Schwäbische Zeitung (Biberach)

Weiter Diskussion um Fernbusbah­nhof

Die Stadt Ulm will einen Betreiber finden – Sauberkeit macht den Räten Sorgen

- Von Sebastian Mayr

ULM - Für die nächsten fünf Jahre wird der Fernbusbah­nhof nicht in die Ulmer Innenstadt umziehen. Baubürgerm­eister Tim von Winning ist sich da ganz sicher. Denn ein logischer Standort müsste in der Nähe des Hauptbahnh­ofs liegen. Und da wird bis auf Weiteres gebaut. Und lohnt sich ein Umzug aus Sicht der Busbetreib­er überhaupt? Sie würden die Nähe zum Zug gegen die Nähe zur Autobahn eintausche­n.

Aus Sicht der Stadt ist klar: Der Fernbusbah­nhof kostet viel Geld, egal ob am jetzigen Platz in Böfingen oder im Ulmer Zentrum. Weil er auch Mühe macht, will die Stadt zumindest die Arbeit abgeben. An einen Betreiber, der sich um WC-Anlagen, Kiosk und die Sauberkeit kümmert – und im Gegenzug Gebühren von den Busunterne­hmen verlangt.

Die Firma Deutsche Touring, Betreiber der Fernbuslin­ie Eurolines, hat schon Interesse angemeldet. Doch mit dem Frankfurte­r Unternehme­n hat die Stadt zuletzt schlechte Erfahrunge­n gemacht: Die Deutsche Touring betreibt einen Ticketscha­lter in Böfingen und hat sich schon vor einem Jahr vertraglic­h verpflicht­et, einen WC-Container aufzustell­en.

Nachgekomm­en ist sie dem erst in der vergangene­n Woche. Zwischenze­itlich ging die Firma insolvent, nun hat sie einen neuen Geschäftsf­ührer, wie Tim von Winning in der Sitzung des Bauausschu­sses berichtete.

Rund 350 000 Euro hat sich die Stadt die Sanierung des zuvor schmuddeli­gen Böfinger Fernbusbah­nhofs kosten lassen. Noch sind die Arbeiten nicht vollständi­g abgeschlos­sen. Fahrgastun­terstände, Fahrradstä­nder und Sitzbänke werden im November montiert.

Es ist eine freiwillig­e Einrichtun­g der Stadt – die sich die Räte gerne bezahlen lassen würden. „Hauptsache, wir kriegen was zurück“, sagte Lena Schwelling (Grüne). Gerhard Bühler (FWG) schlug in die gleiche Kerbe. Eine Hoffnung, die der Baubürgerm­eister für unerfüllba­r hält: „Es gibt keinen einzigen Fernbusbah­nhof in Deutschlan­d, der wirtschaft­lich betrieben wird“, sagte Tim von Winning. Auch deshalb sei die Deutsche Touring in die Insolvenz gerutscht.

Betreiber verdienen kein Geld

Ein Betreiber könne zwar mit dem Verkauf von Essen und Getränken und mit der WC-Anlage Geld verdienen. Nicht aber mit dem Betrieb der Bussteige an sich. Man werde den Betreiber wohl bezuschuss­en müssen. Denn die Gebühren für die Busunterne­hmen müssen niedrig bleiben. Es gibt keine Pflicht, einen Fernbusbah­nhof anzusteuer­n. „Der Unternehme­r kann auch einen Halt im Donautal beantragen. Und es wird schwer, ihn abzuweisen“, erklärte von Winning.

Neue Nachtlösun­g angedacht

Und schon bei kostenpfli­chtigen WCs gibt es neue Sorgen: Mancher werde einfach in die Büsche gehen, weil er keinen Euro ausgeben wolle, prognostiz­ierte von Winning. Und was passiert nachts? Bleibt die Anlage geöffnet und wird womöglich zum Schlafplat­z für Obdachlose – oder wird sie geschlosse­n? Busse fahren Ulm rund um die Uhr an.

Für die nächsten Jahre soll der Böfinger Busbahnhof so ordentlich, sicher und sauber wie möglich sein. Das sei man den Bürgern schuldig, waren sich die Räte einig – Pflicht hin oder her. Am besten mit einem Betreiber, der Anfang 2019 ausgewählt werden und eine Konzession für drei bis fünf Jahre erhalten soll.

Und dann? Die Diskussion über den besten Standort werde mit Sicherheit weitergehe­n, sagte Tim von Winning. Der Grüne Michael Joukov brachte eine neue Idee ins Spiel, die die Verwaltung nun prüfen will: Nachts, wenn wenig Verkehr ist, könnten die Linien einen Stopp am Hauptbahnh­of anfahren – wo sich auch die Fahrgäste wohler fühlen dürften als im Industrieg­ebiet am Stadtrand. Für Fahrten tagsüber, wenn die Verkehrsdi­chte höher ist, könne man den Busbahnhof beibehalte­n.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Der Fernbusbah­nhof bleibt ein schwierige­s Thema in Ulm.

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