Reisemagazin „Tours“in München, damals schon trieb es sie beruflich immer wieder in die Welt hinaus. Stets mit dabei, bis heute: ihre Kamera. Doch Reck will auf Reisen nicht nur „knipsen“, sondern auch mit den Menschen ins Gespräch kommen. Bevor sie auf den Auslöser drückt, fragt sie um Erlaubnis, will wissen, wen sie Ganze Wände füllen die Fotos aus aller Welt von Andrea Reck – wie hier in ihrem Haus in Ummendorf. fotografiert. „Alles andere käme mir vor wie ein reines Abschießen der Einheimischen mit meiner Kamera“, sagt sie. Grundsätzlich reise sie ohnehin mit leichtem Gepäck statt schwerer Fotoausrüstung. „Die Technik ist für mich zweitrangig, mir kommt es eher auf den richtigen Blick an“, sagt sie.
Zelt statt Hilton-Hotel
Etwa 90 Länder hat Reck im Laufe ihres Lebens besucht, viele davon als Reiseleiterin: „Da gibt es natürlich noch ein paar mehr“, sagt sie. Südamerika zum Beispiel sei zum Teil noch Neuland für sie. Immer aber reize sie die „Lust am Fremden“. Unterwegs ist es das einfache Reisen, das sie fasziniere. In armen Ländern wie Äthiopien sei ihr das besonders wichtig – und dass die Einheimischen von den Touristen profitieren.
„Danke, dass Sie unser Land besuchen.“
Iraner, die Andrea Reck auf ihren Reisen getroffen hat
„Eine Nacht unterm Sternenzelt ziehe ich jedem Fünf-SterneHotel vor.“
Andrea Reck, Reiseleiterin und Journalistin aus Ummendorf
„Wir steigen da nicht im Hilton ab, sondern haben unsere einheimischen Fahrer, Koch und Wanderführer dabei“, sagt sie. Berge liebe sie ebenso wie Wüsten und Dünen, und „eine Nacht unterm algerischen Sternenzelt ziehe ich jedem FünfSterne-Hotel vor“.
Passiert sei ihr auf all den Reisen noch nie etwas. Nur ein Mal habe sie Pech gehabt: „An der U-Bahn-Station in München ist mir einmal mein Fahrrad gestohlen worden“, sagt sie lachend. Das sei aber schon Jahre her. Immer würden für sie die positiven Gefühle und Erinnerungen überwiegen, die mit dem Reisen verbunden sind.
Diese Freude und das Interesse möchte sie auch in der Region vermitteln. Deshalb stelle sie ihre Bilder aus, halte Vorträge – unentgeltlich in Seniorenheimen – und informiere über andere Länder.
Im Oktober hat Reck noch eine – für sie ungewöhnliche – Reise geplant: Sie und ihr Mann wollen mit dem Wohnmobil aufbrechen und eine Woche durch Oberschwaben reisen. Reck freue sich darauf, keine lästigen Sicherheitschecks über sich ergehen lassen zu müssen, nicht stundenlang im Flieger zu sitzen und ganz spontan die Heimat zu erkunden. „Ich find’s auch hier richtig schön.“