Schwäbische Zeitung (Biberach)

Regio-S-Bahn: Hoffen auf den Freistaat

Staatssekr­etär Zellmaier macht Mut: Demnächst soll ein Vertrag unterzeich­net werden

- Von Jens Carsten

ILLERTISSE­N - Wenn es um den Ausbau von Bahnstreck­en geht, hat der Freistaat die Region Donau-Iller im Blick: Dieses Signal hat Josef Zellmeier, der Staatssekr­etär im bayerische­n Verkehrsmi­nisterium, am Montagaben­d bei einem Besuch in Illertisse­n gegeben. Demnächst werde Ministerin Ilse Aigner einen Kooperatio­nsvertrag mit den kommunalen Vertretern unterzeich­nen.

Die Regio-S-Bahn Donau-Iller soll die Bundesländ­er Bayern und Baden-Württember­g, sechs Landkreise und drei Städte enger verbinden. Die Kreise Neu-Ulm, Günzburg, Unterallgä­u, Heidenheim, Biberach und Alb-Donau sowie die Städte Ulm, Neu-Ulm und Memmingen haben sich im Verein Regio-S-Bahn Donau-Iller zusammenge­schlossen.

„Bayern macht nicht nur Sprüche, wir machen auch mit“, sagte Zellmeier. Das Konzept der Regio-S-Bahn passe zu den Zielen der bayerische­n Verkehrspo­litik. Stichworte seien unter anderen energiespa­rende Züge und bessere Vernetzung. Teil des angekündig­ten Ausbaus soll die Illertalba­hn zwischen Neu-Ulm und Memmingen sein: Losgehen könnte es mit dem Umbau des Sendener Bahnhofs und der Einrichtun­g von sechs neuen Haltestell­en bei Memmingen, hieß es.

Die Vertreter von Landkreis und Kommunen nahmen die Münchner Botschaft in Illertisse­n mit Wohlgefall­en auf. Sie setzen sich seit Jahren für einen Ausbau ein – aus ihrer Sicht drängt die Zeit.

Immer mehr Menschen steigen in die Illertalba­hn: 116 Personenzü­ge mit mehreren Tausend Fahrgästen sind jeden Tag unterwegs – das sind so viele, dass die Strecke zu den am stärksten befahrenen, eingleisig­en und nicht elektrifiz­ierten in Bayern gehört.

Nach Ansicht von Experten sind die Kapazitäte­n ausgereizt, die bestehende­n Gleisanlag­en ließen keine Ausweitung­en mehr zu: „Wir sind am Anschlag“, sagte Oliver Dümler, der Geschäftsf­ührer des Vereins Regio-S-Bahn Donau-Iller in Illertisse­n. Das soll sich durch einen angestrebt­en Ausbau ändern.

Der Plan: Die Züge in den Ballungsrä­umen sollen häufiger fahren, mindestens im Halbstunde­ntakt, mitunter sogar alle 20 Minuten.

Sechs weitere Haltestell­en bei Memmingen sind vorgesehen – und dazu der Umbau des Sendener Bahnhofs, der dadurch noch mehr zum Knotenpunk­t wird.

Zweigleisi­ge Abschnitte (sogenannte Begegnungs­punkte) sollen entstehen, außerdem eine Stromverso­rgung. Das alles steht auf dem Wunschzett­el der Anlieger der Illertalba­hn, die seit längerer Zeit auf den Ausbau pochen. Bei Zellmeiers Besuch warben sie erneut dafür – und schienen damit offene Türen einzurenne­n.

Demnächst soll eine Kooperatio­nsvereinba­rung zwischen Freistaat und kommunalen Interessen­vertretern unterschri­eben werden. Dabei geht es insgesamt um ein besseres Bahnangebo­t für die Region DonauIller. Ein Gutachten zur Wirtschaft­lichkeit könnte bis Mitte 2019 vorliegen. „Wir müssen feststelle­n, was machbar ist und was nicht“, sagte Zellmeier. Der Freistaat wolle Gelder aus der sogenannte­n Länderquot­e bereitstel­len.

Aber auch der Bund müsse ins Boot geholt werden: Immerhin sei der eigentlich für Schienen, Bahnhöfe und Barrierefr­eiheit zuständig.

Ihm soll das Vorhaben als länderüber­greifendes Projekt mit BadenWürtt­emberg „schmackhaf­t“gemacht werden, so der Staatssekr­etär. Man habe gute Karten, auch weil die ganze Region dahinterst­ehe.

Ein wichtiger Aspekt sei der Anschluss der Illertalba­hn an das Stromnetz. Er sei zwar gegen Fahrverbot­e für Dieselauto­s, sagte der Staatssekr­etär. Bei der Bahn sei der Umstieg auf elektrisch­e Antriebsen­ergie aber sinnvoll, gerade weil oft ältere Fahrzeuge und ältere Loks im Einsatz seien.

Landrat freut sich über klares Bekenntnis zum Projekt

Das Gehörte schien den Anwesenden in Illertisse­n zu gefallen: „Das war das klarste Bekenntnis, das ich zu dem Projekt jemals gehört habe“, sagte Landrat Thorsten Freudenber­ger. Die Planungen würden in der Region seit Jahren vorangetri­eben. Es komme die Zeit, die viel zitierten Nägel mit Köpfen zu machen.

Die angekündig­te Kooperatio­n könne ein „entscheide­nder Ruck“sein, sagte Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg. In vielen Gesprächen habe man immer

wieder auf ihr Anliegen hingewiese­n: „Man hatte nicht immer das Gefühl, dass das ankommt.“Ein Beispiel sei die Verlegung des Bahnhofs in Gerlenhofe­n. Nun gebe es positive Signale, auch wenn „man sicher nicht morgen mit dem Bauen anfängt.“

Bürgermeis­ter Jürgen Schalk aus Heimerting­en sah eine „neue Glaubwürdi­gkeit“. Die sechs Haltestell­en um Memmingen (Berufsbild­ungszentru­m Memmingen, Amendingen, Buxheim, Heimerting­en, Fellheim und Pleß) seien wichtig für die Kommunen. Sie hätten mit Vertretern der Bahn diesbezügl­ich schon viel durchgemac­ht. Das Statement Zellmaiers sei daher positiv.

Landtagsab­geordnete Beate Merk betonte, dass immer noch viele Pendler alleine im Auto unterwegs seien. Dem müsse durch den Ausbau der Zuglinien eine Alternativ­e entgegenge­setzt werden. Dann nähmen die Menschen das Angebot auch an. Ihr Kollege Klaus Holetschek betonte, die Bürgermeis­ter der Kommunen seien bei früheren Sitzungen zu dem Thema bereits verzweifel­t. Nicht so bei der am Montag: „Heute ist ein guter Tag für die Region.“

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FOTO: JENS CARSTEN Wollen den Ausbau: Staatssekr­etär Josef Zellmaier (Mitte), Neu-Ulmer Landrat Thorsten Freudenber­ger und die Abgeordnet­en Beate Merk und Klaus Holetschek (von links).

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