Schwäbische Zeitung (Biberach)
an Jochen Oelmayer, Obmann Schiedsrichtergruppe Riß
Wie oft hören Schiedsrichter auf, weil sie sich nicht mehr anpöbeln lassen wollen?
Nach jedem Neulingskurs sind es im Durchschnitt zwei, die deswegen aufgeben – vor allem im kleinen Jugendbereich, der E- und D-Jugend.
Sind eher die Trainer die Übeltäter oder die Zuschauer?
Manchmal die Trainer, aber überwiegend Eltern, die von draußen reinschreien.
Wie ist das zu erklären?
Das ist für mich schwer zu verstehen. Denn es geht doch in erster Linie darum, dass die Kinder Spaß haben und das Ergebnis zweitrangig sein sollte. Vielleicht ist es schlecht, dass mittlerweile sämtliche Tabellen im Internet abrufbar sind. Und es spiegelt die zunehmende Verrohung unserer Gesellschaft wider. Die Zuschauer lassen ihre unter der Woche angestauten Aggressionen am Schiedsrichter raus. Vor allem auf verbale Art.
Was lässt sich dagegen tun?
Wir als Schiedsrichter-Gruppe können nur die Vereine auffordern, auf die Übeltäter einzuwirken. Vorausgesetzt, die Fälle werden uns gemeldet: Vor allem die jungen Schiedsrichter trauen sich oft gar nicht, einen Vorfall zu melden, weil die Belastung für sie zu groß ist.
Fällt es dadurch schwerer, neue Schiedsrichter zu gewinnen?
Ja. Wir müssen schon mit einem deutlich höheren Aufwand als früher für das Amt werben.
Gibt es im Bezirk Riß noch genügend Schiedsrichter, um alle Spiele zu besetzen?
Leider nein. Seit dieser Saison können wir die Kreisliga-B-Reserven nicht mehr mit geprüften Schiedsrichtern versorgen. Da müssen sich die Vereine selbst um einen Spielleiter kümmern. Bisher scheint es zu funktionieren. Ich habe noch nichts Negatives gehört.