Schwäbische Zeitung (Biberach)
Damit nichts anbrennt
Einem Schornsteinfeger zu begegnen und ihn womöglich zu berühren, gilt vor allem bei älteren Menschen auch heute noch als Glücksfall. Dass der Schornsteinfeger zum Glücksbringer geworden ist, hat historische Gründe. Früher gerieten die Haushalte in erhebliche Nöte, wenn der Kamin verstopft war. Die Wohnung konnte nicht geheizt, das Essen nicht gekocht werden. So empfand man es als großes Glück, wenn der Schornsteinfeger kam, den Kamin reinigte und dafür sorgte, dass der Ofen und der Küchenherd wieder funktionierten.
Zwar reinigt der „schwarze Mann“auch heute noch Kamine und andere Feuerstellen, aber moderne Heizungsanlagen sowie der Einsatz von Öl und Gas, die als Brennstoffe die Kohle zu einem großen Teil ersetzt haben, und nicht zuletzt gesetzliche Vorschriften zur Energieeinsparung haben seinen Aufgabenbereich deutlich erweitert und anspruchsvoller gemacht. Der Schornsteinfeger reinigt und überprüft alle Heizungs-, Abgas- und Lüftungsanlagen auf ihre Betriebssicherheit und misst Schadstoffemissionen. Sofern der Schornsteinfeger einen Schaden feststellt, kontrolliert er später auch dessen ordnungsgemäße Behebung. Er ist für Maßnahmen zur Brandverhütung zuständig und nimmt Schornsteine und Heizungen bei Neubauten ab. beschäftigt, sondern arbeiten zum Beispiel auch für Energieberatungsunternehmen.
Dieses breite Spektrum von Anforderungen, die heute an den Schornsteinfeger gestellt werden, bestimmt auch die Voraussetzungen, die junge Menschen mitbringen sollten, wenn sie sich für den Schornsteinfegerberuf interessieren. Derzeit zählt die Branche rund 2000 Auszubildende. Rein rechtlich genügt zwar nach wie vor ein Hauptschulabschluss, dieser sollte allerdings überdurchschnittlich gut sein. Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung verfügt aber inzwischen die große Mehrheit der künftigen Schornsteinfeger über einen mittleren Schulabschluss, manche haben sogar das Abitur. Auf jeden Fall aber sollten Chemie und Physik nicht zu den Fächern gehören, die dem Schüler besondere Schwierigkeiten machten. Solide Grundlagen in der Mathematik sind ebenfalls hilfreich, denn bei den Prüfberichten, in denen es auch um Temperaturverläufe und Volumenströme geht, wäre ein gestörtes Verhältnis zu Zahlen hinderlich. Dass die Arbeit des Schornsteinfegers nicht zuletzt handwerkliches und technisches Geschick erfordert, versteht sich von selbst. Abgeschlossen wird die Ausbildung mit der Gesellenprüfung, die aus einem praktischen und einem theoretischen Teil besteht. Wie seine Kollegen in anderen Handwerksberufen, so kann sich auch der Schornsteinfeger-Geselle zum Meister weiterbilden und damit sogar die Zugangsberechtigung für eine Hochschule erwerben. Auch zur Gründung eines eigenen Betriebs ist die Meisterprüfung zwingende Voraussetzung. Möglich sind ferner eine Weiterbildung zum Fachwirt oder Techniker sowie eine Spezialisierung in Bereichen wie Umwelt- und Klimatechnik, Brandschutz, Heizungstechnik oder Energieberatung. Übrigens: Der „schwarze Mann“kann selbstverständlich auch als „schwarze Frau“Glück ins Haus bringen. Aber sehr oft ist das bedauerlicherweise noch nicht der Fall. Der Frauenanteil in diesem Beruf liegt bei zehn und 15 Prozent.