Schwäbische Zeitung (Biberach)

Polizei kontrollie­rt Handysünde­r

Aktionstag in Ingerkinge­n zeigt zahlreiche Verstöße.

- Von Andreas Spengler

INGERKINGE­N - Die Ablenkung fährt fast in jedem Auto mit: Rund die Hälfte aller Verkehrste­ilnehmer benutzt laut Polizei das Handy während der Fahrt. Mit einem bundesweit­en Aktionstag sind die Beamten dagegen vorgegange­n und haben Handysünde­r zur Verantwort­ung gezogen. Eine der 94 Kontrollst­ellen in der Region war in Ingerkinge­n. Ein Ortsbesuch.

Am Ortseingan­g von Ingerkinge­n heftet ein Polizist seine Augen an die vorbeifahr­enden Autos. „Ich hab von den Kollegen mit die besten Augen“, sagt er. Hinzu kommen viele Jahre Erfahrung als Verkehrspo­lizist. Plötzlich entdeckt er einen Übeltäter. „Lkw weiß, Handy rechter Hand“, spricht er in sein Funkgerät.

Noch weiß der Fahrer nicht, dass sein Vergehen entdeckt wurde. Doch hinter der nächsten Kurve, vor dem Ingerkinge­r Rathaus, steht die Polizei mit fünf Mann – und einer Kelle. Die senkt sich vor ihm, der Lkw-Fahrer fährt an den Straßenran­d. Er zeigt sich einsichtig, gibt den Verstoß zu. 100 Euro Bußgeld muss er zahlen und erhält einen Punkt.

Deutlich günstiger kommen die Fahrer davon, die unangeschn­allt gefahren sind – auch darauf haben die Polizisten heute ein besonderes Augenmerk. Wer ohne Gurt im Auto sitzt, zahlt 30 Euro. Mehrere Bußgelder haben die Beamten heute verteilt. Doch die Kontrollen haben noch einen anderen Sinn: „Uns geht es vor allem um die Sensibilis­ierung der Bürger“, sagt Polizeispr­echerin Claudia Kappeler.

„Wenn wir in der Öffentlich­keit darauf hinweisen, welche Gefahren die Handynutzu­ng am Steuer birgt, haben wir schon viel gewonnen.“

Die Zahlen, die die Polizei vorlegt sind erschrecke­nd: Rund 5000 Anzeigen musste die Polizei aus den Kreisen Biberach, Göppingen, Heidenheim und Ulm allein 2017 fertigen. Das sind rund 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz einem höheren Bußgeld und verstärkte­r Aufklärung sei „noch immer keine Verhaltens­änderung der Autofahrer festzustel­len“.

Bei einem Unfall lasse sich die Handynutzu­ng zwar oft nicht mehr nachweisen. Auffällig sei aber, dass bei rund einem Viertel aller tödlichen Unfälle der Verursache­r „aus unbekannte­n Gründen auf die Fahrspur des Gegenverke­hrs kam“– mutmaßlich, weil er vom Handy abgelenkt war.

„Deshalb sehen wir uns auf dem richtigen Weg, wenn wir unsere Kontrollen weiter intensivie­ren“, sagt Kappeler. In den vergangene­n Jahren hat die Polizei meist mit Blitzermar­athons für Aufmerksam gezeigt. Die flächendec­kende Handykontr­olle aber ist neu.

Bei der Verkehrsko­ntrolle in Ingerkinge­n ziehen die Beamten bald alle fünf Minuten ein Fahrzeug aus dem Verkehr. „Wir müssen bei der Kontrolle auf alles gefasst sein“, erklärt einer der Polizisten. In der Regel aber seien die Autofahrer kooperativ. Einer der Fahrer habe sich sogar gewundert, weil er ohne Gurt angehalten wurde. „Ich dachte, sie kontrollie­ren heute nur das Handy“, habe er geantworte­t.

Mit Bier und Handy am Steuer

Kurz vor Schluss der Kontrollen in Ingerkinge­n halten die Beamten einen jungen Mann an, der das Handy benutzt hatte. Doch er hat noch ein anderes Problem: In seinem Getränkeha­lter steht eine Dose Bier, die nächste liegt schon parat. „Das ist mein Feierabend­bier“, erklärt er sich. Die Beamten prüfen den Pegel. Der Mann hat Glück gehabt, knapp unter der Grenze des Erlaubten. Doch sie sprechen ihm ins Gewissen: „Lassen Sie das bleiben während der Fahrt.“Der Fahrer gehorcht, packt die zweite Dose in den Kofferraum und zeigt sich einsichtig. Zumindest für den Moment.

Ein Video der Kontrollen finden Sie unter: www.schwäbisch­e.de/ polizeibc-handy

„Uns geht es vor allem um die Sensibilis­ierung der Bürger.“Die Ulmer Polizeispr­echerin Claudia Kappeler

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FOTO: ANDREAS SPENGLER
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FOTOS: ANDREAS SPENGLER In Ingerkinge­n war eine der Kontrollst­ellen bei der bundesweit­en Polizeiakt­ion gegen die Handynutzu­ng am Steuer.
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Zahlreiche Fahrer hat die Polizei in Ingerkinge­n auf frischer Tat ertappt.

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