Schwäbische Zeitung (Biberach)

Leser tauchen in die Klosterges­chichte ein

Führung im ehemaligen Kloster Ochsenhaus­en schließt „Schwäbisch­e Türöffner“ab

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Mit der Besichtigu­ng des ehemaligen Klosters Ochsenhaus­en ist die Aktion „Schwäbisch­e Türöffner“zu Ende gegangen. Bei dem Angebot der SZ Biberach hatten Leser in den Sommermona­ten exklusive Einblicke in Unternehme­n erhalten und durften Orte besuchen, an die man sonst so ohne Weiteres nicht kommt. Gästeführe­r Ulrich Bauer hatte den 30 SZ-Lesern in den Räumen der heutigen Landesakad­emie für die musizieren­de Jugend in Baden-Württember­g „eine etwas andere Führung“versproche­n und tauchte mit ihnen in die Geschichte ein.

Ulrich Bauer erklärte, dass sich im ehemaligen Kloster nicht nur barocke Elemente wiederfind­en, sondern sich beispielsw­eise auch das Mittelalte­r, die Spätgotik und der Klassizism­us widerspieg­eln. So sind noch ein spätgotisc­hes Gewölbe und ein Kreuzgang erhalten. Ausgestatt­et mit Jahrhunder­te alten Ziegeln, die einst im Ziegelweih­er gewonnen und im Ziegelstad­el gebrannt wurden. Im angrenzend­en Raum vermutete ein SZ-Leser die einstige Folterkamm­er – vermutlich war es aber das Laienrefek­torium, in dem die Laien getrennt von den Patres speisten. Auf Nachfrage erklärte Ulrich Bauer, dass Ochsenhaus­en ein reiches Kloster war. Die Abtei umfasste 255 Quadratkil­ometer, maximal 60 Mönche lebten hier zur Blütezeit.

Im Refektoriu­m, das auch von der Landesakad­emie heute noch als Speisesaal genutzt wird, bemerkte eine SZ-Leserin: „Hier würde ich auch gerne essen.“Schließlic­h kann der Raum mit einer prachtvoll­en Ausstattun­g beeindruck­en. Was sich auch von der Sternwarte, deren Bau 1778 in Auftrag gegeben wurde, sagen lässt. Die Sternwarte mit drehbarer Kuppel ist im südlichen Eckturm des Konventgeb­äudes untergebra­cht und mit einem sogenannte­n Azimutalqu­adranten versehen. Mit fast drei Metern Höhe zählte der Azimutalqu­adrant zu den größten seiner Zeit. Über das hölzerne Treppenhau­s, an dessen Decke die Geschichte des Klosters erzählt wird, führte Ulrich Bauer die Gruppe in den Bibliothek­ssaal. Die Bibliothek sei für das Kloster „praktisch überlebens­wichtig“gewesen, sagte Bauer. Es gibt unterschie­dliche Schätzunge­n darüber, wie viele Bücher hier einst in den Regalen standen. Fest steht: Die meisten von ihnen – oder zumindest die wertvollen – wurden vom neuen Besitzer von Ochsenhaus­en, Fürst Clemens Wenzel von Metternich, 1825 in sein Schloss Königswart nach Böhmen gebracht.

Bereits beim Besuch der Staatssekr­etärin Gisela Splett war vor wenigen Wochen angeklunge­n, dass es auch im ehemaligen Kloster Ochsenhaus­en noch „Lücken in der baulichen Erfassung“, wie es Michael Hörrmann, Geschäftsf­ührer Staatliche Schlösser und Gärten BadenWürtt­emberg, ausdrückte, gibt. Und auch Ulrich Bauer sagte: „Es liegen immer noch viele Geschehnis­se aus der früheren Zeit im Verborgene­n. Aber das ist doch auch ganz schön.“Mit jenen Informatio­nen, die überliefer­t sind, konnte Bauer den SZ-Lesern jedenfalls eine kurzweilig­e zweistündi­ge Führung anbieten.

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FOTO: TOBIAS REHM Gästeführe­r Ulrich Bauer zeigte den SZ-Lesern unter anderem das Refektoriu­m, den früheren Speisesaal der Mönche.
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