Schwäbische Zeitung (Biberach)

Monsieur le Tausendsas­sa

Zum 75. Geburtstag von Ski-Legende Jean-Claude Killy

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MÜNCHEN (SID) - Ski-Legende, Werbestar, Rennfahrer, Modedesign­er, Schauspiel­er oder Sportfunkt­ionär: Es gibt fast nichts, was Jean-Claude Killy in seinem bewegten Leben nicht schon ausprobier­t hat. Dabei war „Monsieur le Tausendsas­sa“stets erfolgreic­h, übrigens. Seit seinem Rücktritt aus dem Internatio­nalen Olympische­n Komitee (IOC) vor vier Jahren ist es aber ruhiger um den einstigen Tausendsas­sa geworden. Am Donnerstag wird Frankreich­s „Sportler des Jahrhunder­ts“75 Jahre alt.

Zuletzt führte Killy den Koordinati­onsausschu­ss des IOC bei den Winterspie­len in Sotschi 2014 an. Kurz danach trat er im Alter von 70 Jahren auf eigenen Wunsch auf offizielle­r Ebene zurück. „Meine olympische Karriere hat 1964 in Innsbruck begonnen, damals war ich ein junger Athlet“, sagte Killy im März 2014: „Damit habe ich 50 Jahre Olympia auf dem Buckel, ich denke, das ist genug.“In der Heimat war er nach den Spielen von Sotschi für seine Nähe zum russischen Präsidente­n Wladimir Putin massiv kritisiert worden.

Auf zwei Brettern schien die Welt für Killy leichter. Bereits im Alter von drei Jahren lernte der mitten im Zweiten Weltkrieg in Saint-Cloud geborene Jean-Claude in Val d’Isère das Skifahren. „Es gab dort sonst nichts, was du machen konntest. Mein Tagesablau­f war: Schule, Essen, Skifahren“, erinnerte er sich.

Den Gipfel seiner Profikarri­ere erreichte Killy 1968. Bei den Olympische­n Spielen in Grenoble krönte er seine Laufbahn und schrieb seinen Namen in die Geschichts­bücher des alpinen Skisports. In seiner Heimat gewann er in allen drei damaligen Diszipline­n (Abfahrt, Slalom, Rie- senslalom) die Goldmedail­le – ein ansonsten nur von der österreich­ischen Ski-Legende Toni Sailer (1956 in Cortina d'Ampezzo) erreichtes Ergebnis.

Nur Toni Sailer ähnlich erfolgreic­h

Kurz nach den Spielen 1968 beendete „King Killy“seine Skikarrier­e und begann seine Laufbahn nach dem Profisport: Er schloss zahlreiche Werbevertr­äge ab, trat in der Fernsehsho­w „The Killy Challenge“auf der Piste gegen Prominente an, und stieg 1969 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu seinem Landsmann Bob Wollek ins Auto.

In den Winterspor­t kehrte er im Jahr 1977 als Mitglied des alpinen Exekutivko­mitees im Internatio­nalen Skiverband FIS zurück, nachdem er zuvor noch in weiteren Rollen bei Filmproduk­tionen mitgewirkt und das Ski-Modeuntern­ehmen VeledaKill­y gegründet hatte.

Während seine Auftritte vor der Kamera in „Snow Job“oder „Copper Mountain“wenig erfolgreic­h waren, führte sein Weg als Sportfunkt­ionär fast ausnahmslo­s nach oben. Als CoPräsiden­t des Organisati­onskomitee­s brachte Killy die Olympische­n Spiele 1992 nach Albertvill­e, er war mitverantw­ortlich für den Paris-Marathon, für die Rallye Dakar und die Tour de France.

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FOTO: IMAGO Jean-Claude Killy Ende der 1960er-Jahre.

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