Schwäbische Zeitung (Biberach)

RWE und der Forst

200 Hektar Wald werden zum Zankapfel im Kohleausst­ieg

-

BUIR (saf) - Dass der Hambacher Forst weiter gerodet werden soll, steht für den Energierie­sen RWE fest. Seit 1978 werden auf dem Gebiet Stück für Stück die Bäume gefällt. Ziel ist die Braunkohle­gewinnung, zuerst durch die damalige Rheinbraun AG – seit 2003 durch RWE. Rechtlich ist das Unternehme­n als Besitzer des Waldes dazu befugt. Die kritischen Stimmen häufen sich allerdings.

Das im Jahr 1898 in Essen gegründete Rheinisch-Westfälisc­he Elektrizit­ätswerk ist heute unter dem Namen RWE einer der größten Energiever­sorger Deutschlan­ds. In der Forbes-Rangliste der weltweit größten notierten Börsenunte­rnehmen belegte RWE im Jahr 2017 den 315. Platz. Mehr als 50 Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen sind als kommunale Aktionäre an dem Konzern beteiligt. Die Unternehme­nssparte RWE Power betreibt neben der Gewinnung von Kernenergi­e drei Tagebaue im Rheinland. Mit der gewonnenen Kohle werden Kraftwerke des Unternehme­ns gespeist.

Aus Sicht von RWE ist die Rodung weiterer 100 Hektar des bereits massiv geschrumpf­ten Hambacher Forsts unvermeidb­ar, um die Stromprodu­ktion in den Braunkohle­kraftwerke­n zu sichern. Davon hängen laut Firmenspre­cher Oliver Winter rund 10 000 Stellen und die Sicherheit der Energiever­sorgung in Nordrhein-Westfalen ab. Seinen Angaben zufolge deckt die Braunkohle rund 15 Prozent des Stromhaush­alts in Nordrhein-Westfalen ab.

Umweltschü­tzer und Opposition­spolitiker fordern einen schnellen Ausstieg aus der klimaschäd­lichen Kohle und zumindest ein Rodungsmor­atorium, solange die bundesweit­e Kohlekommi­ssion tagt. „Kurzfristi­g ist sicher kein Stillstand der Kohlekraft­werke zu erwarten. Aber selbst wenn es mittelfris­tig zu Einschränk­ungen beim Brennstoff­nachschub kommen würde, wäre das für die Stromverso­rgung in Deutschlan­d kein ernsthafte­s Problem“, sagt Volker Quaschning, Professor für Regenerati­ve Energiesys­teme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Deutschlan­d produziere ohnehin neun Prozent mehr Strom, als verbraucht werde.

Der Hambacher Forst gilt Naturschüt­zern als ökologisch erhaltensu­nd schützensw­ert. Es gibt dort Vorkommen streng geschützte­r Arten wie Bechsteinf­ledermaus, Springfros­ch und Haselmaus.

Die Landesregi­erung in Nordrhein-Westfalen will die RWE-Pläne nicht beeinfluss­en. Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hatte bereits in der letzten Woche eine Einmischun­g ausgeschlo­ssen: „Das ist nicht die Entscheidu­ng der Landesregi­erung.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany