Schwäbische Zeitung (Biberach)
Artisten tanzen leichtfüßig durch die Manege
Akrobatik im Zirkus Charles Knie überzeugt mehr als Tierdarbietungen – Mahnwache offenbar ausgefallen
BIBERACH - Balancieren auf einem dünnen Drahtseil oder waghalsige Sprünge in luftiger Höhe: Die Premiere des Zirkus Charles Knie auf dem Biberacher Gigelberg ist am Dienstagnachmittag gut besucht gewesen. Fast 800 Menschen verfolgten die zweistündige Vorstellung. Für viel Applaus haben die unterschiedlichen Akrobatikdarbietungen gesorgt – und beeindruckten mehr als die Tierdarbietungen.
Ein dünnes Drahtseil spannt sich durch die Manege. Das Zirkuszelt ist abgedunkelt, die Atmosphäre erinnert an eine Burlesquedarbietung. Die junge Frau, die die Manege betritt, ist klein und zierlich. Elegant klettert sie auf das dünne Stahlseil und läuft darauf hochkonzentriert auf und ab. Tatiana Kundyk ist eine der 25 Artisten des Zirkus. Die Artistin bewegt sich auf dem Seil so leichtfüßig und normal wie unsereins auf der Straße. Es folgen verschiedenste Kunststücke, wie ein Spagat. Zum Schluss setzt sie sich mit einem Stuhl auf das Seil. Kaum vorstellbar, wie das gehen soll – das Publikum ist fasziniert.
Auch blickten die Zuschauer voller Erstaunen an die Decke des Zirkuszeltes,
als die Wulber-Familie – anscheinend völlig ohne Höhenangst – ihr Können am Trapez zeigte. Die drei Männer und drei Frauen zeigten Sprünge, schlugen Salti und Pirouetten. Für den Höhepunkt der Nummer schwang sich ein mutiger Artist bis hoch ans Zeltdach, um dann einen dreifachen Salto, den Salto mortale, vorzuführen. Auch die Rollschuhartistik des Duo Medini sorgte für einige „Ahs“und „Ohs“im Publikum. Das junge italienische Paar bewegte sich auf einem kleinen runden Podest mit seinen Rollschuhen so schnell im Kreis, dass einem schon beim Zusehen mulmig im Bauch wurde. Doch die Artisten störte das offenbar nicht – und als
Abschluss führten sie eine Nummer sogar mit verbundenen Augen auf.
Darüber hinaus waren an diesem Nachmittag auch einige Tiere in der Manege zu erleben, wie zum Beispiel die Raubtiernummer von Alexander Lacey. Sieben Tiger und sechs Löwen stellten sich auf ihre Hinterbeine, ließen ab und zu ein furchterregendes Knurren von sich, aber kuschelten zum Schluss mit ihrem Dompteur. Etwas fehl am Platz wirkten die acht Ochsen und auch die Zebras, die lediglich eine Runde durch die Manege liefen. Dabei hielt sich das Publikum auch mit Applaus zurück.
Für einige Lacher sorgte der Clown Henry. Lustig geschminkt und frisiert warf er Hüte in die Luft, kam
als Kellner zum Einsatz, warf dabei Spaghetti ins Publikum und schnappte sich ab und zu einige Zuschauer, um sie in die Manege zu holen. Den Abschluss bildete die Messoudi-Familie. Mit Muskeln aus Stahl zeigten sie ihre Handstandakrobatik. Zum Schluss bauten die Artisten einen menschlichen Turm.
Orchester sorgt für eigene Note
Besonders war bei der Vorstellung das Live-Orchester. Zu jeder Vorführung spielte es die passende Musik, von modernen Popliedern bis zu Klassikern war vieles mit dabei. Auch der Zirkustusch und der Trommelwirbel zur Spannung wurden vom Orchester gespielt. Das Zusammenspiel zwischen Musikanten und Artisten verlieh der Vorstellung eine ganz besondere Atmosphäre.
Gerne hätte die „Schwäbische Zeitung“am Dienstag auch mit den Tierschützern gesprochen, die sich eigentlich zu einer im Vorfeld angekündigten Mahnwache treffen sollten. Jedoch waren weder vor der Nachmittagsvorstellung (16.30 Uhr) noch vor der Abendvorstellung (19 Uhr) Vertreter der Initiativen vor Ort.
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