Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wege in den Pflegeberuf
Der Beruf einer Pflegefachkraft ist verantwortungsvoll und erfordert viel persönlichen Einsatz. Aufgrund der steigenden Zahl der Pflegebedürftigen sind Arbeitskräfte in dem Bereich gefragter denn je. Wer sich für eine entsprechende Ausbildung entscheidet, hat so beste Berufsaussichten. Es gibt mehrere Wege, wie ein Einstieg gelingt.
Klassische Ausbildung:
Für die Bereiche Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege existieren derzeit drei bundesweit einheitlich geregelte Ausbildungen. In der Regel dauert die jeweilige Ausbildung drei Jahre. Angehende Altenpfleger absolvieren neben einem schulischen Teil viele Praxisphasen in Pflegeeinrichtungen. Künftige Gesundheitsund Kinderkrankenpfleger oder Gesundheits- und Krankenpfleger werden an Berufsfachschulen und in verschiedenen Bereichen der Krankenhäuser ausgebildet. Vereinzelt müssen Auszubildende im Bereich Altenpflege noch Schulgeld zahlen. „Der Abschluss Gesundheits- und Krankenpflege wird europaweit automatisch anerkannt“, sagt Johanna Knüppel vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe in Berlin.
Akademische Ausbildung:
Auch eine akademische Ausbildung ist möglich. „In Deutschland bieten 78 Fachhochschulen und Universitäten insgesamt 149 Pflegestudiengänge an“, sagt Claudia Böcker vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Bei einem Teil der Hochschulen gibt es duale Studiengänge, die die Berufsausbildung mit einem Bachelorstudium verknüpfen. Andere Studiengänge befähigen Absolventen, später Management-Posten in Pflegeeinrichtungen zu übernehmen. Die BachelorStudiengänge dauern je nach Ausrichtung und Hochschule drei bis viereinhalb Jahre. Nach der akademischen Ausbildung sollten Pflegefachkräfte etwa in der Lage sein, Erkenntnisse aus der Wissenschaft im Berufsalltag umzusetzen.
Hilfskräfte:
Einen schnelleren Einstieg in den Berufsalltag ermöglicht eine Ausbildung als Hilfskraft. „Sie erfolgt an Berufsfachschulen und ist von Land zu Land unterschiedlich geregelt“, erklärt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. In vielen Bundesländern können sich Interessierte innerhalb eines Jahres zu Gesundheitsund Krankenpflegehelfern oder Altenpfleger qualifizieren. Oft müssen die Azubis Schulgeld zahlen. Außerdem haben private Anbieter zahlreiche kostenpflichtige Kurse und Lehrgänge im Programm für alle, die im Pflegebereich tätig sein möchten. „Das reicht vom SechsWochen-Crashkurs bis hin zu einem halbjährigen Lehrgang“, erklärt Knüppel. Auch für angehende Betreuungskräfte oder Alltagsbegleiter, die etwa mit Senioren Gymnastik machen oder sie bei Einkäufen begleiten, gibt es spezielle Seminare. Wer an den Kursen teilgenommen hat, bekommt in der Regel vom Anbieter ein Zertifikat.
Quereinsteiger:
Ein Jobverlust im erlernten Beruf oder eine Neuorientierung bei der Berufswahl? Es gibt viele Gründe für eine Umschulung. „Der Bedarf an Pflegefachkräften ist derzeit so hoch, dass Seiteneinsteiger wirklich gute Berufsaussichten haben“, sagt Ebsen. Interessierte sollten sich an die zuständige Agentur für Arbeit wenden. Sie finanziert in vielen Fällen eine Umschulung. Egal ob Umschulung oder Ausbildung: Jeder, der im Pflegebereich beruflich tätig sein möchte, sollte dort zunächst ein Praktikum absolvieren, rät Ebsen. Denn die Tätigkeit sei körperlich wie psychisch anstrengend. Schicht- und Wochenenddienst sind an der Tagesordnung, die Bezahlung ist oft nicht gerade üppig.
Karrierechancen:
Je nach Ausbildungsweg und Qualifikationen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Karriere zu machen und Weiterbildungen wahrzunehmen. Krankenpfleger können etwa Fachkrankenpfleger im Operationsdienst werden. Altenpfleger haben die Möglichkeit, sich zum Fachaltenpfleger für klinische Geriatrie und Rehabilitation weiterzubilden. Zudem gibt es die Option, sich mit einem ambulanten Pflegedienst selbstständig zu machen. Außerdem kann man nach einer entsprechenden Weiterbildung im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung die Stationsleitung übernehmen.
Zukünftige Pflegeausbildung
Ab dem Jahr 2020 gehören die drei getrennten Ausbildungen zum Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpfleger der Vergangenheit an. Dann erhalten alle Azubis zwei Jahre lang eine allgemeine Ausbildung. Im dritten Jahr können sie sich auf die Pflege von Kindern oder alten Menschen spezialisieren – oder die allgemeine Ausbildung fortsetzen. „Grund für diese Reform sind neue Anforderungen an die pflegerische Versorgung“, erklärt Knüppel. Die Auszubildenden müssen dann auch kein Schulgeld mehr zahlen. Sie bekommen eine Ausbildungsvergütung. Auch so soll der Pflegeberuf attraktiver werden. (dpa)