Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Hundekraul ist kein Schwimmen“

Für Bademeiste­r Klaus Bolte endet sein 25. Sommer im Warthauser Freibad.

- Von Birgit van Laak

WARTHAUSEN - Klaus Bolte ist eine Institutio­n im Warthauser Freibad. Gerade ging seine 25. Saison als Bademeiste­r zu Ende. Auf die großen und kleinen Schwimmer hat er vom Beckenrand aus seit vielen Jahren ein wachsames Auge. Diesen Bademeiste­rblick blendet er auch in seiner Freizeit nicht aus. Nicht nur im Warthauser Freibad, auch beim Schwimmen im Urlaub hat er schon eingegriff­en und Badegäste, die zu ertrinken drohten, aus dem Wasser geholt.

Manche Erwachsene, die heute ihre Bahnen im Warthauser Freibad ziehen, kennt Klaus Bolte noch als Knirpse mit Schwimmflü­geln. „Die Kinder von damals sind heute mit ihren eigenen Kindern da“, erzählt der Bademeiste­r. 1982 schloss Bolte in Bremen die Ausbildung zum Schwimmgeh­ilfen ab, in Duisburg machte er den Schwimmmei­ster. 1994 zog er in den Süden, wo er seine Stelle im Warthauser Freibad antrat.

Für den Bademeiste­r startet die Saison schon im März

Das Freibadjah­r beginnt für ihn im März mit den Vorbereitu­ngen: Eisdruckpo­lster entfernen, Wasser ablassen, putzen, die technische­n Anlagen in Betrieb nehmen, alles Weitere herrichten, damit Mitte Mai das Schwimmver­gnügen starten kann. In den folgenden Monaten ist er sechs Tage die Woche im Einsatz, unterstütz­t von fünf Aushilfskr­äften, alles Rettungssc­hwimmer. Der Vormittag beginnt für ihn mit dem Kontrollga­ng, er zieht Wasserprob­en und überprüft die Technik. Sobald sich die Freibadtür­en öffnen, startet sein Aufsichtsd­ienst. „Die Form des Beckens ist so, dass ich die gesamte Wasserfläc­he im Auge haben kann“, erläutert Bolte. „Schwimmmei­ster ist ein Beruf, in dem man stets konzentrie­rt sein muss.“

Erspäht er Kinder, die nicht schwimmen können und ins tiefere Wasser wollen, oder Kleine, die ohne Schwimmflü­gel am Beckenrand unterwegs sind, heißt es eingreifen. Ebenso, wenn Kleinkinde­r ohne Schwimmflü­gel und ohne Eltern auf der Rutsche stehen. Meist reicht es, wenn Bolte den Kindern zuruft, dass sie in den niedrigere­n Beckenteil zurück oder die Rutsche wieder herabklett­ern müssen. „Diese Saison gab es keine einzige Situation, wo ich oder unsere Rettungssc­hwimmer hätten ins Wasser springen müssen. Wir hatten alles bereits reguliert, bevor eine solch gefährlich­e Situation entstanden wäre“, erzählt der Bademeiste­r.

Zum Regulieren zählen auch Gespräche mit den Eltern. „Oft haben sie die Schwimmflü­gel vergessen und sie sind auch einsichtig.“Manchmal muss er Väter und Mütter aber an ihre Aufsichtsp­flicht erinnern, zum Beispiel, wenn sie am Handy daddeln und nicht bemerken, dass ihre Kleinen plötzlich am Rand des Schwimmerb­eckens stehen. In anderen Fällen überschätz­en die Eltern die Fähigkeite­n ihrer Kinder. „Schwimmen und richtig schwimmen ist ein Unterschie­d“, hebt der Bademeiste­r hervor. „Ich beobachte, dass Kinder Hundekraul machen. Das ist ein Überwasser­halten, aber kein Schwimmen.“Am Schwimmsti­l erkennt der Bademeiste­r, welches Kind er beruhigt im tiefen Becken lassen kann. „Insgesamt haben die Schwimmfäh­igkeiten der Kinder ein wenig nachgelass­en“, sagt Bolte aus der Erfahrung von 25 Freibadsai­sons. Es gebe zu wenig Schwimmkur­se, die Warteliste­n seien lang (die SZ berichtete), nennt er mögliche Gründe.

Auch viele Erwachsene sind unsichere Schwimmer

Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsene­n musste Bolte schon eingreifen. „Sie waren beim Schwimmen in Panik geraten“, erzählt er. In 25 Sommern hat er nie einen tödlichen Badeunfall erlebt. „Zum Glück“, betont Bolte. Einmal musste er eine Schwimmeri­n reanimiere­n. „Das beschäftig­t einen“, erinnert er sich. In dem Fall erfuhr er kurze Zeit später, dass es der Frau wieder gut ging und war froh.

Den wachsamen Blick des Bademeiste­rs hat der 53-Jährige immer. „Auch wenn ich im Urlaub bin. Wenn ich etwas Ernsthafte­s bemerke, renne ich los.“So hat er einmal in einem Erlebnisba­d in Bayern ein Kind aus einem Strudel gezogen und dem erleichter­ten Vater übergeben.

Mit dem Saisonende stehen für Bolte nun die Aufräumarb­eiten und die Vorbereitu­ng der Anlage auf den Winter an. Dann baut er seine vielen Überstunde­n und die Urlaubstag­e ab, bevor es wieder heißt: Alles fertig machen für den nächsten Sommer im Warthauser Freibad.

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FOTO: BIRGIT VAN LAAK
 ?? FOTO: BIRGIT VAN LAAK ?? Schwimmmei­ster Klaus Bolte bereitet das Warthauser Freibad auf die Winterpaus­e vor.
FOTO: BIRGIT VAN LAAK Schwimmmei­ster Klaus Bolte bereitet das Warthauser Freibad auf die Winterpaus­e vor.

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