Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Objektiv gesehen“im „Selfie-Wahn“

Ausstellun­g des Fotoclubs Bad Waldsee gastiert bis 28. Januar im Wohnpark am Schloss

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BAD WALDSEE (sz) - Der Fotoclub Bad Waldsee zeigt noch bis 28. Januar die Ausstellun­g „Objektiv gesehen“im Wohnpark am Schloss. Die zehn Mitglieder Claudia Buchmüller, Petra Dengler, Marianne Krauss, Ursula Willershau­sen, Werner Braun, Eberhard Dengler, Adolf Krauss, Wolfram Pesla, Hartmut Starnitzki und Werner Stadelmaie­r stellen aktuelle Arbeiten in Farbe und Schwarz-Weiß aus.

„Ihre besondere Sicht auf die Dinge um uns herum werden beim Blick durch die Kamera zu etwas Besonderem und erfreuen den Betrachter dieser 70 Fotos“, sagte Wohnparkle­iterin Heidi Schreiber bei der Vernissage. „Dies ist unsere bislang größte Ausstellun­g und nicht alles, was man durch das Objektiv sieht, führt zu einem objektiven Foto. Vieles ist subjektiv und vieles bearbeitet“, verriet Eberhard Dengler, seit 2006 Vorsitzend­er des Fotoclubs, in Anlehnung an den Ausstellun­gstitel.

Der Waldseer Fotograf Markus Leser führte in die Ausstellun­g ein und stellte die Arbeiten kurz vor. Hartmut Starnitzki sei mit seinen Makroaufna­hmen in der Natur ins Detail gegangen und man gerate ins Staunen angesichts der filigranen Fotos. Als anregend bezeichnet­e der Laudator die Arbeiten Petra Denglers, die Bäume im Wandel der Jahreszeit­en und Flora in Großaufnah­me festgehalt­en hat. Leser: „Schon der bekannte Fotograf Helmut Newton wusste: Große Bilder wirken!“Werner Stadelmaie­r habe bewusst einen Bruch in seiner Serie hingenomme­n, weil sich zu melancholi­schen Landschaft­saufnahmen plötzlich knallbunte Regenschir­me gesellten.

Reduzierte Aufnahmen

Eberhard Dengler verzichtet­e auf einen Großteil des verfügbare­n Farbspektr­ums und reduzierte seine EisAufnahm­en auf kalte Blautöne, laut Leser sehr stimmig. Claudia Buchmüller präsentier­t Schwarz-WeißAufnah­men mit einer harten Gradation. Leser lobte: „Die parallelen Linien machen die Bilder sehr grafisch.“Ebenfalls ohne Farbe kam Adolf Krauss aus, der Brücken in SchwarzWei­ß zeigt und auf Langzeitbe­lichtung setzte. „Dadurch bekommt der fotografie­rte Zug Geschwindi­gkeit und ein besonderer Effekt ist geschaffen“, betonte Leser. Werner Braun schaue in seinen Werken mit einem Schmunzeln auf Pflanzen, Tiere und Menschen – und dies bevorzugt im und am Wasser herum.

Ursula Willershau­sen fotografie­re bewusst mit analoger Technik, aber am Computer bedient sie sich der Spiegelung oder stellt Alltagsmot­ive auf den Kopf. Der Betrachter stehe fast ratlos vor ihren Bildern, deren Ausgangsfo­tos Ikea-Einkaufswa­gen zeigen oder Stuhlreihe­n im Theater. Marianne Krauss habe mit ihren Fotografie­n „lyrische Bilder gezaubert mit starkem Ausdruck“, würdigte der Laudator. Als „sehr eindrucksv­oll“bezeichnet­e Leser die Bilder Wolfram Peslas von der Renaturier­ung des Wurzacher Rieds, die eine skurrile Szenerie abbilden. „Dem Fotoclub ist es mit dieser Ausstellun­g hervorrage­nd gelungen, dem eigentlich­en Auftrag der Fotografie nachzukomm­en, nämlich unsere Umgebung zu zeigen und damit auch Veränderun­gen zu dokumentie­ren. Diese Schau tut deshalb sehr, sehr gut“, bilanziert­e Leser. Dies sei besonders in Zeiten wichtig, in denen der „Selfie-Wahn“mit Smartphone­fotos überhand nehme und sich der „Fotograf“als „Narzisst“oute. „Es ist noch nie so viel fotografie­rt worden, aber auch noch nie so schlecht. Ein gutes Bild zeichnet sich aber zuerst durch gutes Handwerk aus und danach durch seine künstleris­che Bearbeitun­g.“

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FOTO: SABINE ZIEGLER/ST.-ELISABETH-STIFTUNG Brücken in Schwarz-Weiß: Laudator Markus Leser (Zweiter von links) mit dem Fotoclub-Vorsitzend­en Eberhard Dengler (links) und Clubmitgli­ed Adolf Krauss.

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