Schwäbische Zeitung (Biberach)
Papierfrieden hilft in 260 Fällen
Ehrenamtliche unterstützen bei Bewerbungen und Bürokratie – Wer die Klienten sind
BIBERACH (sz) - Im November vergangenen Jahres ist das Projekt Papierfrieden im Livingroom der Caritas gestartet. Initiiert und finanziert durch „1:1 – Mensch zu Mensch“der Bürgerstiftung Biberach. Zweimal wöchentlich unterstützen mittlerweile zehn Ehrenamtliche bei Bewerbungen, bieten vorbereitende Hilfe und Orientierung in Behördendingen oder geben Rat in Alltagsfragen. Und das nicht mehr nur ausschließlich für Geflüchtete. Unterstützt wird das Projekt von der mobilen Jugendarbeit von Jugend Aktiv.
Claudia Allgeier, Angelika Kiefer, Doris Mock, Ariane Müller, Gabriele Pakulla, Klaus Brauner, Rainer Kahle, Wolfgang Dürrenberger, Werner Drews und Thomas Fettback sind Kümmerer: Dienstags von 9 bis 11 Uhr und freitags zwischen 14.30 und 16.30 Uhr sind mindestens zwei von ihnen im Livingroom der Caritas. Ausgerüstet mit Notebooks, Scanner, Drucker, Büromaterial, USB-Sticks, einem Ordner mit Behördenwegweisern und wichtigen Adressen sowie einem großen Wissen warten sie auf ihre Klienten. Die können mit ihren Anliegen und Problemen vorbeikommen.
„Wir sind ein niederschwelliges Angebot“, so Initiator Fettback. Jeder könne ohne Termin kommen. Ein zentrales Anliegen des Papierfriedens sei es, die Klienten an die richtigen Fachberatungsstellen zu vermitteln und sie auf ihren Besuch dort bestmöglich vorzubereiten. Man erkläre Sachverhalte und sorge dafür, dass die Menschen ihre Unterlagen komplett haben.
Bewerbungshilfen gefragt
In gut zehn Monaten waren es bereits mehr als 80 Öffnungstage und 260 Beratungen, so die Statistik. Im Schnitt kamen etwas mehr als drei Ratsuchende pro Tag. Ein Gespräch dauert in der Regel etwas mehr als eine Stunde. Der Schwerpunkt liegt auf Hilfen bei Bewerbungen (52 Prozent), gefolgt von Beratungen in Behördenangelegenheiten (28 Prozent) und sonstigen Angelegenheiten (20 Prozent). Unter „Sonstiges“fallen Fragen zu Mietangelegenheiten, Wohnungssuche, Hilfen im Alter, bei Steuererklärungen oder Schulangelegenheiten sowie Vermittlung von Sprachkursen oder auch mal die Gründung einer Sportgruppe.
Die zehn Ehrenamtlichen haben an den Öffnungstagen ohne Vor- und Nachbereitung knapp 350 Stunden geleistet. Kamen die Besucher zunächst fast ausschließlich aus dem Stadtgebiet, hat sich das Einzugsgebiet mittlerweile aufs Umland ausgedehnt. Die meisten haben Migrationshintergrund, „aber nicht alle“, erläutert Klaus Brauner, der die organisatorische Abwicklung übernommen hat und eine detaillierte Statistik führt. Auch Einheimische besuchen den Papierfrieden, der immer bekannter wird: „Immer öfter kommen Bekannte ehemaliger Ratsuchender“, so Brauner.
Höflich und bescheiden
Gisela Eggensberger, Vorsitzende der Bürgerstiftung Biberach, ist angetan von der Bilanz: „Das ist ein richtig toller Erfolg“, schreibt sie unter anderem dem Papierfrieden-Team. Der weitaus überwiegende Teil der Ratsuchenden sei sehr höflich, bescheiden und dankbar, so Fettback. „Hier wird auch gelacht.“Besonders natürlich, wenn sich Beratungserfolge einstellen, Zuschüsse oder Stundungen gewährt, belastende Entscheidungen aus der Welt geschafft oder nachweislich eine qualifizierte Arbeitsstelle vermittelt wurden.
Interessierte Helfer sind im Beratungsteam willkommen. Nähere Informationen dazu unter mail@thomas-fettback.de