Schwäbische Zeitung (Biberach)
Trainer stolpert auch über die Systemfrage
Fußball, Landesliga: Warum Rudi Soukup beim FV Altheim nach nur zehn Wochen gescheitert ist
BAD SAULGAU - Vorbei: Nach nur zehn Wochen hat sich Fußball-Landesligist FV Altheim von seinem Trainer Rudolf Soukup getrennt „Die Chemie hat nicht gestimmt“, erläutert Abteilungsleiter und Angreifer Florian Geiselhart, warum es am Sonntag zur Trennung kam.
Schon in der Vorbereitung im Sommer seien erste Probleme aufgetaucht. „Wir haben in der vergangenen Woche viele Gespräche geführt im Mannschaftsrat und mit den Spielern, sind zusammengesessen und sind zum Entschluss gekommen, dass eine Entscheidung fallen muss“, sagt Geiselhart. „Die Sache war am Ende so verfahren, dass es nicht mehr anders ging. Es war besser, jetzt den Schritt zu machen, wenn wir das Ruder noch umreißen können, als im Winter, wenn es vielleicht zu spät ist.“
Soukup ist schwer enttäuscht
Die Trennung ist nach Ansicht des Geschassten eine Frechheit. „Ich bin überhaupt nicht damit einverstanden, wie das abgelaufen ist. Vor der Saison hat man mir klar gesagt, dass es nur um den Klassenerhalt gehen kann und dass es auch kein Problem ist, wenn wir absteigen“, sagt Soukup. „Ich hatte den Auftrag, neue, junge Spieler in die Mannschaft einzubauen und ein neues, passendes System einzuführen, um etwas zu verändern.“Er habe mit Abteilungsleiter Florian Geiselhart darüber gesprochen. „Eigentlich wollte ich am Sonntag das Gespräch führen, in dem ich der Mannschaft klar sagen wollte, was ich von ihr erwarte, und dass sie an einem Strang ziehen muss.“
Soukup hatte von Beginn an offen die Einstellung einiger Spieler und die schelchte Trainingsbeteiligung kritisiert – auch öffentlich. „Es war sicher ein Punkt, dass er bei einigen Spielern von Anfang an deren Qualität infrage gestellt hat. Wir sind der Meinung, dass wir die Qualität haben, die Klasse zu halten“, sagt Geiselhart. Dass die Trainingsbeteiligung nicht optimal sei, wisse er, doch dafür gebe es Gründe. Der eine oder andere baut, modernisiert sein Haus oder ist beruflich oder studienbedingt eingespannt. Soukup nervte wohl aber eher, wie mancher Spieler seine Abwesenheit begründete oder wie er sich dann verhielt. „Als die zweite Mannschaft das Spiel gegen Betzenweiler hatte, habe ich eine Einheit angesetzt speziell für den Kader der ersten Mannschaft“, so Soukup. „Ein Spieler, der ohnehin nur 50 Prozent aller Trainingseinheiten hatte, sagte ab, weil er mit seiner Frau an den Bodensee fahre.“In den letzten zehn Minuten des Spiels der „Zweiten“sei der betreffende Spieler auf der anderen Seite vorgefahren, ausgestiegen und habe mit einem Bier in der Hand den Rest des Spiels verfolgt.
Soukup fühlt sich von den Routiniers „abgesägt“, auch wegen des Streits über das System. „Die Mannschaft hätte am liebsten im 4-2-3-1 gespielt wie vergangenes Jahr, aber wir konnten so gar nicht spielen, da wir vorne keinen Spieler mehr wie Stefan Münst im Kader hatten. Außerdem hatten wir läuferische Defizite im Mittelfeld.“Man habe es dann im 4-2-4 versucht, um Druck auszuüben. „Zum 4-4-2 sind wir ja dann schon in Straßberg zurückgekehrt. Es ging ja nichts anderes. Ich habe Martin Schrode einen Abend lang überreden müssen, auf der Sechs zu spielen. Das wollte er erst gar nicht, hat dann aber sein bestes Saisonspiel gemacht. Jetzt lese ich, dass die Mannschaft in Dotternhausen im 4-4-2 gespielt hat, obwohl sie das System gar nicht wollte“, sagt Soukup. Auch habe er vom Vorstand nicht genügend Rückendeckung verspürt. sagt der Ertinger.
Kein Schnellschuss in Trainerfrage
Abteilungsleiter Geiselhart betont: „Keine Seite hat alleine Schuld. Ich denke, es haben alle Beteiligten etwas Schuld und Fehler gemacht. Es hängt auch nicht mit der Person Rudi Soukup zusammen. Da machen wir ihm keinen Vorwurf.“Richtig sei aber auch, dass die Mannschaft – zumindest in Teilen – zuletzt taktisch den Ideen des Trainers nicht mehr gefolgt sei. „Aber da haben wir ja auch etwas korrigiert, und sind in den vergangenen Spielen defensiver gestanden. Es war ja nicht so, dass wir in den meisten Spielen chancenlos waren. Es lief auch sehr viel unglücklich. Letztlich stehen wir auf dem Platz und machen die Fehler, nicht der Trainer.“Derzeit leitet der bisherige Co-Trainer Martin Schrode das Training und soll auch für die Spielvorbereitung gegen Balingen II verantwortlich sein. Einen Schnellschuss in der Trainerfrage soll es nicht geben. Geiselhart: „Wenn es zwei, drei Wochen dauert, einen neuen Trainer zu finden, dann dauert es halt so lange. Wichtig ist, dass wir jemanden finden, der zu uns passt und der die Mannschaft wieder aufrichtet.“