Schwäbische Zeitung (Biberach)
Himmlischer Segen fürs neue Feuerwehrhaus
Stadt und Landkreis weihen neues Domizil in der Bleicherstraße ein – Tag der offenen Tür am Sonntag
BIBERACH - Zweieinhalb Jahre nach dem ersten Spatenstich ist es vollbracht: Das neue Feuerwehrhaus in Biberach wurde am Freitagnachmittag seiner offiziellen Bestimmung übergeben. „Die Einweihung eines Feuerwehrhauses ist ein herausragendes Ereignis in der Geschichte jeder Stadt, das findet ja auch nur etwa alle 50 Jahre statt“, sagte Oberbürgermeister Norbert Zeidler. Doch nicht nur für Biberach ist der Neubau ein Meilenstein. Wehren im gesamten Landkreis sollen davon profitieren.
Als die Feuerwehrleute mit ihren Fahrzeugen von der Ehinger Straße über die Altstadt ins neue Gebäude in der Bleicherstraße umgezogen sind, hatten viele Menschen die Straßen gesäumt. Es war eine eindrucksvolle Szenerie, die sich an dem heißen Junitag dieses Jahres abspielte. Auch die Einweihung am Freitag bot einen ähnlich besonderen Augenblick. Die Pfarrer der evangelischen und katholischen Kirche, Friedrich Lechner und Paul Odoeme, stiegen in den Korb der Drehleiter. Diese beförderte die mit Gebetbuch und Weihwasser ausgestatteten Männer gen Himmel. Über den Köpfen der geladenen Gäste – viele davon in Uniform – segneten sie die neue Heimat der Feuerwehrleute und deren ehrenamtliche Tätigkeit.
20 Millionen Euro investiert
Diesem Moment in luftiger Höhe gingen Grußworte in der Fahrzeughalle voraus. Den Anfang machte Zeidler, der Hermann Hesse mit folgenden Worten zitierte: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“Diesem Neubau wohne ein ganz besonderer Anfang inne, er strahle weit über die Stadtgrenzen hinaus, sagte der OB. „Ein so großes, topmodernes Feuerwehrgebäude würden auch viele andere Gemeinden gerne ihr Eigen
nennen.“Für gut 20 Millionen Euro sei ein Vorzeigeobjekt entstanden, das noch die ein oder andere Kinderkrankheit habe. „Aber ich bin überzeugt davon, Sie müssen jetzt zumindest keines Ihrer Tore mehr mit der Schneeschippe aufschieben“, sagte der OB in Richtung der Kameraden. Das alte Domizil aus den 1960er-Jahren in der Ehinger Straße war bei Weitem nicht mehr zeitgemäß und soll wohl abgerissen werden.
Ein passendes Grundstück zu finden, die Bereitschaft des Kreises, mit der Stadt ein neues Gebäude zu errichten, das Engagement aller Beteiligten und die Unterstützung des Gemeinderats – all diese vier Punkte bezeichnete Zeidler als „Glücksfall“.
Landrat Heiko Schmid erinnerte in seiner Ansprache an die Anfänge des Feuerwehrwesens unter König
Friedrich, der die erste württembergische Feuerlöschordnung im Jahr 1808 verfügte. „Ihren Höhepunkt, quasi ihre vorerst letzte Vollendung, erlebt diese Ordnung in Biberach mit dem neuen Feuerwehrhaus“, sagte Schmid. Nach wie vor sei das Feuerwehrwesen überwiegend ehrenamtlich organisiert. Der Kreis zähle 92 Wehren und insgesamt 3800 aktive Feuerwehrleute. Aufgabe von Politik und Verwaltung sei es, den Ehrenamtlichen „bestmögliche Einsatzmittel und Strukturen an die Hand zu geben.“Stadt, Kreis und Kreisfeuerlöschverband würden dieser Verpflichtung gemeinschaftlich nachkommen. Das zeigt auch der Neubau.
Denn an dem Gebäude hat der Kreis beziehungsweise der Kreisfeuerlöschverband mitgebaut. „Wir zeichnen für die Kreisgerätewerkstatt
mit Schlauchwaschanlage und Atemschutzübungsanlage verantwortlich“, sagte Schmid. Fünf Millionen Euro habe man dafür in die Hand genommen: „Gut investiertes Geld, wenn man bedenkt, dass die neuen Anlagen, die neue Kreisgerätewerkstatt, allen Wehren im Kreis zur Verfügung stehen.“
Vakante Kreisbrandmeisterstelle
Schmid thematisierte auch den überraschenden Weggang des Kreisbrandmeisters Peter Frei. Dies sei weder gewünscht noch gewollt gewesen, so der Landrat. Die vakante Stelle soll schnellstmöglich besetzt werden: „Wir schauen dabei nicht nach hinten. Unser Blick ist nach vorne gerichtet und ich bitte Sie alle, uns dabei zu unterstützten.“Sein Dank an diesem Tag galt unter anderem Paul Odoeme (links) und Friedrich Lechner haben den Segen aus luftiger Höhe gespendet.
auch dem Land. Es flossen Zuschüsse in Höhe von 895 000 Euro.
Bevor Architekt Rainer Streule vom Büro „Drei Architekten“symbolisch den Schlüssel übergab, schilderte er nochmals eindrücklich, um was für ein Großprojekt es sich handelte. „Nach über vier Jahren Planung und Bauzeit sind wir jetzt fertig“, sagte er. Mehr als 40 Firmen seien auf der Baustelle zugange gewesen. Unzählige Menschen wirkten daran mit, viel Zeit und Nerven investierten sie: „Bei vielen Terminen, Gesprächen und Diskussionen haben wir das Haus geformt.“Was die neue Feuerwache alles bietet, davon können sich Interessierte bei einem Tag der offenen Tür am Sonntag, 30. September, zwischen 10 und 17 Uhr selbst ein Bild machen. Es werden auch Führungen angeboten.