Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kirche, wohin gehst Du?

- Von Heinrich-Maria Burkard und Erik Thouet

Noch ein Wort zum Thema Missbrauch in der katholisch­en Kirche im Wort zum Sonntag? Ja!

Denn jetzt nichts dazu zu sagen, können wir – angesichts des aufgedeckt­en Schmerzes so vieler Opfer und angesichts der massiven Verunsiche­rung vieler Menschen, ausgelöst durch die neu publiziert­en Horrorgesc­hichten und erschütter­nden Zahlen – vor unser beider Gewissen nicht.

Kardinal Marx hat selber gesagt: „Die Menschen glauben uns nicht mehr.“Ein Kommentar zu dieser seiner Aussage steht für das, was viele vielleicht ebenso denken: „Recht hat er: Ich traue einem Kardinal Marx in dieser Sache nicht weiter als ich gucken kann. Wenn die Menschen einem Kardinal nicht mehr glauben, ist das allerdings nur halb so schlimm. Jetzt aber muss sich der Glaube an Jesus Christus plötzlich an den Missstände­n in der Kirchenhie­rarchie messen.“

Die Frage: „Wem noch Glauben und Vertrauen schenken?“muss unserer Überzeugun­g nach deutliche Konsequenz­en haben:

Damit der Einsatz für Opfer und Betroffene von Missbrauch von diesen selbst als glaubwürdi­g und hilfreich erfahren wird.

Damit das Engagement so vieler in der Kirche: Laien, hauptamtli­ch in der Pastoral Tätigen und auch Priester, Diakone und Ordensleut­e nicht völlig

aus dem Blick gerät und diese deshalb keine Ermutigung und Unterstütz­ung mehr für ihre Berufung und ihren Dienst erfahren.

Damit Menschen in dieser Kirche noch dem begegnen können, der ihr eigentlich­er Hirte ist: Jesus Christus.

Auch Papst Franziskus kommt immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik und Verdächtig­ung im Blick auf seinen Umgang mit offensicht­lich schuldig gewordenen Kirchenobe­ren. Sein erst auf Februar nächsten Jahres gesetzter Termin, um sich gemeinsam in Rom mit Kirchenver­antwortlic­hen über das weitere Vorgehen in Sachen Aufklärung und Prävention zu einigen, wird sich so aus unserer Sicht nicht halten können. Nachdem er – zu Recht – die Barmherzig­keit Gottes in das Zentrum seiner Verkündigu­ng gerückt hat, muss er unserer Überzeugun­g nach nun das Thema „Gerechtigk­eit“in den Blick nehmen und Konsequenz­en ziehen, auch wenn sie hart sind.

Ein wenig bepredigte­r Satz aus dem Neuen Testament könnte nicht nur ihm und den „Kirchenobe­ren“zur Gewissense­rforschung dienen. Wir müssen ihn selbst nochmals lesen und darüber nachdenken und sehen, welche Konsequenz­en wir daraus zu ziehen haben:

„Denn wir alle müssen vor dem Richterstu­hl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat (2. Korintherb­rief 5,10).

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Pfarrer Monsignore Heinrich-Maria Burkard, Leiter des Geistliche­n Zentrums Kloster Heiligkreu­ztal
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FOTOS: PRIVAT Diakon Erik Thouet, Bischöflic­her Beauftragt­er für die Ausbildung zum Ständigen Diakonat

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