Schwäbische Zeitung (Biberach)
Spannende Mischung
Ein duales Studium verbindet theoretisches Hochschulwissen mit praktischer Tätigkeit. Diese Art zu studieren gewinnt zunehmend an Bedeutung, dennoch ist es eine Nische in der akademischen Bildung.
Wer dual studiert weiß, was ihm beruflich liegt. „Das ist ein riesiger Vorteil gegenüber einem Studium an einer Fachhochschule oder einer Universität“, sagt Markus König, 22. Zwar hat man auch hier Praxisphasen während des Studiums, doch diese Pflichtpraktika sind im Vergleich zu einem dualen Studium zeitlich eher kurz. König hatte ein technisches Gymnasium mit der allgemeinen Hochschulreife abgeschlossen und damit die Möglichkeit, an allen Hochschulformen zu studieren. „Für ein duales Studium habe ich mich entschieden, weil ich kein theoretisches, sondern ein Studium mit Praxisbezug machen wollte“, sagt der 22-Jährige. Mechatronik wurde sein Fach, „weil es eine spannende Mischung aus Mechanik, Elektronik und Informatik ist“. Vor etwa drei Jahren hat er sein Studium an der dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart angefangen. Sein Ausbildungsbetrieb ist Stihl, bestens bekannt als Weltmarktführer bei Motorsägen. Das duale Studium wurde in BadenWürttemberg erfunden, die hiesigen Fachhochschulen waren die ersten, die eine solche Studienart anboten. Heute gibt es in allen Bundesländern duale Studiengänge, in den allermeisten Fällen an Fachhochschulen, nur in wenigen Ausnahmen sind sie auch an Universitäten möglich. Ein duales Studium verknüpft Praxiszeiten in den Ausbildungsbetrieben mit Theoriephasen an den Hochschulen. Auswertungen des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigen einen klaren Trend hin zum dualen Studium: Im Jahr 2017 gab es erstmals mehr als 100 000 duale Studenten in Deutschland. Seit 2004 hat sich ihre Anzahl mehr als verdoppelt, die Zahl der Studiengänge und die der Kooperationsunternehmen in etwa verdreifacht. Das größte Angebot an Studiengängen gibt es im Ingenieurwesen, dann folgen die Wirtschaftswissenschaften. Bei der Studentenanzahl ist die Reihenfolge umgekehrt. Das sind zwar gewaltige Zuwächse, doch wenn man die Zahl der dualen zu allen Studenten in Relation setzt, sieht man, dass das duale Studium immer noch eine Nische ist: Der Anteil der dualen Studenten liegt bei bescheidenen fünf bis sechs Prozent.