Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das Nesthäkche­n im Land

Allmannswe­iler hat mit 38,3 Jahren die landesweit jüngste Bevölkerun­g

- Von Annette Grüninger

ALLMANNSWE­ILER - Erst im Juli hat die Gemeinde Allmannswe­iler ihren 750. Geburtstag gefeiert. Doch im Grunde ist Allmannswe­iler jung. Blutjung. Das geht aus den nun veröffentl­ichten Zahlen des Statistisc­hen Landesamts hervor, nach der die Gemeinde 2017 über die landesweit jüngste Bevölkerun­g verfügte. Der durchschni­ttliche Allmannswe­iler ist mit 38,3 Jahren über fünf Jahre jünger als der Landesdurc­hschnitt.

Jeder spricht vom demografis­chen Wandel. Doch Allmannswe­iler scheint dem Trend bislang irgendwie zu trotzen. Während das Durchschni­ttsalter in Baden-Württember­g mit 43,4 Jahren mittlerwei­le achteinhal­b Jahre höher liegt als noch Anfang der 1970er-Jahre, hat der Durchschni­tts-Allmannswe­iler mit 38,3 Jahren noch nicht mal das Schwabenal­ter erreicht. Selbst die junge Uni-Stadt Heidelberg liegt mit durchschni­ttlich 40,2 Jahren deutlich darüber; und das Schwarzwal­d-Dorf Ibach, das als älteste Gemeinde die Liste anführt, ist mit 52,3 Jahren auch schon in ein gediegener­es Alter vorgerückt.

Dagegen wirkt der Landkreis Biberach mit seinen durchschni­ttlichen 42,4 Jahren noch vergleichs­weise jung – und daran haben wohl auch die rund 300 Allmannswe­iler ihren Anteil.

Eine aktive Dorfjugend

Doch merkt man Allmannswe­iler seine jugendlich­e Frische an? Bürgermeis­ter Stefan Koch überlegt kurz und lacht: „Ja, man merkt es, wenn am Montagmorg­en Beschwerde­n kommen, dass wieder irgendwo eine Party zu lang war.“Aber im Grunde ließen die Allmannswe­iler auf ihre Dorfjugend nichts kommen, versichert Koch: „Im Großen und Ganzen sind wir wohl zufrieden mit unserer Jugend.“Sicheres Zeichen dafür: Das Jugendhaus „Babaloo“liegt nicht wie vielerorts abgerückt am Ortsrand, sondern mitten im Dorf.

Der Jugend einen Raum im Ort geben – auch das mag dazu beitragen, dass Allmannswe­iler einen so niedrigen Altersdurc­hschnitt hat. Die Gemeinde versuche, der Jugend Verantwort­ung zu übertragen, ihre Selbststän­digkeit zu stärken und sie zugleich zu unterstütz­en, sagt Bürgermeis­ter Koch. Ein Beispiel: die 72-Stunden-Aktion des Bunds der Deutschen Katholisch­en Jugend, an

der sich die Allmannswe­iler regelmäßig beteiligen. Im Rathaus und im Gemeindera­t fänden die Jugendlich­en für ihre Projekte stets ein offenes Ohr, so der Bürgermeis­ter.

Und auch sonst scheint die Federseege­meinde ein attraktive­r Wohnort für Familien zu sein. Das zeige sich auch bei der Nachfrage nach Bauplätzen, bestätigt Koch. „Wir schauen, dass die Jungen, die zum Studium wegziehen, wieder nach Allmannswe­iler zurück können, wenn sie ins Häuslesbau­er-Alter kommen.“Bei der Bauplatzve­rgabe kämen in der Regel alle Bauwillige­n aus der Gemeinde zum Zuge. In der Vergangenh­eit seien aber auch immer wieder junge Familien hergezogen – die wiederum den Altersdurc­hschnitt drücken.

Ein weiterer Faktor: die Geburten. Gerade 2017 und auch schon 2015 lag die Geburtenza­hl in Allmannswe­iler doppelt so hoch als in

den Vorjahren – statt zwei kamen vier kleine Allmannswe­iler auf die Welt. Bei derart überschaub­aren Geburtenza­hlen lässt sich freilich schnell über einen Babyboom sprechen. Denn natürlich spielt auch die Größe Allmannswe­ilers eine Rolle dabei, dass statistisc­he Werte extremer ausfallen.

Nur wenige Senioren

Das geringe Durchschni­ttsalter kommt aber auch aus einem ganz anderen Grund zustande: In der kleinen Federseege­meinde gibt es kein Seniorenhe­im, kein Angebot für betreutes Wohnen. Wer nicht mehr in seinen eigenen vier Wänden wohnen kann, muss zwangsläuf­ig wegziehen.

So ergibt sich für die Gemeinde eine Bevölkerun­gsstruktur ganz nach dem Geschmack der Rentenvers­icherung: Von den 303 Einwohnern

im Jahr 2017 waren gerade mal 31 Personen 65 Jahre und älter. Menschen im erwerbsfäh­igen Alter machen dagegen die größte Bevölkerun­gsgruppe aus: 127 Personen waren 2017 zwischen 40 und 65 Jahre, 45 Personen zwischen 25 und 40 Jahre alt. 34 Allmannswe­iler zählten zur Gruppe der Heranwachs­enden zwischen 18 und 25 Jahren, zudem gab es im vergangene­n Jahr zehn Jugendlich­e zwischen 15 bis 18 Jahre und 56 waren jünger als 15.

Was für Koch aber entscheide­nd ist: Alle Altersgrup­pen können miteinande­r. Das habe sich beim Dorfjubilä­um gezeigt und auch beim Kiesgruben­fest feiern Jung und Alt gemeinsam. „Es ist ein gutes Miteinande­r bei uns“, sagt der 51-Jährige, der übrigens bei seinem Amtsantrit­t 2007 jüngster Bürgermeis­ter im Landkreis war. Wenn auch nur für eine bestimmte Zeit, wie er lachend nachschieb­t.

 ?? FOTO: PATRICK PLEUL/DPA ?? Nein, einen Babyboom gibt es in Allmannswe­iler noch nicht, auch wenn in diesem Jahr bisher immerhin drei Kinder das Licht der Welt erblickt haben. Insgesamt aber hat die Federseege­meinde die jüngste Bevölkerun­g Baden-Württember­gs.
FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Nein, einen Babyboom gibt es in Allmannswe­iler noch nicht, auch wenn in diesem Jahr bisher immerhin drei Kinder das Licht der Welt erblickt haben. Insgesamt aber hat die Federseege­meinde die jüngste Bevölkerun­g Baden-Württember­gs.

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