Schwäbische Zeitung (Biberach)

IGI ist langfristi­g eine Katastroph­e

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Zum Bericht „Annaberg-Buchholz statt IGI Rißtal“in der SZ vom 13. September:

Als gebürtiger Biberacher bin ich froh, dass Handtmann den Großauftra­g nach Annaberg-Buchholz vergeben hat. Die geplante Entwicklun­g des interkommu­nalen Gewerbegeb­iets (IGI) ist ökologisch sofort und volkswirts­chaftlich langfristi­g eine Katastroph­e. Dass das Rißtal als Erholungsg­ebiet gebraucht wird und als Naturschut­zgebiet wertvoll ist, darauf wurde an dieser Stelle bereits mehrfach hingewiese­n. Auch, dass es als Versickeru­ngsraum für Regenwasse­r gebraucht wird. Aber offensicht­lich sind die letzten Überschwem­mungen schon zu lange her.

Es ist zumindest fragwürdig, dass die Entstehung des IGI von Teilen des Gemeindera­ts befürworte­t wird. Die Mitglieder des Gemeindera­tes sind der Förderung des Gemeinwohl­s verpflicht­et. Das Gemeinwohl besteht aber nicht in der bloßen Maximierun­g des Gewerbeste­ueraufkomm­ens. Nein, es beinhaltet weit mehr: die Erhaltung und Steigerung von ökologisch­er und sozialer Lebensqual­ität, die Zurverfügu­ngstellung von Erholungsr­äumen und Naherholun­gsgebieten sowie das Bieten einer städtische­n Infrastruk­tur, die dem Wachstum der Stadt vorangeht und nicht nachfolgt. Um nur ein paar Faktoren zu nennen.

Die Probleme in der städtische­n Infrastruk­tur zeigen sich ja bereits heute schon im täglichen Berufsverk­ehr, in Kindergärt­en, in Schulen wie auch an der Knappheit und der Preisentwi­cklung von Wohnraum. Hier sind aber kurzfristi­ge Lösungen gar nicht möglich. Und wie naiv muss man sein, um davon auszugehen, dass es der B-30-Aufstieg allein im Verkehrsch­aos richten wird.

Der Arbeitsmar­kt ist leer und die Biberacher Firmen suchen händeringe­nd Arbeitskrä­fte. Diese wird es aber wiederum nur mit neuem Zuzug geben. Zudem: Mit welcher Naivität sich die Gemeinden Maselheim, Schemmerho­fen und Warthausen gegenüber der Stadt Biberach als gleichbere­chtigter Partner sehen, ist geradezu märchenhaf­t. Das wird so nie der Fall sein.

Freut euch für die Menschen in Sachsen, denen Biberach nun ein bisschen von seinem großen Kuchen abgibt. Teilen ist auch ein Stück unserer abendländi­schen Kultur. „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“Diese Weissagung der Cree-Indianer hat in Biberach nie an Aktualität verloren. Leider hat man in den seither fast 40(!) Jahren nichts dazugelern­t.

Volker Wille, Oberviecht­ach

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