Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das „Vabanquespiel“mit dem Nachtfrost
„Es gibt eine Riesenernte“, stellt Otto Deeng fest, Vorsitzender im Kreisverband der Obst- und Gartenbauer, der 33 Mitgliedsvereine vertritt. Dieses Jahr sei schon sehr ungewöhnlich: Die Ernte kam zwei Wochen früher und bringe seither rekordverdächtige Mengen an Äpfeln. Allerdings machte die Trockenheit sich auch bemerkbar, merkt der Vorsitzende an: „Viele Äpfel fallen kleiner aus.“
Gefahr durch Eisheilige
Was da genau passiert ist, kann Alexander Ego gut beschreiben, der Obst- und Gartenbaufachmann im Landratsamt, der durch seine Kurse im Baumschnitt kreisweit gut bekannt ist. Er sieht für die Zukunft eine Art Vabanquespiel auf die Obstbauern zukommen. Denn ein Faktor, der zu der „sehr guten bis rekordverdächtigen“Ernte geführt habe, sei im warmen Frühjahr eine früh begonnene Vegetationszeit mit „schneller Blüte und Bestäubung“gewesen. Das habe ein durch die beiden mageren Vorjahre gut erholtes Fruchtholz zu starker Fruchtbildung angeregt. Die Äpfel hatten viel Zeit, in warmem Klima zu reifen. Allerdings droht durch die frühe Blüte verstärkt die Gefahr von Frostschäden. Denn der ersten Wärme folgt oft im Mai noch ein Kälteeinbruch, der als die Eisheiligen berühmt ist. Letzte der Eisheiligen ist die „kalte Sophie“am 15. Mai, und dann kann es auch noch zu Nachtfrösten mit minus 5 bis 8 Grad kommen – mit schweren Folgen für Apfelbäume mit voll entwickelter Blütenpracht. So drängt das wärmer werdende Klima Bauern zu einer Entscheidung: Frühe Blühzeiten können große Ernten bewirken – oder einen starken Ausfall durch letzte Nachtfröste. „Dieses Wechselspiel wird in Zukunft immer gefährlicher.“
Qualität hat gelitten
Ein Wermutstropfen trübt das Urteil von Fachmann Alexander Ego: Die Qualität habe oft unter der Trockenheit gelitten, insbesondere bei alten Bäumen. Da rät der Fachmann ohnehin zu einer besonders pfleglichen Behandlung und meint den richtigen Schnitt: „Wer seine Bäume gut pflegt, der bekommt auch schöne Äpfel.“(aep)