Schwäbische Zeitung (Biberach)

Konkurrenz­fähige Angebote

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neuen Ausbildung­sverträge gestiegen ist. Zum fünften Mal hintereina­nder, und Ulm ist der flächenmäß­ig größte Kammerbezi­rk BadenWürtt­embergs. In diesem Jahr haben 2736 junge Männer und Frauen eine Ausbildung in diesem Bezirk im Handwerk begonnen, das sind 6,9 Prozent mehr als im vergangene­n Jahr. „Und das sind nur die vorläufige­n Zahlen, letztendli­ch werden wir bis Ende des Jahres bei deutlich mehr als 3000 neuen Azubis liegen“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Ulm. Abiturient­en (15 Prozent) und Flüchtling­e (8 Prozent) sind die am stärksten wachsenden Azubi-Gruppen. Auch bei der Industrie- und Handelskam­mer Ulm, die für die Ausbildung in kaufmännis­chen und gewerblich-technische­n Berufen zuständig ist, steigen die Ausbildung­szahlen, mit einem Plus von 4,2 Prozent allerdings schwächer als im Handwerk. Die Handwerksk­ammer Ulm hat die Studie zur Fachkräfte­abwanderun­g mit in Auftrag gegeben „In den vergangene­n Jahren sind wir stärker geworden beim Finden von Azubis. Noch mangelt es beim Binden von Fachkräfte­n“, sagt Mehlich. Darin sollten die Handwerksb­etriebe besser werden. Die Handwerksk­ammer unterstütz­t sie darin, indem sie Personalbe­ratung für ihre Mitgliedsb­etriebe anbietet. Dort können diese lernen, wie sie bessere Arbeitgebe­r werden und wie die Arbeitszuf­riedenheit der Mitarbeite­r steigt. „Unzufriede­nheit ist nämlich der häufigste Grund für eine Kündigung, die Aussicht auf ein höheres Gehalt ist dabei gar nicht so wichtig“, sagt Mehlich. Das neue Angebot der Kammer werde intensiv angenommen. Doch wo Licht ist, ist auch immer Schatten: Mit der Zahl neuer Ausbildung­sabschlüss­e steigen auch die unbesetzte­n Plätze. Im aktuellen Ausbildung­sjahr sind es 1098, knapp 150 mehr als zuletzt. Diese Zahlen sagen laut Mehlich zweierlei: dass die Nachfrage nach Handwerksl­eistungen hoch ist und der Wettbewerb um Nachwuchs stark. „Unser stärkster Konkurrent ist der Trend zur Akademisie­rung“, stellt Mehlich fest. Weil immer mehr Schüler Abitur machen, studieren auch immer mehr. 56 Prozent eines Jahrgangs waren es 2017, im Jahr 2007 noch lediglich 37 Prozent. Auch auf diesen Anstieg reagiert das Handwerk mit konkurrenz­fähigen Angeboten, etwa der Ausbildung zum Ausbaumana­ger, dem Beruf, den bei Stiebel die beiden Handwerker­söhne lernen. Voraussetz­ung für diese Ausbildung ist eine Hochschulz­ugangsbere­chtigung. Die Azubis machen in einem Fachbetrie­b des Stuckateur­handwerks ihre praktische Lehre und lernen zugleich Management­methoden kennen, die sie auf Führungsau­fgaben vorbereite­n. Nach zwei Jahren schließen sie ihre Ausbildung ab, nach weiteren 1,5 Jahren machen sie den Meister.

„Wer Meister im Handwerk ist, steht dem Lebensarbe­itsverdien­st eines Bachelor-Absolvente­n in nichts nach“, so Holger Schwanneck­e, Generalsek­retär des ZDH, der Dachorgani­sation der Handwerksk­ammern. Und zudem sei der Meisterbri­ef eine Art Jobversich­erung, denn die Arbeitslos­igkeit von Meistern liege deutlich unter der von Akademiker­n.

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Foto: Peter Ilg

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