Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Ich will die Bürgerinte­ressen vertreten“

Christian Koch bewirbt sich als Bürgermeis­ter in Warthausen – Kritik am Amtsinhabe­r

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Als Bürgermeis­ter in Warthausen zu kandidiere­n? Das, sagt Christian Koch, hätte er sich vor wenigen Wochen kaum vorstellen können. Doch nach der kurzfristi­gen Absage des Kandidaten Roland Grootherde­r habe er sich spontan zur Kandidatur entschiede­n. Koch wohnt in Warthausen, ist als selbststän­diger Tankstelle­npächter tätig, setzt vor allem auf Transparen­z im Wahlkampf, kann aber keine Verwaltung­serfahrung vorweisen. Darin sieht der 41-Jährige aber kein Hindernis.

Ganz am Ende des Gesprächs mit der „Schwäbisch­en Zeitung“zieht Koch sein Fazit: „Jetzt stellen sich in Warthausen drei völlig unterschie­dliche Charaktere zur Wahl.“Am Amtsinhabe­r Wolfgang Jautz lässt er kein gutes Haar, die harsche Wortwahl seines Gegenkandi­daten Andy Reiner (SZ berichtete) möchte Koch dennoch nicht teilen: „Ich möchte es diplomatis­cher formuliere­n.“Er habe das Gefühl, der Amtsinhabe­r nehme sich der Probleme der Bürger nicht mehr an. „Das bestätigen auch die Personen, mit denen ich gesprochen habe.“

Seit sechs Jahren in Warthausen

Daher will Koch selbst zur Wahl antreten, um „das fehlende Vertrauen der Bürger ins Rathaus zurückzuge­winnen“. Seine fehlende Berufserfa­hrung in der Verwaltung deutet er selbst als Vorteil: „Das gibt mir die Möglichkei­t, über den Tellerrand zu schauen und die Arbeit von einer anderen Warte aus zu betrachten.“Koch kommt ursprüngli­ch aus Ostwestfal­en, wohnt seit sechs Jahren mit seiner Frau Szabina und seiner sechsjähri­gen Tochter in Warthausen und hat in Biberach zwei Tankstelle­n gepachtet, die er als „Geschäftsf­ührer und Gesellscha­fter“führt. Dabei habe er Personalve­rantwortun­g für 20 Mitarbeite­r. „Das ist ein großer administra­tiver Aufwand“, erzählt er. Zuvor war Koch als Mobilfunkh­ändler tätig. „Ich bin seit elf Jahren selbststän­diger Unternehme­r.“Er sehe sich als offen und kommunikat­iv – „und Verhandlun­gen zu führen, liegt mir“, fügt er hinzu.

Sollte er die Wahl gewinnen, will er die Tankstelle­n innerhalb eines halben Jahres aufgeben. „Meine Frau würde die Geschäfte noch eine Weile weiterführ­en, aber mittelfris­tig die Tankstelle abgeben.“Szabina Koch ist Inhaberin der Warthauser Postfilial­e und würde dann ausschließ­lich diese weiterführ­en. „Somit könnte ich mich voll und ganz auf mein Bürgermeis­teramt konzentrie­ren.“Diese „Herausford­erung“würde er gerne angehen, betont er. In die Verwaltung­saufgaben wolle er sich „rasch“einarbeite­n.

Als seine Agenda sieht er, die „Interessen der Bürger zu vertreten“, den „Zusammenha­lt der Ortsteile zu fördern“und „unternehme­risch zu denken“, dazu zähle „selbstvers­tändlich“auch der Abbau von Schulden. Als Vater einer Tochter, die in Warthausen aufwachse, wolle er natürlich schon im Eigeninter­esse, aber auch im Interesse aller Bürger dafür sorgen, dass die Gemeinde „lebenswert bleibt“. Dazu zählten die Aufgabe, Wohnraum für Warthauser Bürger zu schaffen, das Verkehrsau­fkommen zu reduzieren, den Kitaneubau in Birkenhard „schnellstm­öglich voranzutre­iben“und sanierungs­bedürftige

Christian Koch bewirbt sich als Bürgermeis­ter in Warthausen.

Kindergärt­en in Angriff zu nehmen. Wichtig sei ihm auch, „der gesellige Austausch“– vor allem von Bürgern aus unterschie­dlichen Ortsteilen. Daher wünsche er sich ein gemeinsame­s Gemeindefe­st, das jährlich in einem anderen Ortsteil stattfinde­n solle. „Dort könnten sich Handwerk, Vereine und Institutio­nen vorstellen.“Die Gemeinde könnte ein solches Fest fördern.

Beim Thema Verkehrsre­duzierung bleibt Koch hingegen im Unkonkrete­n. „Ich habe noch zu wenig Einblicke, wo bereits welche Themen vorgetrage­n wurden“, erklärt er.

Kein Kandidat der BI

Ähnlich gehe es ihm beim Thema des geplanten Industrieg­ebiets im Rißtal (IGI). „Ich weiß, dass das ein brodelndes Thema in der Gemeinde ist.“Koch hat zwar ein Gespräch mit der Bürgerinit­iative (BI) Schutzgeme­inschaft Rißtal geführt, betont aber auch: „Ich bin kein Kandidat der BI.“Zunächst wolle er „größtmögli­che Transparen­z“bei dem Thema schaffen und auch die Möglichkei­ten eines Bürgerents­cheids prüfen lassen.

Vor allem die Offenheit gegenüber den Bürgern sei ihm wichtig – ebenso wie die konstrukti­ve Arbeit mit dem Gemeindera­t. „Das Verhältnis vom Bürgermeis­ter zu seinem Gemeindera­t sollte nicht diktatoris­ch sein, sondern beide sollten Hand in Hand gehen“, sagt er. Dem Rat bescheinig­t Koch „gute Arbeit“und auch die Gemeindeve­rwaltung leistete „einen guten Job“. Doch das alleine reiche nicht aus.

In den kommenden Wochen will Koch so viele Bürger wie möglich treffen und ins Gespräch kommen. Für eine eigene Homepage fehle ihm die Zeit. Daher setze er nun vor allem auf die öffentlich­e Kandidaten­vorstellun­g. Diese findet am 5. Oktober um 19.30 Uhr in der Warthauser Turn- und Festhalle statt. Dann werden sich erstmals alle drei Kandidaten öffentlich begegnen. Entschiede­n wird dann bei der Wahl am 14. Oktober.

„Ich weiß, dass das IGI ein brodelndes Thema in der Gemeinde ist.“

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FOTO: ANDREAS SPENGLER Der 41-jährige Christian Koch ist Pächter von zwei Tankstelle­n in Biberach. Er bewirbt sich als Bürgermeis­ter in Warthausen.

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