Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kinder müssen draußen bleiben
Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, dass Herbert Grönemeyer in einem seiner ohrwurmtauglichen Gassenhauern forderte: „Kinder an die Macht!“Nun könnte man meinen, so etwas kann nur ein kinderloser Mensch verlangen. Doch Grönemeyer hat selbst zwei Kinder, womit er eigentlich mit den Tücken des Zusammenlebens mit kleinen Menschen vertraut sein müsste. Jeder, der schon einmal unversehens oder gar absichtlich einem Kindergeburtstag hat beiwohnen müssen, wird die Vision von der Macht in Kinderhänden anders bewerten. Das gilt gewiss auch für dem Streicheltod nur knapp entronnene Kleintiere wie Kaninchen, Mehrschweinchen oder Nacktschnecken.
Die Macht der Kinder aber dergestalt einzuschränken, sie nicht mal am gastronomischen Leben eines Restaurants der Insel Rügen teilhaben zu lassen, ist auch wieder übertrieben. Der betreffende Gastwirt, der von 17 Uhr an keine Knirpse mehr in seinem Restaurant duldet, sieht sich nun Anfeindungen von Leuten aus ganz Deutschland ausgesetzt, die sowieso nie bei ihm essen wollten. Andererseits heißt das Restaurant just „Omas Küche“, was natürlich etwas unglücklich ist, weil gerade die Oma in unserer Kultur das Symbol der Kinderfreundlichkeit schlechthin ist. Man darf sich also nicht wundern, wenn Kinder sich da ungeliebt fühlen. Käme auch keiner auf die Idee, seinen Kinderteller ausschließlich den Senioren anzubieten. Um Herbert Grönemeyer ist es seit dem Hit von damals übrigens ruhiger geworden. Das mag daran liegen, dass seine Kinder inzwischen erwachsen sind. (nyf)
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