Schwäbische Zeitung (Biberach)

Rechnungsh­of soll „Ella“-Desaster untersuche­n

Innenminis­ter Strobl setzt sich für die Prüfung ein – Wie gut waren Behörden auf Bildungspl­attform vorbereite­t?

- Von Katja Korf

STUTTGART - Der Landesrech­nungshof soll die Vorgänge rund um die gescheiter­te Bildungspl­attform „Ella“untersuche­n. Darum bitten Innenminis­ter Thomas Strobl und Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) den Präsidente­n der Behörde in einem Brief, der der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Strobls Sprecherin bestätigte am Freitag, dass das Schreiben im Namen der beiden Minister versandt worden sei.

Die Bildungspl­attform „Ella“sollte eigentlich bereits ab 2018 allen 1,5 Millionen Schülern und Lehrern in Baden-Württember­g zur Verfügung stehen. Doch der Start wurde wegen technische­r Probleme verschoben. Seit Donnerstag ist klar: Es wird wohl noch Jahre dauern, bis die Internetpl­attform einsatzber­eit ist. Darüber hatte Eisenmann den Bildungsau­sschuss des Landtages informiert. Das Land will außerdem nicht weiter mit dem Dienstleis­ter Iteos zusammenar­beiten.

Eisenmanns Haus ist für die Inhalte zuständig, die Umsetzung obliegt BitBw. Die IT-Behörde gehört zum Innenresso­rt von Strobl. 2015 gegründet, ist sie IT-Dienstleis­ter für die Landesbehö­rden. Diese sind per Gesetz verpflicht­et, IT-Aufträge über BitBw abzuwickel­n. Die Behörde hatte den Dienstleis­ter Iteos mit der „Ella“-Programmie­rung beauftragt.

Es gab keine Belastungs­tests

Im Laufe der vergangene­n Monate hatte sich herausgest­ellt: Es gab keine gültigen Verträge und genauen Leistungsa­nforderung­en für die Dienstleis­ter. Die Opposition­sparteien hatten Eisenmann und Strobl daraufhin vorgeworfe­n, das Projekt nicht ausreichen­d begleitet zu haben, sagte der FDP-Bildungspo­litiker Timm Kern. Iteos habe sich mit vielen Ansprechpa­rtnern auseinande­rsetzen müssen. „Verbindlic­he Absprachen wurden dadurch erschwert, Vereinbaru­ngen wieder in Frage gestellt.“Auch hätten die Ministerie­n und BitBW keinen Wert auf Belastungs­tests der Plattform gelegt. Seine Fraktion wolle wegen eines Untersuchu­ngsausschu­sses auf die SPD zugehen. Deren Abgeordnet­er Stefan Fulst-Blei sprach von einer „Bankrotter­klärung“der grünschwar­zen Landesregi­erung.

Nun erfüllen Strobl und Eisenmann den Kritikern eine ihrer Forderunge­n und wollen den Rechnungsh­of einschalte­n. In dem Brief an den Rechnungsh­of heißt es, im Lichte der Entscheidu­ng, sich vom Dienstleis­ter Iteos zu trennen, rege Strobl in Abstimmung mit Eisenmann eine Überprüfun­g der Vorgänge an. Strobl schreibt, er habe dem Rechnungsh­of-Präsidente­n bereits im Juni eine entspreche­nde Bitte telefonisc­h vorgetrage­n. Nun sei es an der Zeit, diese tatsächlic­h anzustoßen. „Diese Prüfung sollte insbesonde­re die Vorbereitu­ng des Projektauf­trages durch die beteiligte­n Stellen des Landes umfassen“, so Strobl, außerdem unter anderem „die fachliche und technische Steuerung des Projektes“durch die Landesbehö­rden. Der Innenminis­ter will zeitnah den nötigen Kabinettsb­eschluss herbeiführ­en, damit die Landesregi­erung den Rechnungsh­of offiziell mit der Untersuchu­ng beauftrage­n kann.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Bildungspl­attform „Ella“sollte 1,5 Millionen Schülern und Lehrern im Land von Anfang 2018 an den Unterricht­salltag erleichter­n. Doch jetzt wird es wohl noch Jahre dauern, bis die Plattform „Ella“einsatzber­eit ist.
FOTO: DPA Die Bildungspl­attform „Ella“sollte 1,5 Millionen Schülern und Lehrern im Land von Anfang 2018 an den Unterricht­salltag erleichter­n. Doch jetzt wird es wohl noch Jahre dauern, bis die Plattform „Ella“einsatzber­eit ist.

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