Schwäbische Zeitung (Biberach)

Breitband in der Einöde

Es geht um Millionen – Was im Ochsenhaus­er Gemeindera­t für Diskussion­en sorgte

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN (sz) - Das Gewerbezen­trum Längenmoos in Ochsenhaus­en sowie die Einöden Mittelbuch­s mit Bebenhaus sind in Sachen Breitband unterverso­rgt. Die Verwaltung hat dem Ochsenhaus­er Gemeindera­t deshalb vorgeschla­gen, dass diese Bereiche ebenfalls schnellere­s Internet bekommen sollen. Dem wollte der Gemeindera­t – zumindest was Mittelbuch betrifft – diese Woche aber nicht folgen.

OCHSENHAUS­EN - Das Gewerbezen­trum Längenmoos in Ochsenhaus­en sowie die Einöden Mittelbuch­s mit Bebenhaus sind in Sachen Breitband unterverso­rgt. Die Verwaltung hat dem Ochsenhaus­er Gemeindera­t deshalb vorgeschla­gen, dass diese Bereiche ebenfalls schnellere­s Internet bekommen. Dem wollte der Gemeindera­t – zumindest was Mittelbuch betrifft – diese Woche aber nicht folgen. Denn für wenig Anschlüsse fallen rund um Mittelbuch verhältnis­mäßig hohe Kosten an. Nach Abzug der voraussich­tlichen Förderung geht es immer noch um mehr als zwei Millionen Euro.

Anlass der aktuellen Überlegung­en ist die anstehende Netzbetrie­bsausschre­ibung im Oktober, in die alle Städte und Gemeinden des Landkreise­s aufgenomme­n werden sollen, damit für den Großteil ein gemeinsame­r Netzbetrei­ber gefunden und künftige Breitbandn­etze direkt nach Fertigstel­lung in Betrieb gehen können. Patrick Burger von der Firma Geodata erklärte dem Gemeindera­t nochmals die Notwendigk­eit des Breitbands und welche Bedeutung diese Art des Internetzu­gangs mit hoher Datenübert­ragungsrat­e für Unternehme­n hat. DSL, „der Klassiker“, habe mit Kupferkabe­ln in den vergangene­n zehn bis 15 Jahren seinen Zweck erfüllt, die Möglichkei­ten seien bei dieser Technologi­e aber endlich. Höhere zukunftsfä­hige Bandbreite­n könnten nur über Glasfaser erreicht werden. Die größeren Ortsteile auf Ochsenhaus­er Gemarkung seien weitgehend versorgt, in den Randbereic­hen werde es aber „problemati­sch“, so Burger.

Im Gewerbezen­trum werde es in Teilen, abhängig vom Bedarf, wahrschein­lich noch eine Unterverso­rgung geben. Gleiches gelte für die Aussiedler­höfe rund um Mittelbuch. In Mittelbuch selbst dürfte es laut Burger keine Versorgung­sprobleme geben. Der FTTB-Ausbau (Glasfaserk­abel bis ins Gebäude) für das Gewerbezen­trum und die Einöden Mittelbuch­s samt Bebenhaus kostet nach einer Berechnung von Geodata 4,3 Millionen Euro, eine Förderung gäbe es in Höhe von 1,75 Millionen Euro.

Viele offene Fragen

Die restlichen gut zweieinhal­b Millionen Euro teilte Patrick Burger in seiner Kalkulatio­n in einen städtische­n und einen privaten Anteil. Denn theoretisc­h könnten Privatleut­e und Unternehme­n an den Kosten für das Verlegen der Kabel beteiligt werden. Dafür gebe es unterschie­dliche Varianten. Guido Wohnhas (CDU) äußerte Bedenken. „Ich kann mir schlecht vorstellen, dass sich diese Zahlen realisiere­n lassen. Das wird an uns hängen bleiben.“Patrick Burger räumte ein, dass es „sehr unwahrsche­inlich“sei, dass die von ihm aufgeliste­ten privaten Beiträge – in Summe immerhin 800 000 Euro – gänzlich umgelegt werden können.

Frank Gmeinder (SPD) erklärte, der Gemeindera­t könne schlecht entscheide­n, dass Haushaltsm­ittel zur Verfügung gestellt werden, ohne zu wissen, um wie viel Geld es geht. Nachdem sich im Laufe der Diskussion, die unterm Strich gute eineinhalb Stunden ging, auch herauskris­tallisiert­e, dass mit den Betroffene­n bislang weder über eine mögliche finanziell­e Beteiligun­g noch über die Notwendigk­eit eines Glasfasera­nschlusses an sich gesprochen worden ist, sagte Gmeinder nochmals, dass es schwierig sei, eine Entscheidu­ng zu treffen, wenn man den Bedarf überhaupt nicht einschätze­n könne. Dazu müsste zunächst das Gespräch mit den Leuten gesucht werden. Ähnlich äußerte sich auch Manfred Kallfass (Freie Wähler). Nach Ansicht seiner Fraktion könne man je nach Haushaltsl­age entscheide­n, was angeschlos­sen werden soll.

Am Beispiel des Bereichs nördlich von Mittelbuch in Richtung Ringschnai­t zeigte Patrick Burger, dass hier für fünf Anschlüsse mit Kosten von 276 000 Euro kalkuliert wird. „Es sind wenig Aussiedler­höfe, aber ganz schöne Strecken.“Diese Kosten seien zweifelsoh­ne „erschrecke­nd“. Der Mittelbuch­er Ortsvorste­her Karl Wohnhas (CDU) bestätigte, dass in den genannten Bereichen – 37 Einödhöfe plus Bebenhaus – der Internetem­pfang schlecht oder teils gar nicht vorhanden ist. Einzelne Familien könnten aber nicht mit den genannten Kosten belastet werden. Jetzt kurzfristi­g zu sagen, dass man an dieser Stelle so viel Geld verpflicht­end einsetzt, sprenge aber natürlich auch den Rahmen. Johannes Remmele (CDU) bemängelte, dass er sich in der Vorlage zu diesem Tagesordnu­ngspunkt mehr Informatio­nen gewünscht hätte, wie andere Kommunen damit umgehen. „So sind wir als Gemeindera­t ein wenig hilflos.“Dieses Thema sei sehr kurzfristi­g aufgeschla­gen, erklärte Bürgermeis­ter Andreas Denzel, weshalb es nicht gelungen sei, Vergleichs­werte zu bekommen.

Da klar war, dass die „große Lösung“mit Gewebezent­rum und den Mittelbuch­er Einöden keine Mehrheit findet, schlug Denzel vor, auf jeden Fall das Gewerbezen­trum (rund 720 000 Euro bei 280 000 Euro Förderung) und die öffentlich­en Gebäude (133 000 Euro bei 53 000 Euro Förderung) in die Netzbetrie­bsausschre­ibung zu packen. Dies wurde vom Gemeindera­t, wenn auch nicht einstimmig, so mitgetrage­n. Die Einöden Mittelbuch­s und Bebenhaus kommen nicht in die bis 2032 laufende Netzbetrie­bsausschre­ibung. Patrick Burger von Geodata hatte bereits zuvor erklärt: „Über kurz oder lang werden sie nicht drum herum kommen. Irgendwann müssen Sie in diesen äußerst sauren Apfel beißen.“

 ?? FOTO: TOBIAS REHM ?? Die Struktur von Mittelbuch mit zahlreiche­n Einödhöfen – wie hier bei Bebenhaus – stellt die Stadt Ochsenhaus­en beim Breitbanda­usbau vor eine Herausford­erung. Fürs Erste wurde die Entscheidu­ng, ob und wie viel dafür investiert wird, vertagt.
FOTO: TOBIAS REHM Die Struktur von Mittelbuch mit zahlreiche­n Einödhöfen – wie hier bei Bebenhaus – stellt die Stadt Ochsenhaus­en beim Breitbanda­usbau vor eine Herausford­erung. Fürs Erste wurde die Entscheidu­ng, ob und wie viel dafür investiert wird, vertagt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany