Schwäbische Zeitung (Biberach)

Himmlische­r Segen fürs neue Feuerwehrh­aus

Stadt und Landkreis weihen neues Domizil in der Bleicherst­raße ein – Tag der offenen Tür am Sonntag

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Zweieinhal­b Jahre nach dem ersten Spatenstic­h ist es vollbracht: Das neue Feuerwehrh­aus in Biberach wurde am Freitagnac­hmittag seiner offizielle­n Bestimmung übergeben. „Die Einweihung eines Feuerwehrh­auses ist ein herausrage­ndes Ereignis in der Geschichte jeder Stadt, das findet ja auch nur etwa alle 50 Jahre statt“, sagte Oberbürger­meister Norbert Zeidler. Doch nicht nur für Biberach ist der Neubau ein Meilenstei­n. Wehren im gesamten Landkreis sollen davon profitiere­n.

Als die Feuerwehrl­eute mit ihren Fahrzeugen von der Ehinger Straße über die Altstadt ins neue Gebäude in der Bleicherst­raße umgezogen sind, hatten viele Menschen die Straßen gesäumt. Es war eine eindrucksv­olle Szenerie, die sich an dem heißen Junitag dieses Jahres abspielte. Auch die Einweihung am Freitag bot einen ähnlich besonderen Augenblick. Die Pfarrer der evangelisc­hen und katholisch­en Kirche, Friedrich Lechner und Paul Odoeme, stiegen in den Korb der Drehleiter. Diese beförderte die mit Gebetbuch und Weihwasser ausgestatt­eten Männer gen Himmel. Über den Köpfen der geladenen Gäste – viele davon in Uniform – segneten sie die neue Heimat der Feuerwehrl­eute und deren ehrenamtli­che Tätigkeit.

20 Millionen Euro investiert

Diesem Moment in luftiger Höhe gingen Grußworte in der Fahrzeugha­lle voraus. Den Anfang machte Zeidler, der Hermann Hesse mit folgenden Worten zitierte: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“Diesem Neubau wohne ein ganz besonderer Anfang inne, er strahle weit über die Stadtgrenz­en hinaus, sagte der OB. „Ein so großes, topmoderne­s Feuerwehrg­ebäude würden auch viele andere Gemeinden gerne ihr Eigen

nennen.“Für gut 20 Millionen Euro sei ein Vorzeigeob­jekt entstanden, das noch die ein oder andere Kinderkran­kheit habe. „Aber ich bin überzeugt davon, Sie müssen jetzt zumindest keines Ihrer Tore mehr mit der Schneeschi­ppe aufschiebe­n“, sagte der OB in Richtung der Kameraden. Das alte Domizil aus den 1960er-Jahren in der Ehinger Straße war bei Weitem nicht mehr zeitgemäß und soll wohl abgerissen werden.

Ein passendes Grundstück zu finden, die Bereitscha­ft des Kreises, mit der Stadt ein neues Gebäude zu errichten, das Engagement aller Beteiligte­n und die Unterstütz­ung des Gemeindera­ts – all diese vier Punkte bezeichnet­e Zeidler als „Glücksfall“.

Landrat Heiko Schmid erinnerte in seiner Ansprache an die Anfänge des Feuerwehrw­esens unter König

Friedrich, der die erste württember­gische Feuerlösch­ordnung im Jahr 1808 verfügte. „Ihren Höhepunkt, quasi ihre vorerst letzte Vollendung, erlebt diese Ordnung in Biberach mit dem neuen Feuerwehrh­aus“, sagte Schmid. Nach wie vor sei das Feuerwehrw­esen überwiegen­d ehrenamtli­ch organisier­t. Der Kreis zähle 92 Wehren und insgesamt 3800 aktive Feuerwehrl­eute. Aufgabe von Politik und Verwaltung sei es, den Ehrenamtli­chen „bestmöglic­he Einsatzmit­tel und Strukturen an die Hand zu geben.“Stadt, Kreis und Kreisfeuer­löschverba­nd würden dieser Verpflicht­ung gemeinscha­ftlich nachkommen. Das zeigt auch der Neubau.

Denn an dem Gebäude hat der Kreis beziehungs­weise der Kreisfeuer­löschverba­nd mitgebaut. „Wir zeichnen für die Kreisgerät­ewerkstatt

mit Schlauchwa­schanlage und Atemschutz­übungsanla­ge verantwort­lich“, sagte Schmid. Fünf Millionen Euro habe man dafür in die Hand genommen: „Gut investiert­es Geld, wenn man bedenkt, dass die neuen Anlagen, die neue Kreisgerät­ewerkstatt, allen Wehren im Kreis zur Verfügung stehen.“

Vakante Kreisbrand­meisterste­lle

Schmid thematisie­rte auch den überrasche­nden Weggang des Kreisbrand­meisters Peter Frei. Dies sei weder gewünscht noch gewollt gewesen, so der Landrat. Die vakante Stelle soll schnellstm­öglich besetzt werden: „Wir schauen dabei nicht nach hinten. Unser Blick ist nach vorne gerichtet und ich bitte Sie alle, uns dabei zu unterstütz­ten.“Sein Dank an diesem Tag galt unter anderem Paul Odoeme (links) und Friedrich Lechner haben den Segen aus luftiger Höhe gespendet.

auch dem Land. Es flossen Zuschüsse in Höhe von 895 000 Euro.

Bevor Architekt Rainer Streule vom Büro „Drei Architekte­n“symbolisch den Schlüssel übergab, schilderte er nochmals eindrückli­ch, um was für ein Großprojek­t es sich handelte. „Nach über vier Jahren Planung und Bauzeit sind wir jetzt fertig“, sagte er. Mehr als 40 Firmen seien auf der Baustelle zugange gewesen. Unzählige Menschen wirkten daran mit, viel Zeit und Nerven investiert­en sie: „Bei vielen Terminen, Gesprächen und Diskussion­en haben wir das Haus geformt.“Was die neue Feuerwache alles bietet, davon können sich Interessie­rte bei einem Tag der offenen Tür am Sonntag, 30. September, zwischen 10 und 17 Uhr selbst ein Bild machen. Es werden auch Führungen angeboten.

 ?? FOTOS: DANIEL HÄFELE ?? Sie freuen sich über die offizielle Schlüsselü­bergabe: OB Norbert Zeidler (v. l.), Klaus Merz, Andreas Bochtler (beide stellvertr­etende Kreisbrand­meister), Biberachs Kommandant Florian Retsch, Landrat Heiko Schmid, Joachim Dürrr (Stadtverwa­ltung) und Architekt Rainer Streule.
FOTOS: DANIEL HÄFELE Sie freuen sich über die offizielle Schlüsselü­bergabe: OB Norbert Zeidler (v. l.), Klaus Merz, Andreas Bochtler (beide stellvertr­etende Kreisbrand­meister), Biberachs Kommandant Florian Retsch, Landrat Heiko Schmid, Joachim Dürrr (Stadtverwa­ltung) und Architekt Rainer Streule.
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