Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ulm und Neu-Ulm feiern die Rückkehr von Mesale Tolu

Die Journalist­in und ihre Unterstütz­er sprechen am Freitag im Kornhaus

- Von Sebastian Mayr

ULM - Seit Ende August ist Mesale Tolu zurück in ihrer Heimatstad­t Neu-Ulm, am Freitag wird die Rückkehr im Ulmer Kornhaus gefeiert.

Fast auf den Tag genau ein Jahr, nachdem 500 Zuhörer zu einem Solidaritä­tskonzert dorthin gekommen waren. Am 6. Oktober 2017 hatte Oberbürger­meister Gunter Czisch die türkischen Behörden aufgeforde­rt, Tolu sofort freizulass­en.

Am Freitag, 5. Oktober, wird das Ulmer Stadtoberh­aupt die Journalist­in und Übersetzer­in mit einer Grußbotsch­aft willkommen heißen. Tolu selbst will eine Ansprache halten und Gespräche mit den Gästen der Feier suchen. Eine ganze Reihe an Rednern hat sich für den Freitag angekündig­t. Doch im Vordergrun­d soll etwas anderes stehen: ein fröhliches Miteinande­r. „Wir werden einen schönen und interessan­ten Abend erleben“, verspricht Angelika Lanninger. Die pensionier­te Lehrerin hat Mesale Tolu am Anna-Essinger-Gymnasium unterricht­et, gehörte zu den engagierte­sten Streitern für ihre Freilassun­g und wird den Abend gemeinsam mit Cengiz Dogan moderieren.

Der Laichinger Elektroing­enieur ist einer der Sprecher und Organisato­ren des Solidaritä­tskreises „Freiheit für Mesale Tolu“. Er sagt: „Wir sind froh, dass Mesale frei ist und dass sie wieder da ist.“Das Fest im Kornhaus werde zu einer Art Familienfe­ier – so eng seien die Unterstütz­er zusammenge­wachsen.

Dogan sieht das Fest auch als eine Art Belohnung für die Menschen aus Ulm, Neu-Ulm und der Umgebung, die sich lange und ausdauernd für Tolus Freilassun­g eingesetzt hatten. Wie beim Solidaritä­tskonzert vor einem Jahr wird auch diesmal musiziert: Der Chor Kontrapunk­t Ulm und das Quartett Weiberxxan­g singen im Kornhaus.

Ein Schatten bleibt

Der Freitag soll fröhlich werden. Doch ein Schatten, der über dem Abend hängt, bleibt. Denn der Prozess gegen Mesale Tolu läuft weiter, der nächste Verhandlun­gstag steht am Dienstag, 16. Oktober, an – wenige Tage nach dem Fest also. Der Journalist­in werden „Terrorprop­aganda“und „Mitgliedsc­haft in einer Terrororga­nisation“vorgeworfe­n.

Angelika Lanninger mahnt: „Mesale ist noch nicht freigespro­chen. Unsere Arbeit ist noch nicht vorbei.“Die frühere Lehrerin erinnert auch an andere Frauen und Männer, die aus politische­n Gründen in der Türkei im Gefängnis sitzen.

Solidaritä­tskreisspr­echer Cengiz Dogan glaubt nach dem Staatsbesu­ch des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan in der vergangene­n Woche nicht, dass ihr eine harte Strafe droht. Angelika Lanninger glaubt vor allem an ihre frühere Schülerin: „Sie wird das Richtige tun.“

Prominente Redner

„Solidaritä­t ist unsere Stärke“, lautet das Motto des Abends. Zu Wort kommen entspreche­nd vor allem jene, die sich für Mesale Tolu stark gemacht haben: Heike Hänsel, die für Die Linke im Bundestag sitzt, war als Prozessbeo­bachterin beim Verfahren gegen Tolu in Istanbul. Professor Fred Turnheim ist Präsident des Österreich­ischen Journalist­en-Clubs, der Mesale Tolu und dem ebenfalls lange in der Türkei inhaftiert­en deutsch-türkischen Journalist­en Deniz Yücel im Dezember 2017 den Dr.-Karl-RennerPubl­izistikpre­is für hervorrage­nde, langjährig­e journalist­ische Leistungen verliehen hat. Beatrix Landmann ist Lehrerin am Ulmer Anna-Essinger-Gymnasium, das sich immer wieder für seine ehemalige Schülerin eingesetzt hatte.

Im Anschluss findet eine Feier im Foyer des Kornhaussa­als statt. Dann wird es Tee, weitere Getränke und Kleinigkei­ten zum Essen geben – und die Gelegenhei­t, mit Mesale Tolu ins Gespräch zu kommen.

Der Abend unter dem Motto „Solidaritä­t ist unsere Stärke“beginnt um 18 Uhr im Kornhaus, geplantes Ende ist 22 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro.

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FOTO: DPA. Mesale Tolu

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