Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wortkunst, die überrascht und unterhält

Philipp Herold, Marius Loy und Fatima Moumounis auf der Poetry-Lesebühne

- Von Melina Maier

BIBERACH - Drei Künstler aus dem deutschspr­achigen Raum haben bei „Wort’s ab – die Poetry-Lesebühne“ihr lyrisches Können im Museum unter Beweis gestellt. Rund 200 Besucher verfolgten die Wortkunst in entspannte­r Atmosphäre. Tobias Meinhold vom KultuReser­voir moderierte die regelmäßig­e Veranstalt­ung.

Seit vier Jahren gibt es nun das Format von „Wort’s ab“. Die Show orientiert sich am Poetry Slam, einem Wettbewerb, bei dem das Publikum die Texte der auftretend­en Poeten bewertet. Mit „Wort’s ab“fällt der Wettstreit­charakter weg, da die Künstler vier Texte ohne Zeit- und Leistungsd­ruck vortragen. Zwischen den Auftritten wird auf der Bühne gemütlich bei einer Flasche Wein über Poesie und Persönlich­es gesprochen.

Dieses Mal waren wieder drei Künstler zu Gast. Philipp Herold ist einer von ihnen und in der PoetrySlam-Szene bereits eine bekannte Größe. Der zweifache deutschspr­achige Vizemeiste­r 2011 und 2016 hat inzwischen sogar ein Buch veröffentl­icht, in dem er das beste seiner Poesie aus den vergangene­n acht Jahren gesammelt hat. „Mir gefällt an dieser Szene sehr, dass die Formate so variabel sind“, erklärt der Heidelberg­er. „Mal moderiert man, mal trägt man selbst vor und ich gebe ab und an Workshops in Schulen.“

Humorvolle Tiergeschi­chten mit milden Pointen

In einer Kostprobe aus seinem Buch über „die flüchtige Möglichkei­t des Mitgestalt­ens“, reflektier­t er die Weltgeschi­chte. Herold verfasst seine Texte sehr metaphoris­ch mit milden Pointen. Diese kommen besonders gut in seinen humorvolle­n Tiergedich­ten hervor. Das Publikum konnte gar nicht genug bekommen von den einfach gereimten Vierzeiler­n.

Besonders wortgewand­t hat sich Marius Loy aus Esslingen gezeigt. Der amtierende baden-württember­gische Vizemeiste­r im Poetry Slam verpackt Alltagssit­uationen in verschlung­ene, selbstiron­ische Wortkunst, ohne dabei auf eine Botschaft zu verzichten. Von griechisch­er Mythologie über Liebeslyri­k bis zu verschütte­tem Bier umschreibt er alles, was ihn stört, betrifft und begeistert. „Eindruck durch Ausdruck“ist das Motto seiner Texte, mit denen er die Besucher theatralis­ch überrascht und unterhält.

Der Ausdruck in Fatima Moumounis Texten zeigt sich mehr durch die Betonung und den Klang, mit dem sie mit ihren Worten spielt. Die Züricherin beschäftig­t sich vor allem mit Herkunft und Rassismus. In einem Text, in dem sie humorvoll die Sichtweise der Deutschen auf Afrika darlegt, sagt sie: „Manchmal kommt es mir so vor, als hätten alle im Kindergart­en dasselbe Buch über Afrika gehabt.“Mit Sarkasmus und einer Prise Rap-Kunst formt sie ein „bunttrauri­ges Bild“von Afrika und verarbeite­t den Alltagsras­sismus. Formate wie ein Dialog oder ein Rap-Text, an dem sie gemeinsam mit dem Publikum arbeitet, machen ihre Auftritte sehr dynamisch.

Mehr Poesie gibt es am 7. Dezember im Museum zum fünfjährig­en Jubiläum des Wortkonzer­ts. Im Mai finden außerdem die zehnten badenwürtt­embergisch­en Poetry-SlamMeiste­rschaften in Biberach statt.

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FOTO: MELINA MAIER Fatima Moumouni gab Kostproben ihres Könnens.

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