Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Ich will die Bürgerinteressen vertreten“
Christian Koch bewirbt sich als Bürgermeister in Warthausen – Kritik am Amtsinhaber
WARTHAUSEN - Als Bürgermeister in Warthausen zu kandidieren? Das, sagt Christian Koch, hätte er sich vor wenigen Wochen kaum vorstellen können. Doch nach der kurzfristigen Absage des Kandidaten Roland Grootherder habe er sich spontan zur Kandidatur entschieden. Koch wohnt in Warthausen, ist als selbstständiger Tankstellenpächter tätig, setzt vor allem auf Transparenz im Wahlkampf, kann aber keine Verwaltungserfahrung vorweisen. Darin sieht der 41-Jährige aber kein Hindernis.
Ganz am Ende des Gesprächs mit der „Schwäbischen Zeitung“zieht Koch sein Fazit: „Jetzt stellen sich in Warthausen drei völlig unterschiedliche Charaktere zur Wahl.“Am Amtsinhaber Wolfgang Jautz lässt er kein gutes Haar, die harsche Wortwahl seines Gegenkandidaten Andy Reiner (SZ berichtete) möchte Koch dennoch nicht teilen: „Ich möchte es diplomatischer formulieren.“Er habe das Gefühl, der Amtsinhaber nehme sich der Probleme der Bürger nicht mehr an. „Das bestätigen auch die Personen, mit denen ich gesprochen habe.“
Seit sechs Jahren in Warthausen
Daher will Koch selbst zur Wahl antreten, um „das fehlende Vertrauen der Bürger ins Rathaus zurückzugewinnen“. Seine fehlende Berufserfahrung in der Verwaltung deutet er selbst als Vorteil: „Das gibt mir die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen und die Arbeit von einer anderen Warte aus zu betrachten.“Koch kommt ursprünglich aus Ostwestfalen, wohnt seit sechs Jahren mit seiner Frau Szabina und seiner sechsjährigen Tochter in Warthausen und hat in Biberach zwei Tankstellen gepachtet, die er als „Geschäftsführer und Gesellschafter“führt. Dabei habe er Personalverantwortung für 20 Mitarbeiter. „Das ist ein großer administrativer Aufwand“, erzählt er. Zuvor war Koch als Mobilfunkhändler tätig. „Ich bin seit elf Jahren selbstständiger Unternehmer.“Er sehe sich als offen und kommunikativ – „und Verhandlungen zu führen, liegt mir“, fügt er hinzu.
Sollte er die Wahl gewinnen, will er die Tankstellen innerhalb eines halben Jahres aufgeben. „Meine Frau würde die Geschäfte noch eine Weile weiterführen, aber mittelfristig die Tankstelle abgeben.“Szabina Koch ist Inhaberin der Warthauser Postfiliale und würde dann ausschließlich diese weiterführen. „Somit könnte ich mich voll und ganz auf mein Bürgermeisteramt konzentrieren.“Diese „Herausforderung“würde er gerne angehen, betont er. In die Verwaltungsaufgaben wolle er sich „rasch“einarbeiten.
Als seine Agenda sieht er, die „Interessen der Bürger zu vertreten“, den „Zusammenhalt der Ortsteile zu fördern“und „unternehmerisch zu denken“, dazu zähle „selbstverständlich“auch der Abbau von Schulden. Als Vater einer Tochter, die in Warthausen aufwachse, wolle er natürlich schon im Eigeninteresse, aber auch im Interesse aller Bürger dafür sorgen, dass die Gemeinde „lebenswert bleibt“. Dazu zählten die Aufgabe, Wohnraum für Warthauser Bürger zu schaffen, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren, den Kitaneubau in Birkenhard „schnellstmöglich voranzutreiben“und sanierungsbedürftige
Christian Koch bewirbt sich als Bürgermeister in Warthausen.
Kindergärten in Angriff zu nehmen. Wichtig sei ihm auch, „der gesellige Austausch“– vor allem von Bürgern aus unterschiedlichen Ortsteilen. Daher wünsche er sich ein gemeinsames Gemeindefest, das jährlich in einem anderen Ortsteil stattfinden solle. „Dort könnten sich Handwerk, Vereine und Institutionen vorstellen.“Die Gemeinde könnte ein solches Fest fördern.
Beim Thema Verkehrsreduzierung bleibt Koch hingegen im Unkonkreten. „Ich habe noch zu wenig Einblicke, wo bereits welche Themen vorgetragen wurden“, erklärt er.
Kein Kandidat der BI
Ähnlich gehe es ihm beim Thema des geplanten Industriegebiets im Rißtal (IGI). „Ich weiß, dass das ein brodelndes Thema in der Gemeinde ist.“Koch hat zwar ein Gespräch mit der Bürgerinitiative (BI) Schutzgemeinschaft Rißtal geführt, betont aber auch: „Ich bin kein Kandidat der BI.“Zunächst wolle er „größtmögliche Transparenz“bei dem Thema schaffen und auch die Möglichkeiten eines Bürgerentscheids prüfen lassen.
Vor allem die Offenheit gegenüber den Bürgern sei ihm wichtig – ebenso wie die konstruktive Arbeit mit dem Gemeinderat. „Das Verhältnis vom Bürgermeister zu seinem Gemeinderat sollte nicht diktatorisch sein, sondern beide sollten Hand in Hand gehen“, sagt er. Dem Rat bescheinigt Koch „gute Arbeit“und auch die Gemeindeverwaltung leistete „einen guten Job“. Doch das alleine reiche nicht aus.
In den kommenden Wochen will Koch so viele Bürger wie möglich treffen und ins Gespräch kommen. Für eine eigene Homepage fehle ihm die Zeit. Daher setze er nun vor allem auf die öffentliche Kandidatenvorstellung. Diese findet am 5. Oktober um 19.30 Uhr in der Warthauser Turn- und Festhalle statt. Dann werden sich erstmals alle drei Kandidaten öffentlich begegnen. Entschieden wird dann bei der Wahl am 14. Oktober.
„Ich weiß, dass das IGI ein brodelndes Thema in der Gemeinde ist.“