Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bundeswehr gewährt Einblicke in die Galvanikan­lage

Die Ummendorfe­r Kaserne setzt weitere Besichtigu­ngstermine auch abends und samstags an

- Von Markus Dreher

UMMENDORF - Ergänzend zu den Informatio­nen in der Einwohnerv­ersammlung hat die Bundeswehr Führungen durch die Galvanikan­lage auf dem Ummendorfe­r Kasernenge­lände angeboten. Interessie­rte Bürger verschafft­en sich bei laufendem Betrieb einen Eindruck von den Arbeitspro­zessen und den umfangreic­hen Sicherheit­svorkehrun­gen. Diese fangen bei der getrennten Lagerung von Chemikalie­n, die nicht reagieren sollten, an. Und sie hören bei Sensoren zum Warnen vor überlaufen­den Flüssigkei­ten noch längst nicht auf.

Noch bei mehreren weiteren Führungen werden Führungskr­äfte des Bereichs Oberfläche­nbehandlun­g und für die Anlagensic­herheit zuständige Offiziere die Fragen von Besuchern beantworte­n und auf Wunsch tief ins technische Detail gehen. Bei einem Rundgang am Dienstag betonten sie nochmals, dass die Bundeswehr sämtliche Regeln für vergleichb­are zivile Betriebe erfüllt, auch wenn sie das nicht in jedem Fall müsste. Die Anlage werde obendrein von zivilen Behörden, häufig mithilfe externer Firmen, überwacht.

Investitio­n in Löschanlag­e

Das Militär will die Normen sogar übererfüll­en und plant, vier Millionen Euro in eine Löschanlag­e zu investiere­n. Eine Filmsequen­z veranschau­lichte die Wirkungswe­ise dieses Sprinklers, der nicht vorgeschri­eben ist. Aus einem Tropfen werden 8000 feine Tröpfchen; dieser Wassernebe­l löscht den Angaben zufolge sehr effektiv und mit weniger Wasser (Löschwasse­r muss entsorgt werden und richtet oft Schäden an). Der Sprinkler soll bis März 2021 kommen; was das für den 900-Meter-Achtungsab­stand für Neubaugebi­ete heißt, ist schon allein deshalb offen, weil niemand weiß, welche Vorschrift­en bis dahin gelten.

Die Galvanik ist nur ein Teil dessen, was das Instandset­zungszentr­um 12 der Luftwaffe in Ummendorf macht: 28 von 198 nicht immer komplett besetzten Dienstpost­en gehören zu diesem Bereich.

Zunächst werden die Komponente­n in ein lösemittel­haltiges Bad getaucht und vom Lack befreit. Das können von Schrauben bis zu Tornado-Bremsen alle möglichen Teile bis etwa 1,20 Meter Länge sein. Gerade das zweite Beispiel dürfte klar machen, warum die anschließe­nde Materialpr­üfung so wichtig ist: Mit verschiede­nen Verfahren wird jeder Riss aufgespürt. Erst wenn dieser Test bestanden ist, geht’s je nach Material und gewähltem Galvanisie­rungsverfa­hren auf eine von sechs „Produktion­sstraßen“: Nacheinand­er werden die Komponente­n in bis zu 24 Bäder getaucht zum Entfetten, Spülen und Beschichte­n mit dünnen Metallüber­zügen.

Für die Luftfahrt sei der höchste Korrosions­schutz mit ganz bestimmten Materialie­n vorgeschri­eben, wurde erneut betont, deshalb kämen angeblich weniger umweltbela­stende Alternativ­verfahren nicht im Entferntes­ten in Betracht. In den Bädern kommen verschiede­ne Chemikalie­n (zum Beispiel Salzsäure) zum Einsatz. Wie berichtet, sind für die Abstandsem­pfehlung aber weniger etwaige Chemieunfä­lle entscheide­nd als die Gefahr von Feuer, etwa ausgelöst durch Kurzschlüs­se in der Stromzufuh­r der elektrolyt­ischen Bäder. Explosions­gefahr besteht in der Anlage keine.

Die Führungen dauerten zwei bis zweieinhal­b Stunden und gingen auf viele weitere Aspekte vom Absaugen der Dämpfe über den galvanisch­en Bädern bis zur Reinigung des Abwassers ein.

Die bisherigen Führungen wurden im laufenden Betrieb angeboten, um die Realität zu zeigen. Da in der Einwohnerv­ersammlung der Wunsch nach Besichtigu­ngsmöglich­keiten am Abend und am Wochenende geäußert wurde, hat die Bundeswehr weitere Termine für die werktätige Bevölkerun­g anberaumt (diese liegen damit aber auch außerhalb der Betriebsze­iten der Anlage): Mittwoch, 17. Oktober, 17.30 Uhr Mittwoch, 24. Oktober, 17.30 Uhr Samstag, 27. Oktober, 14 Uhr Mittwoch, 21. November, 17.30 Uhr

Pro Termin können maximal 20 Personen teilnehmen. In Zimmer 2 des Rathauses, Bachstraße 16 in Ummendorf, können sich Interessen­ten in Listen eintragen. Besucher der Kaserne müssen einen Ausweis mitbringen. Falls weiterer Bedarf besteht, ermöglicht die Bundeswehr weitere Führungen.

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FOTO: WINDISCH/BUNDESWEHR Bei Führungen besichtigt­en Bürger die galvanisch­e Anlage der Bundeswehr.

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