Schwäbische Zeitung (Biberach)
Funklösung statt Glasfaser für die Weiler?
Kostenschätzung für Breitbandausbau bringt Ummendorfer Räte ins Grübeln
UMMENDORF - Es ist keine überraschende Erkenntnis, aber die auf die Gemeinde Ummendorf heruntergebrochene Kostenschätzung hat viele Räte dennoch „erschreckt“: Wollte man alle Weiler mit schnellem Internet mittels Glasfaser bis ins Haus versorgen, kostete das schätzungsweise 1,3 bis 1,4 Millionen Euro. Abzüglich Zuschüssen blieben davon 759 000 bis 812 000 Euro an der Gemeinde hängen. Angesichts solcher Summen plädierten manche dafür, stattdessen über Funklösungen nachzudenken.
Der Landkreis schafft zwischen allen Gemeinden eine überörtliche Glasfaser-Datenautobahn. Die Gemeinden haben sich verpflichtet, daran mit einem innerörtlichen Verteilnetz anzuknüpfen – schrittweise. Schon früher wurde die Schätzung des Kreisdezernenten Manfred Storrer kolportiert, das überörtliche Kreis-Netz koste 30 Millionen Euro, alle innerörtlichen Netze mit Glasfaser bis ins Haus (FTTB) zusammen 500 Millionen Euro. Jetzt hat das Fachbüro Geo Data überschlagen, was dies für die Gemeinde heißt: In Ummendorf und Fischbach muss fürs Erste nicht viel gemacht werden; beide Ortschaften sind mit Bandbreiten versorgt, die der Gesetzgeber für den Moment als ausreichend sieht – deshalb gäbe es hier keine Zuschüsse für FTTB, das laut Patrick Burger von Geo Data rund zehn Millionen Euro verschlänge.
Dagegen sind für Glasfaserleitungen in die unterversorgten Weiler staatliche Geldspritzen vorgesehen. Einzeln aufgeschlüsselt sind die Kosten für mögliche Leitungstrassen bis in alle Haushalte in Häusern, Möselsberg, Hammerschmiede und Rehmoos. Für Buschhorn/Ruckweg wurden die in der Investition günstigere Variante mit Anmietung einer vorhandenen Fremdleitung und der kurzfristig teurere Neubau einer gemeindeeigenen Leitung untersucht. Je nach Variante stehen unterm Strich zusammengerechnet 1,3 bis 1,4 Millionen Euro. Gar nicht erst untersucht wurden aktuell Einzelhäuser, die vom Biberacher Weiler Reichenbach aus anzuschließen wären, sowie Kalter Bach, Winkel und Schloss Horn.
Lange Leitungen für eine geringe Zahl an Haushalten
Schon so sprach Bürgermeister Klaus Bernd Reichert von „gewaltigen Beträgen“für eine überschaubare Zahl von Haushalten. Die Räte Helmut Schöllhorn und Rudolf Walter erkundigten sich nach einer Funklösung. Der Fachingenieur Burger sagte, dies sei „sicher billiger“, doch beim Mobilfunk sei man von Netzbetreibern abhängig und die Übertragungsrate sinke, wenn viele gleichzeitig surfen. Richtfunk von einem hohen Gebäude sei denkbar, aber störanfällig bei Schlechtwetter. Bei DSL über Satellit seien die Anschlüsse für den Endkunden nicht ganz billig. Rudolf Walter forderte vor einer Entscheidung trotzdem einen Kostenvergleich.
Andere halten davon nichts. Inge Veil-Köberle hat LTE-Mobilfunk in Ummendorf probiert und berichtete von miserablen Erfahrungen. Rolf Schrodi war ebenfalls dagegen und Alfons Ströbele sagte: „Wir werden doch jetzt kein LTE machen, wir müssen vorwärts denken.“Er plädierte vor allem dafür, in Häusern mit immerhin circa 60 Einwohnern konkret zu ermitteln, was der einzelne FTTB-Hausanschluss kostet. Denn offen ist, ob es hier Pauschalen gibt oder nicht: Streng genommen ist die Gemeinde nur für die Leitungen bis zur Grundstücksgrenze verantwortlich. Dann könnten in Häusern jedoch auf jeden Eigentümer für die letzten Meter auf dem Privatgrundstück durchaus 5000 bis 6000 Euro zukommen. Alternativ steht zur Debatte, kreisweit eine einheitliche Lösung anzubieten und die Hausanschlüsse zu subventionieren.
Entschieden hat der Gemeinderat noch nichts. Für Häusern, das als Erstes dran ist, werden nun die Hausanschlusskosten detaillierter ermittelt. Reihenfolge, Tempo und Technik des weiteren innerörtlichen Breitbandausbaus sind aber offen. Karin Schraivogel mahnte, sich mit der Entscheidung nicht zu lange Zeit zu lassen – schließlich wisse niemand, ob und in welcher Höhe es in 15 Jahren noch staatliche Zuschüsse gebe. Das bestätigte Reichert, gab jedoch zu bedenken: „Auch Zuschussmittel sind Steuergelder, das zahlen wir alle. Wenn ich etwas nicht brauche, mache ich es auch bei 100 Prozent Zuschuss nicht. Die Ausgaben müssen in Relation zur Zahl der Anschlussnehmer stehen.“