Schwäbische Zeitung (Biberach)
Saatkrähen-Vergrämung geht 2019 weiter
Laupheimer Verwaltung zieht positive Zwischenbilanz – Ausschuss bewilligt 90 000 Euro
LAUPHEIM - Bei der Vergrämung der Saatkrähen aus der Laupheimer Innenstadt sind auch 2018 Fortschritte erzielt worden. Dieses Resümee zieht das Rathaus in einem Bericht für den Gemeinderat. Um die bisherigen Erfolge zu sichern und die Vögel weiter hinauszuschieben, seien freilich neue Anstrengungen notwendig. Der Bau- und Umweltausschuss hat nun beschlossen, dafür 90 000 Euro im Haushalt 2019 bereitzustellen.
2017 hatten der Falkner Leo Mandlsperger und sein Team begonnen, mithilfe von Greifvögeln Saatkrähen aus dem Stadtgebiet zu vertreiben. Von Mitte Februar bis Mitte April 2018 führten sie diese Arbeit fort. Erstmals kamen dabei auch akustische Geräte zum Einsatz, die Warnschreie von Krähen vortäuschen und das Bedrohungsszenario für die Schwarzgefiederten steigern.
„Alle drei Friedhöfe und die Höhenanlage konnten so krähenfrei gehalten werden“, heißt es im Bericht. Auch im Rosengarten und bei der Peter-und-Paul-Kirche fand 2018 kein Nestbau mehr statt. Im Gregorianum gab es im April noch fünf belegte Nester, im Jahr 2016 waren es 142. Die Anzahl im Schlosspark reduzierte sich im selben Zeitraum von 415 auf 85.
An neuen Koloniestandorten außerhalb des Stadtgebiets wurden im April insgesamt 468 belegte Nester gezählt: 36 beim Lärmschutzwall an der B 30 hinter dem Gewerbegebiet „Beim Bildsäule“, 28 im Bereich Hardter Weg in Baustetten, 40 im „Greut/Waldkindergarten“in Baustetten, 36 im Wald bei Hochstetten und 328 im Grundgraben, westlich des Viadukts.
Es gab jedoch auch gegenläufige Tendenzen. Die Gegend um den Bibrisee im Gewann „Gill“, in dem sich 2017 etwa 130 Brutpaare niederließen, haben die Saatkrähen in diesem Jahr gänzlich verschmäht. „Irgendetwas hat sie dort wieder aufgescheucht“, bedauerte die Stadtbaumeisterin Marion Kazek.
Neuer Brennpunkt in der Stadt
Ein neuer innerstädtischer „Brennpunkt“sei an der Kreuzung Ulmer Straße/König-Wilhelm-Straße rund um das ehemalige Bahnhofshotel entstanden, heißt es weiter im Bericht. Rund 30 Brutpaare etablierten sich dort bis Mitte April.
Im Oberholzheimer Wald wurden Fichten gefällt. Das hatte laut Verwaltung zur Folge, dass 43 Saatkrähenpaare, die dort brüteten, ihre Nester verließen und in die Innenstadt von
Laupheim wechselten, um hier mit einer Zweitbrut zu beginnen.
Bundeswehr setzt Pyrotechnik ein
Nach dem Ende des Falknereinsatzes startete die Bundeswehr auf dem Gelände der Kiesinger-Kaserne eine Vergrämungsaktion – „aus Gründen der Flugsicherheit“. Im Bereich des Hubschrauberhangars wurde Pyrotechnik eingesetzt. Die vom Militärflugplatz vertriebenen Saatkrähen suchten sich neue Nistplätze vor allem im Baustetter Wäldchen und im Schlosspark.
Als großen Erfolg wertet die Stadtverwaltung, dass sich trotz der Störungen und Rückschläge „nur noch rund 120 brütende Krähenpaare in der Innenstadt aufgehalten haben“. Die Rückmeldungen der Anwohner seien positiv, mit Ausnahme des Bereichs um das frühere Bahnhofshotel.
Weniger positiv waren die Reaktionen im Wohngebiet „Zwischen den Wegen“, das an das Grundgrabental angrenzt. Etwa 80 Bürger unterstützten ein Schreiben an das Rathaus und die Stadträte. Das Ausmaß der Krähenpopulation sei an dieser Stelle „so nicht hinnehmbar“, kritisieren sie. Die Menschen seien einer unzumutbaren Dauerbelastung durch Lärm und Kot ausgesetzt.
Die Stadtverwaltung geht nach den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre davon aus, dass die Saatkrähen sich nicht wie angedacht in die früheren Brutplätze im offenen Rißtal umsiedeln lassen, sondern auch künftig die Nähe des Menschen suchen. Das Ziel für 2019 sollte sein, die Brutstätten im Grundgraben weiter nach Osten, hinter den Viadukt zu bekommen und so den Abstand zur Wohnbebauung zu vergrößern.
Die Verwaltung empfahl, Leo Mandlsperger auch 2019 zu engagieren, für den Zeitraum von Februar bis April, bevor die vom Gesetz streng geschützten Saatkrähen mit der Eiablage beginnen. Sobald sie brüten, müssen sie in Ruhe gelassen werden.
2017 habe die Stadt 76 000 Euro in die Umsiedelungs- und Vergrämungsmaßnahmen investiert, 2018 bisher 77 000 Euro, berichtete die Verwaltung. 2019 wird mit 90 000 Euro kalkuliert. Für die Nestentnahme aus den Bäumen im Grundgrabental sei mit erhöhten Kosten zu rechnen, weil die Bäume zumeist „abgeklettert“werden müssen. Zudem steige der personelle Aufwand zumindest zeitweise, um eine Rückkehr und ein Ausweichen der Krähen in das Stadtgebiet verhindern zu können.