Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kunst-Performance hat „Armut im Blick“
Projekt des Wieland-Gymnasiums lenkt Aufmerksamkeit auf Ziele der Vereinten Nationen
BIBERACH (sz) - Zahlreiche Passanten haben nicht schlecht gestaunt, als sich kürzlich eine bunte Schülergruppe mit großen bemalten Leinwänden durch die Stadt bewegte. Begleitet wurden sie von Musikanten, die auf selbst gebastelten Müllinstrumenten spielten. Was zunächst aussah wie eine sehr geordnete Demonstration war nichts anderes als eine Kunst-Performance des Biberacher Wieland-Gymnasiums (WG).
Die Gruppe von mehr als 50 Akteuren folgte einer weißen Kreidelinie durch Biberach und stoppte immer wieder an einzelnen Stationen, um großformatige Bilder mit Motiven eines Gesichtsausschnitts je eines bekannten mutigen Menschen an die Ausstellungsorte zu bringen.
So hatten sich im Vorfeld das Landratsamt, die Jugendkunstschule, die Stadtbücherei, das Museum, das Rathaus, das Modehaus Kolesch, das Tragwerk, das Schuhhaus Hepfer und die Stadtpfarrkirche St. Martin bereit erklärt, Exponate in ihren Räumlichkeiten auszustellen. Die Performance war Teil einer Ausstellungsund Aktionsreihe „17 Ziele an 17 Orten“, die in ganz Baden-Württemberg die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in den Blick rücken möchte.
Im September 2015 hatte die UNGeneralversammlung diese Ziele verabschiedet. „Macht die Augen auf – hört hin – habt Armut im Blick“, so lautete die Aufgabe des regionalen Posterwettbewerbs, an dem sich 24 Gruppen aus der Region beteiligten. Das WG organisierte in den vergangenen Monaten unter der Leitung der Kunstlehrerin Anika Bittner die Regionalausstellung in der Mensa der städtischen Gymnasien sowie die Vernissage und die Performance. Eröffnet wurde die Ausstellung vom städtischen Kulturdezernenten Jörg Riedlbauer und Schulleiter Ralph Lange. Gerade in einer Kommune wie Biberach dürfe nicht vergessen werden, dass in anderen Teilen der Welt Armut herrsche und auch in der Region Menschen lebten, denen es nicht so gut gehe wie dem Großteil der Bevölkerung.
„So eine Aktion erfordert von den Schülern nicht nur Mut, sondern macht auch Betroffenen Mut“, so Lange in Anspielung auf die künstlerische Hervorhebung der Silbe im Wort Armut auf Schülerplakaten. Die Performance durch die Stadt endete auf dem Marktplatz. Hier zeigten die Musiker der Klasse 7c unter der Leitung von Musiklehrerin Katharina Bickel nochmals ihr Können, während Schüler der zwölften Klassenstufe ein Netz über den Platz knüpften. Zum Abschluss erhielten die beiden Poetry-Slammerinnen Carina Kibler und Lea Romer, die von Schülern der Klassen 7b und 7c bildlich und akustisch unterstützt wurden, viel Applaus für ihre wortgewaltigen Beiträge zum Thema Armut.
Die Ausstellung „Augen auf! – Armut im Blick“mit den Gewinnerpostern des Wettbewerbs, Exponaten von Schülern des Pestalozzi-Gymnasiums und des Wieland-Gymnasiums sowie einer Auswahl der Kunstaktionen von Daniel Schuster und Florian Kaiser ist noch bis 25. September zu den üblichen Öffnungszeiten in der Mensa zu sehen. Die großformatigen Leinwände sind an den oben genannten Stationen in der Stadt ausgestellt. Der Katalog zum Posterwettbewerb ist solange der Vorrat reicht kostenlos erhältlich.