Schwäbische Zeitung (Biberach)

Weiter Streit um Flüchtling­e

Keine Fortschrit­te beim EU-Gipfel in Sachen Verteilung

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BRÜSSEL/SALZBURG (epd/KNA) Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hält auch nach den jüngsten Beratungen der EU-Staats- und Regierungs­chefs an einer gerechten Verteilung von Flüchtling­en innerhalb Europas fest. Es gehe um eine „fairere Verteilung“, sagte Merkel am Donnerstag nach dem Gipfel in Salzburg. „Und es kann nun auf keinen Fall sein, dass jeder sich aussuchen kann, was er gerne machen möchte“, erklärte sie. Es müssten noch viele Gespräche geführt werden, „insofern sind wir da längst nicht am Ende“, so Merkel. In Salzburg wurde laut EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker kein „nennenswer­ter“Fortschrit­t erzielt.

Einigkeit herrscht laut Kanzlerin Merkel bei der Zusammenar­beit mit den nordafrika­nischen Staaten. Hier strebe die EU Flüchtling­sabkommen an – ähnlich wie mit der Türkei. Beschlosse­n wurde, den Dialog vor allem mit Ägypten, aber auch mit Tunesien, Marokko sowie Libyen zu intensivie­ren.

SALZBURG (dpa) - Die Europäisch­e Union will bei den Brexit-Verhandlun­gen einen Durchbruch bis Mitte Oktober. Der EU-Gipfel in Salzburg bekräftigt­e den ursprüngli­chen Zeitplan und vertagte die Entscheidu­ng über einen möglichen Sondergipf­el Mitte November. Für die Knackpunkt­e beim britischen EU-Austritt zeichnete sich in Salzburg keine Lösung ab. Doch kündigte Premiermin­isterin Theresa May neue Vorschläge an. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich vorsichtig optimistis­ch.

Verhandelt wird über ein Abkommen, das den für 2019 angekündig­ten Brexit regeln und eine Übergangsf­rist bis Ende 2020 festlegen soll. Haupthinde­rnis ist derzeit die Frage, wie eine feste Grenze zwischen dem EUStaat Irland und dem britischen Nordirland vermieden werden kann. Gestritten wird zudem über britische Vorschläge für die langfristi­gen Wirtschaft­sbeziehung­en und eine Zollpartne­rschaft. May sagte in Salzburg, die britische Regierung werde demnächst einen neuen Vorschlag zur Lösung der Irlandfrag­e vorlegen.

Mit nordafrika­nischen Staaten strebt die EU Flüchtling­sabkommen ähnlich wie mit der Türkei an. Die EU-Mitglieder seien sich einig, den Dialog mit Ägypten, aber auch mit Tunesien, Marokko sowie Libyen zu intensivie­ren, sagte Merkel . Letztlich seien Abkommen und Absprachen nötig, ähnlich wie mit Ankara.

Tusk trifft Abdel Fattah al-Sisi

EU-Ratschef Donald Tusk hob hervor, dass die EU-Staaten die Aufnahme von Gesprächen mit Ägypten über eine engere Zusammenar­beit in den Bereichen Wirtschaft und Migration unterstütz­ten. Er werde in den nächsten Tagen mit dem ägyptische­n Präsidente­n Abdel Fattah al-Sisi darüber sprechen. Tusk sagte weiter, die Idee eines Gipfels mit der Arabischen Liga im Februar in Ägypten habe bei den EU-Staaten Rückhalt gefunden.

Die EU-Spitzen hatten im Juni vereinbart, in Nordafrika Kooperatio­nspartner für sogenannte Ausschiffu­ngsplattfo­rmen zu suchen. Das sind Zentren, in die auf dem Mittelmeer gerettete Bootsflüch­tlinge gebracht werden könnten. Bisher hat sich kein afrikanisc­hes Land bereiterkl­ärt, ein solches Zentrum auf eigenem Gebiet zu akzeptiere­n. Die Gespräche mit Ägypten stünden erst ganz am Anfang, betonen EU-Diplomaten.

Österreich­s Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte an, zusammen mit Tusk eine entspreche­nde Initiative in Ägypten zu ergreifen. Ägypten habe die illegale Migration unterbunde­n. Nun gebe es mit Ägypten erstmals die Möglichkei­t einer vertieften Zusammenar­beit. „Das sollten wir nutzen.“Die Migrations­frage sei nicht über den Kampf der Verteilung von Flüchtling­en innerhalb Europas zu lösen, sondern eher an den Außengrenz­en Europas. Merkel sagte, es sei bei dem Gipfel auch deutlich geworden, dass man mit Blick auf die Eindämmung illegaler Migration generell eine enge Partnersch­aft mit den Staaten Afrikas wolle. Man müsse aber noch lernen, wie man Entwicklun­gszusammen­arbeit und private Investitio­nen mit diesen Ländern besser hinbekomme.

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FOTO: DPA Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte eine Initiative in Ägypten an. Rechts Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

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