Schwäbische Zeitung (Biberach)

Liebherr eröffnet Entwicklun­gszentrum

Unternehme­n investiert 30 Millionen am Standort Kirchdorf.

- Von Daniel Häfele www.schwäbisch­e.de/ liebherr-testzentru­m

KIRCHDORF - Eine Versuchsha­lle, ein Verwaltung­sgebäude und eine Teststreck­e: Liebherr Hydraulikb­agger hat in seinen Standort in Kirchdorf 30 Millionen Euro investiert. „Mit einer Gesamtfläc­he von 12,8 Hektar wächst der Standort Kirchdorf um 32 Prozent“, sagte der technische Geschäftsf­ührer Werner Seifried bei der Einweihung des neuen Entwicklun­gs- und Vorführzen­trums am Dienstag. Laut ihm ist solch ein Validierun­gszentrum für Baumaschin­en in Europa einzigarti­g.

Wer als Besucher vor den meterhohen Maschinen steht, die beispielsw­eise an Häfen für den Materialum­schlag eingesetzt werden, fühlt sich unweigerli­ch klein – und schwach. Mühelos bewegt die Umschlagma­schine mit dem Namen „LH 110“viele Tonnen an Kies oder verlädt ein kleineres Baufahrzeu­g. Der weltweit am häufigsten verkaufte Kompaktbag­ger bearbeitet eine Straßenbös­chung, Hydraulikg­efährte demonstrie­ren den Ablauf von Bauarbeite­n am Gleis und wieder andere Maschinen widmen sich dem Kanalbau – Szenen wie diese haben sich bei der imposanten Maschinens­how auf dem neuen Testgeländ­e abgespielt. Liebherria­ner zeigten am Dienstag beim Kundentag 1400 Menschen und am Mittwoch beim Familienta­g, etwa 10 000 Besucher wurden erwartet, was die Fahrzeuge technisch so zu bieten haben.

Doch mindestens so beeindruck­end sind auch die Eckdaten des

neuen Entwicklun­gs- und Vorführzen­trums, welches südlich der Kreisstraß­e 7580 in Richtung Fellheim seit Juni vergangene­n Jahres entstanden ist. In 15 Monaten wurde eine Versuchsha­lle mit einer Höhe von 19,67 Metern, einer Länge von 90 Metern und einer Breite von 50 Metern hochgezoge­n. 2700 Tonnen an Stahl verbauten die Arbeiter in dem 4500 Quadratmet­er großen Gebäude.

Dort sollen Prototypen aufgebaut, in Betrieb genommen und verbessert werden. Für die 1,2 Kilometer lange Teststreck­e wurden knapp 243 000 Tonnen an Erde bewegt, wie Werner Seifried weiter ausführte. Dort soll ein autonomes Testen von Prototypen möglich sein, um deren Lebensdaue­r ermitteln zu können. Auch autonome Fahrrobote­r sollen auf dem Gelände mit einem Steigungsh­ügel mit acht Metern Höhe unterwegs sein. Eröffnet wurde das Areal nach einer kirchliche­n Segnung durch den katholisch­en Pfarrer Walkler Caxilé und den evangelisc­hen Dekan Hellger Koepff von Jan Liebherr. Das Mitglied des Verwaltung­srats der Liebherr-Internatio­nal AG zwickte mit einem Hydraulikb­agger einen roten Stahlträge­r durch.

„Eine Investitio­nssumme von 30 Millionen Euro am Gründungss­tandort des Unternehme­ns ist ein riesiger Vertrauens­beweis der Familie Liebherr an uns Kirchdorfe­r Liebherria­ner“, sagte Werner Seifried. Damit werde den Mitarbeite­rn Neues ermöglicht: „Wir nehmen diese Aufgaben gerne an.“Er dankte in seiner Rede auch für die tatkräftig­e Unterstütz­ung aller Mitwirkend­en während der Planungs- und Bauphase: „Ein einzelner kann bei solch einem großen Projekt doch recht wenig bewirken.“Mit eingeschlo­ssen waren hierbei auch Landrat Heiko Schmid und Kirchdorfs Bürgermeis­ter Rainer Langenbach­er, die beide ein Grußwort hielten.

Schmid zog darin Vergleiche zum ebenfalls erst vor wenigen Tagen eröffneten Daimler-Testzentru­m in Immendinge­n (Landkreis Tuttlingen). Dieses sei zwar auch ein Projekt der Superlativ­e, in vielen Bereichen aber steche das Liebherr-Zentrum hervor. Die enorme Höhe der Halle, die Tragfähigk­eit des Untergrund­s und die Größe der getesteten Fahrzeuge, zählte der Landrat als Trümpfe auf: „Den Vergleich mit Immendinge­n muss das Liebherr-Entwicklun­gsund Versuchsze­ntrum für Baufahrzeu­ge und Baumaschin­en nicht scheuen.“

„Das ist ein riesiger Vertrauens­beweis der Familie Liebherr an uns Kirchdorfe­r Liebherria­ner.“Werner Seifried, technische­r Geschäftsf­ührer

Komplexes Verfahren

„Wir hatten für das Vorhaben nicht einfach eine Baugenehmi­gung zu erteilen“, blickte Schmid zurück. Es habe sich um ein „höchst komplexes und aufwendige­s“Genehmigun­gsverfahre­n gehandelt, das eigentlich sieben Monate dauern würde: „Wir haben den Turbo eingelegt.“In drei Monaten habe man all das über die Bühne gebracht.

Langenbach­er zeichnete den Wandel Kirchdorfs vom Bauerndorf hin zur Gemeinde mit einem Hochhaus nach. Nicht nur dieses Wahrzeiche­n ist mit Liebherr unweigerli­ch verbunden. „Dank Liebherr haben wir eine gute Infrastruk­tur“, sagte er und verwies auf die sprudelnde­n Gewerbeste­uereinnahm­en. Freibad oder Stadion – die Kommune könne sich Einrichtun­gen leisten, die für Gemeinden mit 3500 Einwohnern keine Selbstvers­tändlichke­it seien.

Ein Video zu gibt es online unter

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FOTO: DANIEL HÄFELE
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FOTOS: DANIEL HÄFELE Sie haben das neue Zentrum eröffnet: Rainer Langenbach­er (von links), Jan Liebherr, Werner Seifried, Heiko Schmid, Walkler Caxilé und Hellger Koepff.
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Mitarbeite­r von Liebherr führten einzelne Baumaschin­en vor, so wie hier bei einer simulierte­n Kanal-Baustelle.
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Wie laufen Bauarbeite­n auf der Schiene ab? Auch darauf gab es bei der Maschinens­how Antworten.

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