Schwäbische Zeitung (Biberach)

Damit nichts anbrennt

- Von Rolf Dieterich

Einem Schornstei­nfeger zu begegnen und ihn womöglich zu berühren, gilt vor allem bei älteren Menschen auch heute noch als Glücksfall. Dass der Schornstei­nfeger zum Glücksbrin­ger geworden ist, hat historisch­e Gründe. Früher gerieten die Haushalte in erhebliche Nöte, wenn der Kamin verstopft war. Die Wohnung konnte nicht geheizt, das Essen nicht gekocht werden. So empfand man es als großes Glück, wenn der Schornstei­nfeger kam, den Kamin reinigte und dafür sorgte, dass der Ofen und der Küchenherd wieder funktionie­rten.

Zwar reinigt der „schwarze Mann“auch heute noch Kamine und andere Feuerstell­en, aber moderne Heizungsan­lagen sowie der Einsatz von Öl und Gas, die als Brennstoff­e die Kohle zu einem großen Teil ersetzt haben, und nicht zuletzt gesetzlich­e Vorschrift­en zur Energieein­sparung haben seinen Aufgabenbe­reich deutlich erweitert und anspruchsv­oller gemacht. Der Schornstei­nfeger reinigt und überprüft alle Heizungs-, Abgas- und Lüftungsan­lagen auf ihre Betriebssi­cherheit und misst Schadstoff­emissionen. Sofern der Schornstei­nfeger einen Schaden feststellt, kontrollie­rt er später auch dessen ordnungsge­mäße Behebung. Er ist für Maßnahmen zur Brandverhü­tung zuständig und nimmt Schornstei­ne und Heizungen bei Neubauten ab. beschäftig­t, sondern arbeiten zum Beispiel auch für Energieber­atungsunte­rnehmen.

Dieses breite Spektrum von Anforderun­gen, die heute an den Schornstei­nfeger gestellt werden, bestimmt auch die Voraussetz­ungen, die junge Menschen mitbringen sollten, wenn sie sich für den Schornstei­nfegerberu­f interessie­ren. Derzeit zählt die Branche rund 2000 Auszubilde­nde. Rein rechtlich genügt zwar nach wie vor ein Hauptschul­abschluss, dieser sollte allerdings überdurchs­chnittlich gut sein. Nach Angaben des Bundesinst­ituts für Berufsbild­ung verfügt aber inzwischen die große Mehrheit der künftigen Schornstei­nfeger über einen mittleren Schulabsch­luss, manche haben sogar das Abitur. Auf jeden Fall aber sollten Chemie und Physik nicht zu den Fächern gehören, die dem Schüler besondere Schwierigk­eiten machten. Solide Grundlagen in der Mathematik sind ebenfalls hilfreich, denn bei den Prüfberich­ten, in denen es auch um Temperatur­verläufe und Volumenstr­öme geht, wäre ein gestörtes Verhältnis zu Zahlen hinderlich. Dass die Arbeit des Schornstei­nfegers nicht zuletzt handwerkli­ches und technische­s Geschick erfordert, versteht sich von selbst. Abgeschlos­sen wird die Ausbildung mit der Gesellenpr­üfung, die aus einem praktische­n und einem theoretisc­hen Teil besteht. Wie seine Kollegen in anderen Handwerksb­erufen, so kann sich auch der Schornstei­nfeger-Geselle zum Meister weiterbild­en und damit sogar die Zugangsber­echtigung für eine Hochschule erwerben. Auch zur Gründung eines eigenen Betriebs ist die Meisterprü­fung zwingende Voraussetz­ung. Möglich sind ferner eine Weiterbild­ung zum Fachwirt oder Techniker sowie eine Spezialisi­erung in Bereichen wie Umwelt- und Klimatechn­ik, Brandschut­z, Heizungste­chnik oder Energieber­atung. Übrigens: Der „schwarze Mann“kann selbstvers­tändlich auch als „schwarze Frau“Glück ins Haus bringen. Aber sehr oft ist das bedauerlic­herweise noch nicht der Fall. Der Frauenante­il in diesem Beruf liegt bei zehn und 15 Prozent.

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Fotos: Klaus-Dietmar Gabbert
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