Schwäbische Zeitung (Biberach)
Skelett im Silo wirft weiter Fragen auf
Tochter des einstigen Steinbruch-Chefs bedauert den Vorfall – Ermittlungen laufen
LONSEE - Das Anfang August in einem Silo in Lonsee entdeckte menschliche Skelett wirft weiter Fragen auf. „Die Ermittlungen dauern an“, sagt Wolfgang Jürgens, Sprecher des Polizeipräsidiums Ulm, auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“und ergänzt: „Das braucht seine Zeit. Es ist so lange her, das macht es nicht einfach.“
So lange, dass es schwierig ist, jemanden zu finden, der über die Zeit von damals in Lonsee Auskunft geben kann. Lonsees Bürgermeister Jochen Ogger hat zwar mit unterschiedlichen Zeitzeugen sprechen können. „Es war interessant zu erfahren, wie es damals im Steinbruch und in Lonsee war“, berichtet er. „Wie die Schienen verlegt waren – ein großes Werk.“Und es seien auch bei der Polizei vereinzelt Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. „Aber nichts, was uns weiterbringen würde“, so Polizeisprecher Wolfgang Jürgens.
Auch Veronika Häge, die 1980 geborene Tochter eines ehemaligen Geschäftsführers des in den 1970erJahren stillgelegten Steinbruchs, kann nichts zu den Ermittlungen beitragen. „Es tut mir leid, was da passiert ist. Ich war genauso geschockt wie alle anderen, als ich davon erfahren habe. Aber ich kann leider nicht weiterhelfen“, sagt sie im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Es gebe auch keine Unterlagen mehr aus dieser Zeit, die sie der Polizei aushändigen könnte, so Veronika Häge.
Im Lonseer Rathaus wurden in der Zwischenzeit die handschriftlich geführten Meldebücher der betreffenden Zeit durchgeschaut und der Polizei übergeben – aber auch hier noch kein Anhaltspunkt für die Ermittler. „Da ist gerade alles im Fluss“, so Jürgens, genauso wie bei der Überprüfung der Vermisstenfälle aus den anderen Polizeipräsidien sowie dem Ausland. „Das sind sehr lange Wege. Da muss man jetzt einfach Geduld aufbringen“, sagt der Polizeisprecher.
Auch das endgültige Ergebnis der Obduktion liege noch nicht vor. Laut dem vorläufigen Bericht handelt es sich bei der bei Abrissarbeiten gefundenen Leiche um einen um die 1,80 Meter großen Mann, der älter als 40 Jahre gewesen sein soll. Anhaltspunkte für eine Gewalttat gebe es demnach bislang keine. Komplett ausgeschlossen wird das aber noch nicht. Die Ermittler hatten kurz nach dem Skelettfund ein Foto von einem Schuh der Größe 40 veröffentlicht, den die Leiche beim Auffinden getragen hatte. Sie erhofften sich dadurch Hinweise aus der Bevölkerung. Doch auch hier: „Nichts“, so Jürgens.
In der Verwaltung der Alb-Gemeinde ist nach vielen Tagen der Aufregung und auch des medialen Interesses wieder Ruhe eingekehrt. Doch, bedauert Bürgermeister Jochen Ogger, „es bleibt eine menschliche Tragödie“. „Wir hätten gerne dazu beigetragen, den Mann zu identifizieren. Auch, um ihn zur letzten Ruhe zu betten“, sagt er: „Aber das wird wohl nicht der Fall sein. Wir haben unser Möglichstes getan.“