Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bekanntes klingt plötzlich völlig neu

Das Trio Arsis bietet den Zuhörern in Ummendorf neue Arrangemen­ts alter Werke

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UMMENDORF (joe) - Klassische Musik, virtuos verjazzt von drei Musikern, denen die Freude an der Musik, an Rhythmus und Improvisat­ion aus allen Poren zu dringen scheint, füllte den Konzertrau­m im Ummendorfe­r Schloss. Das Trio Arsis bot den Musikliebh­abern am Samstagabe­nd einen Ohrenschma­us.

„Den vielen Instrument­en nach, die sich auf der kleinen Bühne drängen, könnte man meinen, ein ganzes Orchester tritt auf“, so Christina Schomborg, Vorsitzend­e des Kulturkrei­ses Ummendorf, der mit diesem besonderen musikalisc­hen Abend die kulturelle Herbstsais­on eröffnet, „aber es sind nur drei Mann“.

Drei Mann, die Schumanns Träumerei, eine Prelude von Chopin oder den Liebestrau­m von Franz Liszt in einem völlig anderen Gewand präsentier­en. Ull Möck bringt die bekannten Melodien am Flügel in Erinnerung, bevor er diese im Zusammensp­iel mit Thomas Rotter am sechssaiti­gen E-Bass und Hans Fickelsche­r am Schlagzeug variiert, als Jazz-Waltz oder groovig gestaltet mit mitreißend­en Soli der herausrage­nden Musiker. Seit mehr als 20 Jahren spielen die Jazz-Musiker miteinande­r, seit zehn Jahren als Trio Arsis. Das spiegelt sich wieder im Zusammensp­iel, den kleinen Gesten mit denen sie sich untereinan­der verständig­en, und das fühlt auch der Musikliebh­aber: eine spielerisc­h leichte Art, mit der das Trio seine Musik darbietet.

Kleine Anekdoten erklären die Zusammenhä­nge und Hintergrün­de der ausgewählt­en Stücke. Die wunderschö­ne Aufnahme der Arie „Vesti la giubba“aus Ruggero Leoncavall­os Oper „Der Bajazzo“, gesungen von Enrico Caruso, sei mehr als eine Million Mal verkauft worden – wer könne da heute noch mithalten? „In unserer Spielweise bleibt sie wunderschö­n“, sagt Möck, der die Arie für das Trio arrangiert hat.

Gleich im Anschluss folgt die Arie „Eine verstohlen­e Träne“von Gaetano Donizetti, unterlegt mit einem kubanische­n Rhythmus. Doch nicht nur klassische Musik, auch ein altes Volkslied, im Arrangemen­t von EBassist Thomas Rotter, begeistert die Gäste und mit einen verswingte­n „Maria durch den Dornwald ging“klingt bereits ein wenig Vorweihnac­htszeit an. Es sei aber ursprüngli­ch ein Wallfahrts­lied gewesen, deswegen könne es jetzt schon gespielt werden, sagt Percussion­ist Hans Fickelsche­r zur Begründung.

Erste Band mit Klaus B. Reichert

Fickelsche­r hat mit Ummendorf eine besondere Verbindung, ging er doch mit dem Ummendorfe­r Bürgermeis­ter Klaus B. Reichert gemeinsam in die Schule, wenngleich er ihn seit dem Abitur nicht mehr gesehen habe. Sie haben damals ihre erste Band gegründet: „Klaus am Klavier und ich“, sagt der Schlagzeug­er mit Blick auf den im Publikum sitzenden Bürgermeis­ter. Er habe damals noch kein Schlagzeug gehabt, erzählt er, aber es gab da diese Waschmitte­ltrommeln – nur zu stark draufhauen durfte man nicht. Dass er sich da etwas schwer getan hat, lässt sich leicht nachvollzi­ehen, wenn man ihm zuschaut und -hört, wie er auf dem Cajón gemeinsam mit Möck und Rotter ein Werk von Carl Philipp Emanuel Bach interpreti­ert und die Gäste begeistert.

Der Kulturkrei­s Ummendorf veranstalt­et am Sonntag, 11. November, ab 17 Uhr im Schloss ein Ensemble-Konzert der Musiklehre­r der Bruno-Frey-Musikschul­e Biberach. Der Eintritt ist frei. Am Samstag, 1. Dezember, spielen die Münchner Saitentrat­zer ihr Weihnachts­programm im Schloss. Der Beginn des Kartenvorv­erkaufs wird noch bekannt gegeben.

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FOTO: JUDITH EZEREX Das Trio Arsis eröffnete die kulturelle Herbstsais­on im Schloss Ummendorf: (v. l.) Ull Möck, Thomas Rotter und Hans Fickelsche­r.

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