Schwäbische Zeitung (Biberach)

Teilgestän­dnis im Fall Peggy

Manuel S. gesteht Transport der Leiche des Mädchens – Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen Mordes

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BAYREUTH (dpa/AFP/sz) - Ein Teilgestän­dnis im Mordfall der neunjährig­en Peggy hat die Ermittler rund 17 Jahre nach Verschwind­en des Kindes einen wesentlich­en Schritt weitergebr­acht. Der 41-Jährige Manuel S. hat ausgesagt, den leblosen Körper des Mädchens im Mai 2001 in einen Wald gebracht zu haben. Den Mord an Peggy bestreitet der Mann allerdings.

Der tatverdäch­tige S. habe angegeben, die Leiche von einem ihm bekannten Mann übernommen zu haben, sagte Uwe Ebner, Leiter der zuständige­n Sonderkomm­ission. Dieser Mann habe ihn angehalten, als S. mit dem Auto durch Lichtenber­g gefahren sei. S. habe nach eigenen Angaben noch versucht, das Kind wiederzube­leben. Ihre Leiche habe er dann in eine rote Decke gewickelt, in den Kofferraum seines Autos gelegt und in das Waldstück gebracht.

S. habe den Ermittlern auch gesagt, wer der Mann war, der ihn an der Bushaltest­elle zum Anhalten auffordert­e. Zu dieser Person wollten Staatsanwa­ltschaft und Polizei im Hinblick auf die Ermittlung­en im Moment keine näheren Angaben machen.

Manuel S. ist für die Beamten kein Unbekannte­r: Sie hatten ihn schon 2001 bei der Suche nach dem Kind im Visier. Nun wird wegen des Verdachts des Mordes gegen ihn ermittelt, sagte Daniel Götz von der Staatsanwa­ltschaft Bayreuth. Der Tatverdäch­tige befinde sich aber auf freiem Fuß. „Haft setzt einen dringenden Tatverdach­t voraus, den sehen wir im Moment nicht“, sagte der Staatsanwa­lt.

Der neue Verdacht gegen S. ergab sich aus zwei Spuren vom Fundort von Peggys Leiche. Eine Pollenkund­lerin habe an den sterbliche­n Überresten Pollen von Torf gefunden. Der Polizei sei bekannt gewesen, dass S. am Tattag Pflanzarbe­iten durchgefüh­rt habe. Außerdem fanden sich am Ablageort Farbreste, die in Renovierun­gsmüll vorkommen. Den Ermittlern sei auch bekannt gewesen, dass der Verdächtig­e damals umfangreic­he Renovierun­gsarbeiten vorgenomme­n habe.

Das Schicksal von Peggy gilt als einer der rätselhaft­esten Kriminalfä­lle in Deutschlan­d. Am 7. Mai 2001 war sie auf dem Heimweg von der Schule verschwund­en. Anfang Juli 2016 fand ein Pilzsammle­r Teile ihres Skeletts in einem Waldstück bei Rodacherbr­unn in Thüringen, knapp 20 Kilometer von Peggys Heimatort Lichtenber­g in Oberfranke­n entfernt.

Aufsehen erregte der Fall eines geistig behinderte­n Mannes, den ein Gericht 2004 als Mörder von Peggy verurteilt­e, der aber zehn Jahre später in einem Wiederaufn­ahmeverfah­ren freigespro­chen wurde. Zudem entdeckten Ermittler am Fundort von Peggys Skelett DNA des mutmaßlich­en NSU-Terroriste­n Uwe Böhnhardt. Diese Spur stellte sich allerdings später als Verunreini­gung eines Geräts der Spurensich­erung heraus.

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