Schwäbische Zeitung (Biberach)

IGI, Verkehr und reichlich Missmut

Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz diskutiert mit Bürgern in Barabein und Herrlishöf­en

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Der Warthauser Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz hat den Ortsteil Höfen mit Barabein und Herrlishöf­en zu Gesprächen besucht. Kein leichtes Pflaster für den Amtsinhabe­r – ihm schlug teils massive Kritik entgegen, vor allem wegen des geplanten Industrieg­ebiets IGI aber auch wegen der Verkehrssi­tuation. Knapp fünf Stunden lang diskutiert­e der Bürgermeis­ter mit Anwohnern und Vertretern der Bürgerinit­iative (BI) „Schutzgeme­inschaft“Rißtal.

Nachdem sich mehrere Bürger in Wortmeldun­gen beklagt hatten, wollte Jautz auch einmal eine andere Perspektiv­e aufzeigen: „Es gibt auch Leute, die sagen: Jetzt wohnen die Barabeiner schon so schön und beklagen sich dennoch über alles“, sagte er.

Tatsächlic­h dominierte­n in den Gesprächen Missmut und Verdrossen­heit der Bürger. „Sie müssen sich mehr für die Gemeinde einsetzen“, forderte eine Anwohnerin. Hauptkriti­kpunkt in Barabein: der Verkehr.

Er könne „keinen übermäßige­n Durchgangs­verkehr“feststelle­n, betonte Jautz. Auch die Forderung nach einer Tempo-30-Zone für Barabein wies er zurück. „Dafür ist die Verkehrsme­nge zu gering.“Bodenschwe­llen seien nicht möglich, weil der Durchgangs­verkehr und landwirtsc­haftliche Fahrzeuge nicht behindert werden dürften. „Sie müssen mit den Gegebenhei­ten leben“, schlussfol­gerte er. Eine Möglichkei­t sei, dass Fahrzeuge wie Traktoren bewusst am Straßenran­d abgestellt würden, um Hinderniss­e zu schaffen.

Auch an der Lärmbelast­ung durch die nahe Bundesstra­ße 30 könne die Gemeinde kaum etwas ändern. „Ein Mindestmaß an Lärm muss man auch dulden.“Anwohner aber befürchten, dass der Lärm weiter zunehme, vor allem mit dem geplanten IGI und einem möglichen Verkehrsau­fstieg zur B 30, ebenso wie durch den geplanten Kiesabbau im Äpfinger Herrschaft­sholz.

Jautz erklärte, er wolle erneut prüfen lassen, ob ein Antrag auf eine Schallschu­tzwand erfolgvers­prechend sei. Auch wolle er sich dafür einsetzen, dass die Fahrzeiten der Lkw im Herrschaft­sholz eingeschrä­nkt werden.

Kritik wurde auch am Öchsle laut. Anwohner beschwerte­n sich über „zig Sonderfahr­ten“, „Nachtfahrt­en“, „Rauch und Emissionen“. „Das ist nicht mehr vertretbar“, klagte eine Bürgerin. Es gebe klare Vorschrift­en für die Lokführer, erklärte Jautz. Daran müssten sie sich halten.

Einen Vorschlag hatte er machte Jautz zu der schwer erreichbar­en Bushaltest­elle in Barabein. „Ich werde schauen, dass wir die Haltestell­e näher an den Ort verlegen“, versprach er. Er wolle dafür beim Landratsam­t

einen entspreche­nden Antrag stellen.

Die Straße durch Barabein war indes mit Protest-Schildern der IGIBürgeri­nitiative flankiert, Traktoren mit Schildern wurden aufgefahre­n. Jautz ging darauf nicht weiter ein.

IGI sorgt für Empörung

Das IGI war auch das große Gesprächst­hema im zweiten Teil des Abends, im Alten Rathaus in Herrlishöf­en. Rund 30 Zuhörer kamen zur Fragestund­e. Zunächst warb Jautz für seine Arbeit und die Politik der vergangene­n Jahre. „Ich habe jetzt acht Jahre Zeit hinter mir“, sagte er. In dieser Zeit sei es der Gemeinde gelungen, die Schulden abzubauen und Rücklagen zu bilden. Zugleich aber habe man „viel investiert“in Betreuungs­angebote, Schulen, die Breitbandv­ersorgung.

Er sehe sich vor allem als bürgernahe­r Schultes: „Die wenigsten machen so viele Bürgerterm­ine wie ich“, erklärte er. Auch in Zukunft wolle er

die Gemeinde „interessan­t“gestalten. So setze er sich für ein „Bürgerrufa­uto“ein, das vor allem älteren Menschen dienen soll. „Nicht im Wettbewerb zu Taxis, sondern mit der Idee ,Bürger fahren Bürger‘“, sagte Jautz.

Welche Gestalt die Gemeinde Warthausen in Zukunft annehmen soll, darüber herrschte aber auch in Herrlishöf­en Uneinigkei­t.

Jautz warb erneut für das Industrieg­ebiet im Rißtal. Dies diene vor allem den lokalen Firmen zur Erweiterun­g, „um die bestehende­n Arbeitsplä­tze zu sichern“. Daran äußerten die IGI-Gegner Zweifel. Sie befürchten, dass internatio­nale Firmen notfalls klagen könnten, sollte ihnen ein Standort verweigert werden. „Alles andere ist Augenwisch­erei“, sagte eine Zuhörerin.

Entrüstung löste Jautz mit der Aussage aus, der Zweckverba­nd wolle ein Schild auf dem IGI-Gelände installier­en, um mit dem Slogan „Zukunft gemeinsam“zu werben. Für sie klinge es

wie Hohn, erklärten die Vertreter der BI. „Gehen Sie heim, Herr Jautz!“, rief ein Mitglied empört. Jautz betonte dagegen erneut die Vorteile: „Kein Unternehme­n, keine Gemeinde wird ohne Einnahmen bestehen können“, sagte er. „Ich möchte jeden Arbeitspla­tz hier behalten und das geht nur mit dem IGI.“

Andere störten sich vor allem an der Aufteilung im Zweckverba­nd. „Wir haben hier nur die Lasten zu tragen. Die Bürgermeis­ter Glaser und Braun lachen sich doch ins Fäustchen“, sagte ein Zuhörer. „Wenn Handtmann im Osten Arbeitsplä­tze schafft, ist das doch eine gute Sache“, erklärte ein anderer.

Funkenfeue­r und Jugendange­bote

Neben dem IGI gab es nur wenige Themen, die zur Diskussion kamen. Kritik kam an einem Schreiben der Gemeinde auf zur Haftungsfr­age bei Funkenfeue­rn. Weil die Gemeinde angeblich die Haftung bei den Jugendlich­en selbst sieht, sei die Tradition in den vergangene­n Jahren in Höfen zurückgega­ngen, kritisiert­e eine Bürgerin. Zudem gebe es generell zu wenig Angebote für Jugendlich­e in der Gemeinde. Jautz verwies auf das vielfältig­e Angebot der Stadt Biberach.

Ein weiteres Thema waren Geruchsbel­ästigungen der Tierkörper­beseitigun­gsanlage. Jautz legte dar, wie er sich der Themen angenommen hatte und weiter in Gesprächen sei. „Bei mir war und ist jeder herzlich willkommen“, sagte er zum Schluss. Er wolle die begonnenen Projekte in einer weiteren Amtszeit erfolgreic­h weiterführ­en. Dabei wolle er so viele Bürger wie möglich mitnehmen, betonte er und warb um Stimmen für die Bürgermeis­terwahl am 14. Oktober.

 ?? FOTOS: ANDREAS SPENGLER ?? Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz warb beim Bürgergesp­räch in Barabein für seine Politik.
FOTOS: ANDREAS SPENGLER Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz warb beim Bürgergesp­räch in Barabein für seine Politik.
 ??  ?? Alfred Schlanser (rechts) von der IGI-Bürgerinit­iative begrüßte Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz mit Protestsch­ildern.
Alfred Schlanser (rechts) von der IGI-Bürgerinit­iative begrüßte Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz mit Protestsch­ildern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany