Schwäbische Zeitung (Biberach)
Chris de Burgh
Chris de Burgh hat ein zwiespältiges Verhältnis zu seinem größten Erfolg „The Lady in Red“aus dem Jahr 1986. Seit der Song ihn weltweit bekannt machte, versucht er davon loszukommen. Ohne Erfolg. Bei jedem Konzert steigt der irische König der Popballaden von der Bühne und tanzt mit den Damen in roten Kleidern. Das gehört zur Show, aber glücklich ist er trotzdem nicht, dass sein Werk von über 250 Songs – wie etwa „Don't Pay the Ferryman“oder „High on Emotion“– auf diesen einen Titel reduziert wird.
Aber das hält ihn nicht davon ab, auf Tour zu gehen. Genauso wenig die Tatsache, dass er längst im Rentenalter ist und am Montag, 15. Oktober, seinen 70. Geburtstag feiert. Dass er ein erfolgreicher Popmusiker werden würde, war nicht geplant. Als Sohn eines britischen Diplomaten genoss de Burgh eine altmodische Erziehung in einem Elite-Internat. Als Teenager fing er an, zu singen, Gitarre zu spielen und Mini-Konzerte zu geben, bis er schließlich nach einem Uni-Studium sein Glück als professioneller Musiker mit einem Plattenvertrag für „Far Beyond These Castle Walls“(1974) versuchte. Es dauerte fast zehn Jahre, bis er 1986 mit dem Album „Into The Light“und der Auskoppelung „Lady in Red“weltweit zum Superstar der Popballaden wurde: Das Album verkaufte sich mehr als acht Millionen Mal.
Was den Iren von vielen Popstar-Kollegen trennt, ist der Mangel an Skandalen – wenn man von der oft zitierten Affäre mit dem Kindermädchen in den 1990ern absieht: Eine 40-jährige Ehe, drei erwachsene Kinder, Prinzessin Diana als Fan – bei vielen Kritikern gilt er alleine daher als uncool. Woran das liegt? De Burgh vermutet dazu in einem Interview: „Wegen meiner feudalen Sprechweise, weil ich noch nie auf Entzug war oder versucht habe, Selbstmord zu begehen, und ein ganz normaler Typ bin.“Uli Hesse