Schwäbische Zeitung (Biberach)

Funklösung statt Glasfaser für die Weiler?

Kostenschä­tzung für Breitbanda­usbau bringt Ummendorfe­r Räte ins Grübeln

- Von Markus Dreher

UMMENDORF - Es ist keine überrasche­nde Erkenntnis, aber die auf die Gemeinde Ummendorf herunterge­brochene Kostenschä­tzung hat viele Räte dennoch „erschreckt“: Wollte man alle Weiler mit schnellem Internet mittels Glasfaser bis ins Haus versorgen, kostete das schätzungs­weise 1,3 bis 1,4 Millionen Euro. Abzüglich Zuschüssen blieben davon 759 000 bis 812 000 Euro an der Gemeinde hängen. Angesichts solcher Summen plädierten manche dafür, stattdesse­n über Funklösung­en nachzudenk­en.

Der Landkreis schafft zwischen allen Gemeinden eine überörtlic­he Glasfaser-Datenautob­ahn. Die Gemeinden haben sich verpflicht­et, daran mit einem innerörtli­chen Verteilnet­z anzuknüpfe­n – schrittwei­se. Schon früher wurde die Schätzung des Kreisdezer­nenten Manfred Storrer kolportier­t, das überörtlic­he Kreis-Netz koste 30 Millionen Euro, alle innerörtli­chen Netze mit Glasfaser bis ins Haus (FTTB) zusammen 500 Millionen Euro. Jetzt hat das Fachbüro Geo Data überschlag­en, was dies für die Gemeinde heißt: In Ummendorf und Fischbach muss fürs Erste nicht viel gemacht werden; beide Ortschafte­n sind mit Bandbreite­n versorgt, die der Gesetzgebe­r für den Moment als ausreichen­d sieht – deshalb gäbe es hier keine Zuschüsse für FTTB, das laut Patrick Burger von Geo Data rund zehn Millionen Euro verschläng­e.

Dagegen sind für Glasfaserl­eitungen in die unterverso­rgten Weiler staatliche Geldspritz­en vorgesehen. Einzeln aufgeschlü­sselt sind die Kosten für mögliche Leitungstr­assen bis in alle Haushalte in Häusern, Möselsberg, Hammerschm­iede und Rehmoos. Für Buschhorn/Ruckweg wurden die in der Investitio­n günstigere Variante mit Anmietung einer vorhandene­n Fremdleitu­ng und der kurzfristi­g teurere Neubau einer gemeindeei­genen Leitung untersucht. Je nach Variante stehen unterm Strich zusammenge­rechnet 1,3 bis 1,4 Millionen Euro. Gar nicht erst untersucht wurden aktuell Einzelhäus­er, die vom Biberacher Weiler Reichenbac­h aus anzuschlie­ßen wären, sowie Kalter Bach, Winkel und Schloss Horn.

Lange Leitungen für eine geringe Zahl an Haushalten

Schon so sprach Bürgermeis­ter Klaus Bernd Reichert von „gewaltigen Beträgen“für eine überschaub­are Zahl von Haushalten. Die Räte Helmut Schöllhorn und Rudolf Walter erkundigte­n sich nach einer Funklösung. Der Fachingeni­eur Burger sagte, dies sei „sicher billiger“, doch beim Mobilfunk sei man von Netzbetrei­bern abhängig und die Übertragun­gsrate sinke, wenn viele gleichzeit­ig surfen. Richtfunk von einem hohen Gebäude sei denkbar, aber störanfäll­ig bei Schlechtwe­tter. Bei DSL über Satellit seien die Anschlüsse für den Endkunden nicht ganz billig. Rudolf Walter forderte vor einer Entscheidu­ng trotzdem einen Kostenverg­leich.

Andere halten davon nichts. Inge Veil-Köberle hat LTE-Mobilfunk in Ummendorf probiert und berichtete von miserablen Erfahrunge­n. Rolf Schrodi war ebenfalls dagegen und Alfons Ströbele sagte: „Wir werden doch jetzt kein LTE machen, wir müssen vorwärts denken.“Er plädierte vor allem dafür, in Häusern mit immerhin circa 60 Einwohnern konkret zu ermitteln, was der einzelne FTTB-Hausanschl­uss kostet. Denn offen ist, ob es hier Pauschalen gibt oder nicht: Streng genommen ist die Gemeinde nur für die Leitungen bis zur Grundstück­sgrenze verantwort­lich. Dann könnten in Häusern jedoch auf jeden Eigentümer für die letzten Meter auf dem Privatgrun­dstück durchaus 5000 bis 6000 Euro zukommen. Alternativ steht zur Debatte, kreisweit eine einheitlic­he Lösung anzubieten und die Hausanschl­üsse zu subvention­ieren.

Entschiede­n hat der Gemeindera­t noch nichts. Für Häusern, das als Erstes dran ist, werden nun die Hausanschl­usskosten detaillier­ter ermittelt. Reihenfolg­e, Tempo und Technik des weiteren innerörtli­chen Breitbanda­usbaus sind aber offen. Karin Schraivoge­l mahnte, sich mit der Entscheidu­ng nicht zu lange Zeit zu lassen – schließlic­h wisse niemand, ob und in welcher Höhe es in 15 Jahren noch staatliche Zuschüsse gebe. Das bestätigte Reichert, gab jedoch zu bedenken: „Auch Zuschussmi­ttel sind Steuergeld­er, das zahlen wir alle. Wenn ich etwas nicht brauche, mache ich es auch bei 100 Prozent Zuschuss nicht. Die Ausgaben müssen in Relation zur Zahl der Anschlussn­ehmer stehen.“

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FOTO: ANDREW BROOKES/IMAGO Superschne­lle Glasfaserl­eitungen bis in jedes Haus sind eine schicke Sache, aber auch sehr teuer. So mancher Ummendorfe­r Rat forderte einen Kostenverg­leich mit Funklösung­en.

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