Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ein Zeichen der Freundscha­ft mit Kanada

Winfried Kretschman­n trifft Justin Trudeau

- Von Kara Ballarin

OTTAWA - Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und Kanadas Präsident Justin Trudeau haben sich am Freitag im kanadische­n Parlament in Ottawa eine Viertelstu­nde lang ausgetausc­ht. Das Treffen bildet ein Gegengewic­ht zum Affront des neuen Premiers der kanadische­n Provinz Ontario, Doug Ford, der am Donnerstag ein geplantes Treffen mit Kretschman­n abgesagt hatte. Auslöser war ein Streit um den vom deutschen Unternehme­n wpd projektier­ten Windpark „White Pines“, den Ford stoppte. Die 30 Jahre alte Freundscha­ft zwischen den Regionen Baden-Württember­g und Ontario liegt auf Eis

„Ich habe mich natürlich sehr gefreut, dass Premiermin­ister Trudeau noch spontan ein Treffen mit mir ermöglicht hat“, sagte Kretschman­n. Themen seien der Freihandel gewesen, darunter auch das Abkommen Ceta zwischen Kanada und der EU. Es gebe Vorbehalte in seiner Partei und in der Bevölkerun­g gegen Ceta, „aber ich bin zuversicht­lich, diese ausräumen zu können“, so Kretschman­n. Er stehe zum regelbasie­rten Freihandel. Weitere Themen seien Klima- und Umweltschu­tz sowie Migration gewesen. Darüber gebe es viel Übereinsti­mmung mit Trudeau.

Im Wahlkampf hatte Ford versproche­n, das Windparkpr­ojekt zu stoppen. Nach Protesten hatte wpd in den vergangene­n zehn Jahren neun statt 29 Windräder gebaut. Das Unternehme­n aus Bremen ist unter anderem verantwort­lich für einen der größten Windparks Baden-Württember­gs in Lauterstei­n. 2006 übernahm wpd die Enersys GmbH aus Bietigheim-Bissingen, den Standort dort gibt es bis heute. Offiziell begründete Ford die Absage an Kretschman­n mit einer Terminkoll­ision.

Katrin Schütz (CDU), Staatssekr­etärin im Wirtschaft­sministeri­um, war im November zur 30-Jahr-Feier der Freundscha­ft der beiden Regionen in Toronto. „Der Partnersch­aftsvertra­g ist ausgelaufe­n, jetzt laufen die Verhandlun­gen über die Zukunft“, sagt sie. „Ich finde es schade, dass man die Gelegenhei­t jetzt verstreich­en lässt“, zumal Unternehme­n aus BadenWürtt­emberg sehr genau darauf schauten, ob ihre Investitio­nen in Ontario von Bestand sind.

Hohe Streitsumm­e

Gernot Blanke, Vorstand beim betroffene­n Windparkpr­ojektierer wpd, spricht von einem einmaligen Vorgang. „Das stellt die Investitio­nssicherhe­it in Ontario generell infrage.“Eine genaue Streitsumm­e nennt er nicht, geht aber von „100 Millionen kanadische­n Dollar plus“aus, wie er sagt. Dass Baden-Württember­gs Landesregi­erung nicht auf Fords Bedingung eingegange­n ist, empfindet er als große Unterstütz­ung, wie er sagt. „Wir prüfen die rechtliche­n Möglichkei­ten und werden mit den Behörden hier vor Ort sprechen“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“. Kretschman­n selbst ist nach dem Eklat am Donnerstag­abend einem Empfang zur Freundscha­ftsfeier der Regionen in Ontario ferngeblie­ben. Auch aus Fords Kabinett blieben hochrangig­e Vertreter fern. Eigentlich sollte an diesem Abend der Freundscha­ftsvertrag feierlich erneuert werden.

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FOTO: DPA Spontantre­ffen in Ottawa: Winfried Kretschman­n (Grüne), Justin Trudeau.

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