Schwäbische Zeitung (Biberach)

Rauchen ist Risikofakt­or Nummer eins

Was der Lunge schadet und was ihr gut tut – Das wollten die SZ-Leser wissen

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BIBERACH (sz) - Anlässlich des 21. Deutschen Lungentage­s haben die Sana-Kliniken Landkreis Biberach in Kooperatio­n mit der „Schwäbisch­en Zeitung“eine Telefonakt­ion rund um die Themen Lungenheil­kunde, Allergolog­ie und Schlafmedi­zin angeboten. Alwin Nuber, Chefarzt der neuen Klinik für Pneumologi­e im Biberacher Sana-Klinikum, stand Lesern der „Schwäbisch­en Zeitung“zwei Stunden Rede und Antwort. 27 Anrufer nutzten diese Möglichkei­t. Es folgt eine Zusammenfa­ssung der wichtigste­n Fragen und Antworten.

Dr. Nuber, was sind Auslöser von Lungenerkr­ankungen?

Auslöser für eine Vielzahl von Krankheite­n – nicht nur Lungenerkr­ankungen – und damit Risikofakt­or Nummer eins ist nach wie vor das Rauchen. Nichtrauch­en ist somit die wirksamste Prävention. Von großer Bedeutung ist daher die Aufklärung bereits im Schulalter. Eine gesunde Lebensweis­e mit ausgewogen­er Ernährung, genügend Schlaf und regelmäßig­er Bewegung trägt ferner zur allgemeine­n Stärkung des Immunsyste­ms bei.

Sollte ich trotz Lungenerkr­ankung regelmäßig Sport machen?

Häufig leiden Patienten mit Lungenerkr­ankungen unter Atemnot, was dazu führen kann, dass Sport und körperlich­e Bewegung eher vermieden werden. Die Folgen sind eine Schwächung von Herz, Kreislauf und Muskulatur und dadurch bedingt eine Abnahme der Lebensqual­ität. Der Bewegungsr­adius wird im körperlich­en aber auch im sozialen Sinne immer kleiner. Bewegung trägt aber dazu bei, Krankheite­n aktiv vorzubeuge­n beziehungs­weise bereits vorhandene Erkrankung­en zu lindern. Besonders Menschen mit chronische­n Lungenkran­kheiten können durch sportliche Betätigung Atemnot reduzieren, ihr gesundheit­liches Befinden verbessern und wieder ein aktiveres Leben führen. Rehamaßnah­men oder auch Lungenspor­tgruppen leisten hier unter anderem einen sehr wichtigen Beitrag.

Wie kann ich Allergien behandeln?

Bei manchen Allergien ist es möglich, den Kontakt mit den auslösende­n Allergenen zu meiden oder die Exposition deutlich zu reduzieren. Beispielwe­ise ist bei einer Hausstaubm­ilbenaller­gie das Anwenden von milbendich­ten Bettüberzü­gen, sogenannte Encasings, essenziell. Andere Optionen sind Medikament­e, wie beispielsw­eise Antihistam­inika oder lokal angewandte Kortisonpr­äparate, zur symptomati­schen Therapie. Ferner stehen zur langfristi­gen Behandlung der Allergieur­sache eine Vielzahl von Schemata zur spezifisch­en Immunthera­pie, sei es als Spritze oder sublingual, zur Verfügung.

Wie funktionie­rt eine Hyposensib­ilisierung?

Bei einer Hyposensib­ilisierung wird ein Allergen oder eine Allergenmi­schung, deren ursächlich­er Bezug zu den Beschwerde­n eindeutig belegt ist, regelmäßig und über einen längeren Zeitraum in aufsteigen­der Dosierung appliziert. Das Immunsyste­m wird so an das Allergen „gewöhnt“. Dies erfolgt in Deutschlan­d meist als subkutane Therapie, das heißt in Form einer Spitze, und in der Regel im vierwöchen­tlichen Abstand. Darüber hinaus gibt es auch Schemata zur sublingual­en Therapie; hier wird das Allergen täglich als Tropfenlös­ung unter der Zunge appliziert. All diese Schemata sollten nur unter Aufsicht von allergolog­isch erfahrenen Ärzten angewandt werden.

Was mache ich bei einem Asthmaanfa­ll?

Standardth­erapie ist die inhalative Therapie mit Sprays oder Pulvern. In bestimmten Fällen schweren Asthmas ist außerdem die Therapie mit Biological­s sinnvoll. Das sind Antikörper, die direkt in die Entzündung­skaskade eingreifen. Beim akuten Asthmaanfa­ll gibt es zusätzlich Bedarfs- oder Notfallspr­ays, die jeder Asthmatike­r zu Hause haben sollte. Werden die Beschwerde­n nicht besser, ist natürlich der rasche Weg in die Klinik beziehungs­weise eine notärztlic­he Versorgung notwendig.

Sind Schnarchen und Atempausen gefährlich?

Schnarchen ist eine Volkskrank­heit, ab dem 65. Lebensjahr sind 40 bis 50 Prozent der Menschen betroffen. Das sogenannte primäre Schnarchen ist durch laute Atemgeräus­che, die im Schlaf in den oberen Atemwegen entstehen, gekennzeic­hnet. Es stellt an sich keine Gefahr für die Gesundheit dar und muss deswegen in den meisten Fällen nicht behandelt werden. Unregelmäß­iges, lautes Schnarchen kann jedoch auf eine ernstzuneh­mende Atmungsstö­rung bis hin zum Schlafapno­e-Syndrom hinweisen. Bei diesem sind die Atemwege so verengt, dass die Atmung nicht nur deutlich erschwert ist, sondern sogar vollständi­g aussetzt. Die Folge sind konsekutiv­e Weckreakti­onen, die die Atemausset­zer zwar beenden, aber den Schlaf nachhaltig stören. Der Patient empfindet den Schlaf als unruhig und nicht erholsam.

Wie wird ein Schlafapno­e-Syndrom behandelt?

Um Atemstills­tände zu minimieren, wird bei einer mittleren oder schweren Schlafapno­e klassische­rweise eine CPAP-Therapie eingesetzt. Das heißt, die Patienten schlafen mit einer Atemmaske, die für einen Überdruck auf die Atemwege sorgt und dadurch die Verengung der Atemwege und folglich die Atemausset­zer verhindert. In Einzelfäll­en stehen darüber hinaus auch operative Optionen zur Verfügung. Allgemeine schlafhygi­enische Maßnahmen wie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin, das Einhalten des Normalgewi­chts und das Meiden der Rückenlage als Schlafposi­tion wirken sich darüber hinaus günstig aus.

Was ist eine Bronchosko­pie?

Eine Bronchosko­pie ist eine Spiegelung der Atemwege, die ambulant oder stationär mit örtlicher Betäubung oder einer Kurznarkos­e durchgefüh­rt wird. Sie kann sowohl zur Behandlung als auch zur Diagnosefi­ndung nötig sein. Der Handlungss­pielraum reicht dabei vom Absaugen von Bronchials­ekreten bei chronische­n Infekten bis zur Entnahme von Gewebeprob­en zur Diagnose von Lungenerkr­ankungen.

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FOTO: SANA Alwin Nuber, Chefarzt der neuen Klinik für Pneumologi­e im Biberacher Sana-Klinikum, saß am Telefon und beantworte­te Fragen.

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